Taxi 503 (German Edition)
viel zu aufgekratzt war.
Nervös lief sie in der Wohnung umher, fand nicht die Ruhe, sich mal hinzusetzen, was Marc schier wahnsinnig machte.
„Soll ich deine Therapeutin anrufen?“, fragte er sie dann.
„Nein, nicht nötig“, Abby schüttelte den Kopf, konnte aber nicht aufhören, herumzulaufen.
„Meine Mutter… meinst du, sie bekommt auch eine Strafe?“, sie schaute Marc ängstlich an. „Der Staatsanwalt hat so was angedeutet.“
„Verdient hätte sie es“, knurrte Marc, dann fing er aber Abbys erschrockenen Blick auf. „Ich glaube nicht“, sagte er schließlich besänftigend.
Abby hielt es nicht mehr aus, sie griff nach ihrer Jacke und den Wohnungsschlüsseln.
„Abby, wo willst du denn hin?“, Marc fing sie gerade noch im Flur ein und hielt sie sanft fest.
„Ich… ich hole mir Zigaretten“, sagte sie mit entschuldigendem Blick. „Tut mir leid, ich muss jetzt eine rauchen.“
„Schon gut“, er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Bleib hier, ich werde gehen.“
Marc stand extra früh auf, um die Zeitungen zu holen. Lange hatte er mit sich gerungen, ob er das überhaupt tun sollte, aber es war wohl besser, wenn sie wussten, was geschrieben wurde.
’Schockierende Enthüllungen: Marc Warnkes Frau über Jahre als Sex-Sklavin gehalten!’
„Na Klasse“, stöhnte Marc laut auf. ‚Diese Schmierfinken’ , schimpfte er innerlich.
’Überraschung zum Prozessauftakt: Marc Warnke und Abigail Bartholdy haben heimlich geheiratet.’
’Grausame Kindheit. Von alkoholabhängiger Mutter vernachlässigt, von deren Lebensgefährten sexuell missbraucht.’
In diesem Stil zog sich die Berichterstattung durch sämtliche Zeitungen. Mal mehr, mal weniger reißerisch, aber der Prozess war das Top-Thema überall.
Als er die Wohnung aufschloss, war Abby schon dabei, das Frühstück zu machen. Sie war blass um die Nase, was wohl auch kein Wunder war.
„Hallo, mein Engel“, lächelte er ihr zu.
„Und? Ist es sehr schlimm?“, sie wagte gar nicht erst, einen Blick in die Zeitungen zu werfen.
„Erwartungsgemäß, leider“, nickte er. „Ein paar Zeitschriften schlagen mal wieder über die Stränge, ich hab‘ es nur überflogen, aber eventuell kann sich die Kanzlei von Frau Wiese damit befassen.“.
„Oh je“, jammerte Abby weinerlich. „Genauso hab’ ich mir das immer vorgestellt.“
„Abby“, Marc erschrak richtig, als er die Verzweiflung in ihren Augen sah. „Das wird sich legen. Das ist jetzt nur die erste Sensationslust. Ganz vergessen wird die Öffentlichkeit die Sache wohl nie – aber das ist auch gut so, denn was dir passiert ist, ist ein schlimmes Verbrechen. Aber sobald alle sehen, wie wir damit umgehen, wird das Interesse auch verblassen, du wirst sehen.“
Doch für Abby war das alles nicht so einfach und klar. Sie griff mit zitternden Händen nach den Zeitungen und las sie alle gründlich durch.
Es war entsetzlich, es war einfach nur entsetzlich.
Für Abby war dies alles ein Albtraum und ihr graute jetzt schon davor, wieder bei Gericht erscheinen zu müssen.
„Hey“, Marc hockte sich vor sie hin und griff nach ihren Händen. „Du musst doch heute nicht mitkommen. Ich werde alleine gehen. Soll ich Anni bitten, dass sie bei dir bleibt?“
„Aber… aber ich möchte dabei sein, wenn Charlie aussagt. Sie ist bestimmt sehr aufgeregt und…“
„… und sie wird es verstehen, dass du nicht in der Lage bist, anwesend zu sein. Frau Wiese wird deine Interessen vertreten, Darling. Du musst nicht hingehen.“
„Dann… dann würde ich wirklich gerne hier bleiben. Ich könnte mit Kumpel in den Wald fahren und dort spazieren gehen“, antwortete sie heiser.
Insgeheim war Marc auch froh, dass sie nicht mitkommen würde. Sie hatte so unruhig geschlafen und ein paar Mal im Traum geredet. Er hoffte inständig, dass sie das gut durchstehen würde, Melissa Ziegler hatte schon angedeutet, dass das für Abby ein wahrer Kraftakt werden würde.
Vor dem Gerichtssaal war heute noch mehr los als am vorherigen Tag. Die Neuigkeit, dass Abby und Marc verheiratet waren, schien noch mehr Neugierige anzulocken.
Marc traf sich wieder mit der Anwältin, die sofort Verständnis dafür hatte, dass Abby nicht anwesend sein wollte.
„Man konnte ihr anmerken, wie schwer ihr gestern alles fiel“, sagte sie mitfühlend. „Heute wird es wohl nicht so lange dauern, die Beweisaufnahme ist ja bald abgeschlossen.“
Zu Marcs Überraschung saß auch Eva
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