Taxi
anjekommen und deswegen konnte ick mein Begrüßungsgeld nicht abholen. Da hattick nich mit jerechnet, dass ich ja …«
»Halt wenigstens den Mund, wenn du schon nicht zahlst«, sagte ich. Als ich ihn los war, beschloss ich, noch schnell eine Runde für mich allein zu drehen, bevor ich Feierabend machte. Ich bog in die Volksparkstraße ab, fuhr unter der A-7 durch und durchstreifte das Industriegebiet rund um den Bahnhof Eidelstedt. Ich mochte diese Gegend, weil hier nachts keine Menschen herumliefen. Auf Natur legte ich nicht besonders viel Wert, Hauptsache, es gab keine Menschen. Am Straßenrand stand eines von den Mergolan-Taxis, der Einszwovier. Das Dachschild leuchtete nicht, aber jemand saß hinter dem Steuer und rauchte bei geöffnetem Fenster. Nusske. Ich hielt direkt daneben, beugte mich über den Beifahrersitz und kurbelte das Seitenfenster herunter.
»Na«, sagte ich. »Was machst du denn hier. Kannst du dich gar nicht mehr von deinen Taxen trennen?«
Nusske führte die Zigarette zu seinem Mund, inhalierte tief und atmete wieder aus.
»Ach, verflucht«, sagte er.
Ich folgte seinem Blick. Dort hinten gab es nichts außer einem Laternenpfahl.
»Gestern bin ich hier schon mit Udo gewesen«, sagte Nusske. »Wir haben zwei Stunden hier gestanden, aber keiner von uns hat sich getraut.«
»Lass uns die Taxen wegstellen und was trinken gehen«, sagte ich.
»Nee, ich muss morgen um sieben wieder aufstehen.«
»Okay, dann lass ich dich hier noch ein bisschen alleine rauchen. Du willst doch bloß das Taxi verschrotten, oder? Du willst dich doch nicht umbringen?«
»Nicht, bevor ich meine Schulden zurückgezahlt habe«, sagte Nusske.
44
Ich hatte wieder Post. Besondere Post. So stand es jedenfalls auf dem Umschlag. Außerdem stand da: Bitte beachten: Persönlich an den Empfänger zu übergeben. Darum hatte der Postbote sich aber nicht geschert. Außerdem war die Rückseite des Umschlags von einem Generaldirektor sowie von einer Auszahlungsabteilung als gelesen und genehmigt unterschrieben und abgestempelt. Und auf einem gelb hervorgehobenen Streifen stand sehr groß: Frau Terweg! Dieses Angebot gilt nur für Sie. Öffnen Sie schnell!
Frau Terweg? Gleich zwei Rechtschreibfehler in meinem nun wirklich nicht besonders langen Namen. Und weder dem Generaldirektor, noch der Auszahlungsabteilung war das aufgefallen. Dazu war der Brief diesmal in einem unangenehm patzigen Ton gehalten:
»Also wirklich, Frau Terweg,
muss ich Ihr Schweigen so verstehen, dass Sie die fantastische Summe von 25.000 DM nicht interessiert? Am 14. März habe ich Ihnen per Post mitgeteilt, dass Ihnen ein Geldgewinn zusteht. Die einzige Formalität, um die wir Sie baten, bestand darin, in kürzester Zeit zu antworten. Falls ein Irrtum unsererseits vorliegt, haben wir trotzdem noch nichts Neues von Ihnen gehört. Nein, Frau Terweg, es ist noch nicht zu spät, um Ihren Preis anzufordern.
… aber beeilen sie sich. Denn in Ihrer persönlichen Gewinnakte ist folgender Verweis vermerkt: Ohne Anforderung und ohne Antwort Ihrerseits, wird das Spiel definitiv beendet.«
Auf der Rückseite des Briefes prangte das Bild aufgeschichteter Hundert- und Fünfzig-Mark-Scheine. Das Bild war mit einem roten Kreuz energisch durchgestrichen. Darüber stand:
»Frau Terweg, was kann passiert sein, dass Sie sich entschieden haben, nicht zu antworten? Vor ungefähr drei Monaten hat Frau XXXX ein Schreiben wie Sie bekommen. (Sie verstehen sicherlich, dass wir aus Gründen der Diskretion den Namen der unglücklichen Kundin nicht nennen dürfen.) Ich kann Ihnen heute verraten, dass der Preis, welcher dieser Kundin zugeteilt wurde, ›nicht ohne‹ war: 10.000 DM. Aber vielleicht hat diese Kundin wie Sie gedacht, dass so ein Preis immer nur anderen zukommt. Letztendlich hat sie auf unser Schreiben nicht geantwortet, und schließlich sind die 10.000 DM an eine andere Kundin, Frau König, gegangen. Stellen Sie sich einen Augenblick vor, das wäre Ihnen passiert, Frau Terweg … Wären Sie nicht fürchterlich enttäuscht? Denn ich bestätige Ihnen, Sie haben den Betrag von 25.000 DM, welcher sich im Spiel befindet, gemäß den Regeln gewonnen. Aber ohne Ihre Antwort können wir Ihnen den Gewinn nicht überweisen. Darum schicken Sie bitte noch heute den Bestellschein ab!!! Natürlich, es steht Ihnen vollkommen frei, auf diese Mitteilung nicht zu antworten. Doch Sie verstehen mich sicherlich auch: Als ich über diese wichtige Angelegenheit informiert wurde, war mir
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