Taxi 503 (German Edition)
mit Marc reden können. Nein, sie hätte mit ihm reden MÜSSEN.
Es schien so einfach gewesen zu sein – aber sie wusste auch zu gut, dass es das nicht war. Nicht für sie.
Und was würde jetzt auf sie zukommen?
Sie würde gegen ihn aussagen müssen. Abby hatte ein bisschen Angst davor. Wenn sie der Polizei alles erzählen würde, wie würde man darauf reagieren?
Würde man sie als dummes Naivchen sehen? Jeder wusste doch, dass man sich auf Erpressungen nicht einlassen sollte.
Doch das alles sah eben anders aus, wenn man selbst betroffen war.
Marc küsste sie zärtlich auf die Lippen und unterbrach so auf angenehme Weise ihre Grübeleien.
„Versuch zu schlafen, mein Engel“, raunte er an ihrem Mund. „Ich pass’ auf dich auf.“
„Ja“, sie lächelte ihm scheu zu, dann fielen ihr tatsächlich die Augen zu.
Marc hielt sie ganz fest, bis er endlich ihre gleichmäßigen Atemzüge hörte.
Sie war wieder da, seine Abby, er hatte sie wieder!
Doch um welchen Preis, er durfte gar nicht daran denken, was heute beinahe geschehen wäre.
Es dauerte sehr lange, bis er endlich in den Schlaf fand.
Am nächsten Morgen war er früh auf, doch er hatte das erste Mal seit einer Woche fest geschlafen. Abby war noch nicht wach, sie lag immer noch in unveränderter Position neben ihm.
Marc betrachtete sie besorgt, sie wirkte völlig fertig, aber das war ja auch kein Wunder.
Leise stand er auf, dann nahm er das Telefon und rief Anni an.
Sie stieß einen Schrei aus, als sie hörte, was passiert war, war dann aber erleichtert, als Marc ihr erklärte, dass Abby soweit okay war.
„Es ist gut, dass endlich alles raus kommt. Man kann dieses Schwein gar nicht hart genug bestrafen“, schimpfte sie dann ins Telefon.
Marc stutzte kurz, solche Worte kannte er von seiner Oma sonst gar nicht.
„Und Marc: Sie braucht Hilfe, fachmännische Hilfe. Du kannst das nicht leisten, du steckst da selbst zu tief mit drin. Und dass sie sich überhaupt so unter Druck hat setzen lassen, zeigt doch nur, wie wenig sie in sich gefestigt ist. Ich kann mit ihr darüber reden, wenn du es nicht tun willst.“
Marc war dankbar für ihr Angebot. „Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn du mit ihr sprichst.“
„Melde dich, wenn ihr bei der Polizei wart. Ich komm’ dann mal vorbei.“
Gegen zehn Uhr meldete sich telefonisch die Kriminalpolizei. Abby schlief noch tief und fest, als Marc das Gespräch entgegen nahm.
Er versprach, mit ihr am Nachmittag vorbeizukommen, zufrieden hörte er, dass ein gewisser Jürgen Horn gestern ein vollständiges Geständnis abgelegt hatte, die beiden anderen schwiegen allerdings beharrlich.
„Die Aufnahmen der Taxizentrale sind sehr hilfreich“, erklärte ihm der Ermittlungsbeamte. „Wenn Frau Bartholdy jetzt auch noch aussagt, hat Herr Miebach tatsächlich gute Chancen, für lange Zeit im Gefängnis zu verschwinden“, fügte der Polizist noch hinzu. „Und wenn ich ehrlich sein darf: Mir ist schon viel untergekommen, aber so viel Niederträchtigkeit und Dreistigkeit habe ich selten erlebt.“
Marc wählte die Nummer der Anwaltskanzlei. Manchmal hatte es doch einen Vorteil, wenn man der Sohn von Manfred Warnke war. Die Anwältin opferte sofort bereitwillig ihre Mittagspause und war bereit, Abby und Marc zu empfangen.
Falls seine Süße denn heute nochmal wach werden würde. Es tat ihm leid, sie wecken zu müssen.
Als sie die Augen aufschlug, schaute sie ihn erst mal ungläubig an – und dann schenkte sie ihm ihr unglaubliches Lächeln.
„Guten Morgen“, Marc beugte sich über sie und gab ihr einen zärtlichen Kuss, zu seiner Erleichterung erwiderte sie ihn sofort.
„Es tut mir leid, aber ich würde dich bitten, aufzustehen. Wir haben gegen zwölf einen Termin bei einer Anwältin.“
„Eine Anwältin?“, schnell setzte sie sich hin. „Wozu denn eine Anwältin? Also… was habe ich denn falsch gemacht?“
„Du hast gar nichts falsch gemacht. Ich möchte das alles nur gerne fachmännisch betreuen lassen. Das kann nie schaden, wenn sich von unserer Seite da noch jemand einmischt.“
„Ist das wirklich nötig?“, Abby nagte an ihrer Unterlippe. Sie wollte so wenig Aufhebens wie möglich um die Sache machen. Es war ihr schon unangenehm genug, wenn sie an die Aussage bei der Polizei dachte.
„Ich finde schon, dass das besser ist“, zärtlich streichelte er durch ihr Gesicht. „Keine Sorge, mein Engel. Wir stehen das gemeinsam durch.“
Abby krabbelte auf
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