Taxi 503 (German Edition)
Anspannung stieg ins Unermessliche. Doch wenn er schon so nervös war, wie würde es dann erst seiner Süßen gehen?
Die Anklageschriften wurden vorgetragen, als der Staatsanwalt den Namen Abigail Warnke das erste Mal erwähnte, ging ein Raunen durch die Zuschauer. Klaus Miebachs Augen wurden ganz groß, und für einen Moment war er richtig blass um die Nase. Er sah Marc direkt in die Augen – sein Blick war voller Hass.
Das Vortragen der zur Last gelegten Taten dauerte bei Klaus natürlich am längsten. Marc bekämpfte seine Übelkeit, als es um den sexuellen Missbrauch an der zehnjährigen Abby ging.
Anschließend fragte der Richter, ob einer der Angeklagten dazu Stellung beziehen wollte, es meldete sich aber nur Jürgen Horn.
Er berichtete von Klaus’ Plan, Abby zu erpressen, da sie jetzt doch mit dem bekannten Schauspieler liiert war. Bei allem, was dieser Horn von sich gab, schwang mit, dass es ihm leid tat. Und Marc glaubte ihm sogar.
Er wirkte wirklich reumütig und entschuldigte sich mehrfach für seine Taten. Als das Band abgespielt wurde, hörte man auch deutlich seine Stimme und das Entsetzen darüber, dass Klaus Miebach die kleine Abby missbraucht hatte.
Er betonte aber, dass sie nicht wirklich vorhatten, Abby zu zwingen, in einem Bordell zu arbeiten, sondern dass sie ihr nur Angst einjagen wollten.
Dann wandte Jürgen Horn sich auch noch einmal direkt an Marc und bat ihn um Verzeihung.
Doch Marc hatte damit so seine Probleme, auch wenn er ihm zugutehielt, dass er gestanden hatte.
Anschließend wurde Abby hereingebeten, Marc sah sofort, wie ängstlich sie war.
Abby entdeckte Marc und Melissa zum Glück gleich. Marc zwinkerte ihr zu und sie atmete noch einmal tief durch, als sie sich setzte.
Für einen Moment schaute sie auf die Seite, wo die Angeklagten saßen, ihr Magen rebellierte sofort, als sie ihn sah.
Er grinste sie nur abfällig an, und Abby sah direkt weg.
‚Du kannst das, Abby’ , machte sie sich selbst Mut, sie dachte an Melissas Worte. ‚Finde einen Abschluss mit dem Ganzen. Die Verhandlung ist der beste Ort dafür.’
Der Richter nickte ihr freundlich zu, genauso wie ihre Anwältin Angelika Wiese.
Abby wurde gebeten, alles zu erzählen, man überließ ihr, wo sie anfangen wolle.
Abby holte noch einmal tief Luft und fing an, von ihrer Kindheit zu berichten.
Anfangs ging alles sehr stockend, einmal rief er etwas dazwischen, er wurde sofort vom Richter ermahnt, der drohte, ihn des Saales zu verweisen.
Abby bemühte sich, sich nicht ihre Verunsicherung wegen seiner Störung anmerken zu lassen, und redete weiter.
Marc war richtig stolz auf sie. Auch wenn das, was sie erzählte, wirklich abscheulich war, Abby hielt sich tapfer, selbst der unerhörte Zwischenruf von diesem Miebach schien sie nicht sonderlich aus der Bahn zu werfen.
Marc wäre dafür am liebsten auf ihn losgegangen, Anni hatte danach seine Hand genommen und sie fest gedrückt.
Anschließend wurden ihr Fragen gestellt, sehr intime Fragen, die sie alle souverän beantwortete. Marc war so froh, dass sie zu der Therapeutin ging, sie schien Abby gut vorbereitet zu haben.
Es wurde ein Gutachten vorgelesen, das Abbys Glaubwürdigkeit unterstrich.
Die Anwälte der Angeklagten versuchten zwar, sie mit ein paar Fragen zu verunsichern, aber Abby blieb bei ihren Aussagen.
Sie hoffte inständig, dass sie überzeugend wirkte, zwischendurch huschte ihr Blick immer zu Angelika Wiese, die ihr stets aufmunternd zulächelte.
Endlich war es geschafft, Abby durfte den Zeugenstand verlassen. Zuerst überlegte sie, den Gerichtssaal zu verlassen, doch nach ihr wurde ihre Mutter aufgerufen, jetzt siegte doch die Neugier bei Abby und sie setzte sich neben ihre Anwältin.
Eva Bartholdy sah schlecht aus, hatte tiefe Ränder unter den Augen und wirkte sehr blass, als sie den Gerichtssaal betrat. In Abby kam die Sorge um ihre Mutter wieder hoch, obwohl sie in der letzten Zeit nicht gut auf sie zu sprechen war.
Abby beobachtete sie gespannt, dann sah sie hinüber zu Marc, der ihre Mutter mit eisigem Blick musterte.
Eva Bartholdy wurde befragt, ob sie etwas von der Erpressung ihrer Tochter mitbekommen hätte. Sie verneinte und erzählte, dass sie im festen Glauben war, ihr Lebensgefährte hätte einen Job.
Der Staatsanwalt bohrte weiter nach, ob sie denn nie einen Verdacht geschöpft hätte, wieder kam ein klares Nein von ihr.
„Kommen wir zu dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von
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