Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Taxi

Titel: Taxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Duve
Vom Netzwerk:
es nur noch uns zwei.«
    »Und Britta und Astrid und die Fallschirmspringerin.«
    »Astrid ist die Fallschirmspringerin. Und sie bedeutet mir nichts. Warum vertraust du mir nicht? Was hab ich dir eigentlich getan?«
    »Und Marlene.«
    Majewski hob bedauernd die Schultern. »Ja, Marlene, also da kann ich leider für nichts garantieren. Wenn Marlene mich eines Tages erhören sollte, … sie ist nun mal meine große Liebe. Aber du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen. Sie erhört mich sowieso nie.«
    Er hob meine Haare hoch und küsste meinen Nacken.
    »Meinst du, Dietrich hat gemerkt, dass wir zusammen sind?«
    »Ich hab gestern Schluss gemacht.«
    »Und – weiß er, dass wir etwas miteinander haben?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Majewski ließ meine Haare los.
    »Und warum hast du dann Schluss gemacht?«, fuhr er mich an. »Was sollte das dann?«
    »Reg dich nicht auf«, sagte ich. »Dass ich mit ihm Schluss gemacht habe, heißt doch nicht, dass du mich heiraten musst. Alles bleibt wie gehabt. Ich bin froh, dass du mit Heike zusammen bist. Du brauchst mir nichts zu versprechen. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist jemand, der sein Lebensglück von mir abhängig macht.«
    »Aber mit Heike ist es doch sowieso bald vorbei. Ich habe ihr gesagt, dass Schluss ist. Es war schlimm. Sie ist fast ohnmächtig geworden. Sie ist völlig zusammengebrochen. Ich konnte sie gerade noch auffangen und zum Bett tragen.«
    Wir gingen in seine Wohnung hoch. Majewski wollte unbedingt Spaghetti für mich kochen. Als wir in dieser Nacht miteinander schliefen, klammerte er sich so fest an mich, dass ich an den Armen blaue Flecken bekam. Er heulte und schrie. Die Tränen liefen ihm nur so übers Gesicht. Mir war das unheimlich. Ich wartete, bis er eingeschlafen war, dann stand ich auf und schlich zurück in meine Wohnung.
41
    Nachmittags wachte ich davon auf, dass Majewski sich bei mir auf die Bettkante setzte.
    »Wieso hast du dich einfach fortgeschlichen? Dadurch wird die ganze Nacht unglaubwürdig. Als hätte sie nie stattgefunden. Ich wollte mit dir zusammen aufwachen.«
    »Ich konnte nicht einschlafen«, sagte ich. »Mir ist furchtbar warm geworden. Ich dachte, ehe ich dich auch noch wecke, verschwinde ich lieber.«
    Majewski wollte mit mir essen gehen. Das Steakhouse am Gänsemarkt hätte sich zu Fuß in einer knappen viertel Stunde erreichen lassen, aber natürlich nahmen wir den BMW.
    »Morgen werde ich zu Dietrich gehen und mich mit ihm aussprechen«, verkündete Majewski, während wir den Valentinskamp hinunterrasten.
    »Was? Das ist doch nicht dein Ernst? Keine gute Idee. Gar keine gute Idee! Was willst du da schon sagen – dass es dir leid tut, dass du seine Freundin fickst?«
    »Wieso? Eigentlich kann er doch froh sein, dass du jetzt mit mir zusammen bist und nicht mit irgend so einem Scheißtyp.«
    Bisher hatte ich mir nichts dabei gedacht, dass Majewski keine Freunde hatte. Schließlich hatte ich auch keine. Jetzt bekam ich langsam eine Ahnung, woran es bei ihm liegen könnte.
    »Du gestattest, dass ich lache.«
    »Ich glaube, dass Dietrich das auch gut findet, wenn wir uns … Sag mal, nach was riechst du eigentlich? Du riechst ja widerlich!«
    »Na hör mal. Ich habe gerade eben geduscht und die Haare gewaschen.«
    »Nee, irgendeine Creme. Das stinkt ja ekelhaft. Oder ein Parfüm.«
    »Das ist dieselbe Creme, die ich schon die ganze Zeit benutze. Du spinnst.«
    »Das ist mir aber noch nie so aufgefallen. Wirklich ekelhaft. Nimm die bitte nicht noch mal.«
    Auf der Suche nach einem Parkplatz waren wir einmal rund um den Gänsemarkt gefahren und standen jetzt auf der Linksabbiegerspur vor einer Ampel. In diesem Moment parkte am rechten Straßenrand ein Fiat aus. Majewski rammte den Rückwärtsgang rein, ließ den Motor aufheulen und schoss mit sechzig Stundenkilometern quer über zwei Fahrspuren auf die Lücke zu. Sämtliche Passanten drehten sich nach uns um. Die Lücke war klein. Es war völliger Wahnsinn, in dieser Geschwindigkeit darauf zuzurasen, aber beinahe hätte er es tatsächlich geschafft. Eigentlich fehlten nur wenige Zentimeter. Es knallte fürchterlich. Die halbe Kunststoffstoßstange des vorderen Wagens schnellte durch die Luft und landete zehn Meter weiter auf der Fahrbahn. Bremsen quietschten. Ich biss mir vor Schreck auf die Unterlippe. Majewski stieg ruhig aus, besah zuerst seinen BMW, der jetzt tatsächlich perfekt zwischen den beiden Autos stand und nicht einmal eine Schramme abbekommen hatte.

Weitere Kostenlose Bücher