Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
mit Erdnussbutter und Marmelade bestellte. Es war das Normalste, was sie auf der Speisekarte finden konnte. Sogar das Essen verstärkte ihr Gefühl, sich auf einem fremden Planeten zu befinden. Das Einzige, was ihr ein wenig vertraut vorkam, war die orangefarbene Gerbera in der Edelstahlvase auf dem Tisch. Ein etwas klobiges Gefäß für so eine zarte Blume, aber irgendwie auch wieder passend.
Nachdem die Kellnerin die Bestellungen aufgenommen hatte, spielte Taylor mit einer reifen Birne herum und bestaunte die mit farbigen Spiegelscherben besetzte Säule zu ihrer Rechten. Sie wollte raus aus New York, wollte nach Hause und … und … Sie wusste es nicht. Sie wusste nicht, was sie wollte. Zu Hause schien ihr wie ein Hafen, ein Zufluchtsort vor dieser Stadt und ihren Drohungen.
Baldwin händigte Eldridge das Handy aus, und der versprach, alles Notwendige zu veranlassen, um seine Herkunft herauszufinden und vielleicht ein paar Antworten zu finden.
Während des Essens sprachen sie über alles Mögliche. Dann trank Eldridge den letzten Rest seines Cappuccinos und stellte die Tasse vorsichtig auf der Untertasse ab.
„Okay, Lieutenant, lassen Sie es uns noch einmal durchgehen. Erzählen Sie mir alles, woran Sie sich in Bezug auf Delglisi erinnern, alles, was er gesagt hat. Irgendetwas übersehen wir noch.“
Taylor legte die Birne auf den Teller. Sie konzentrierte sich, ging in Gedanken in die Lagerhalle zurück. Roch sein Aftershave, hörte seine Stimme. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
„Es gab ein paar Auffälligkeiten. Er sagte, dass er mir ein geschäftliches Angebot zu unterbreiten hätte. Ich fragte, ob das irgendetwas mit dem Schneewittchenfall zu tun hätte, und er sagte, ich wäre ihm näher, als ich dächte. Er meinte, dass es eine Situation gäbe, um die er sich kümmern müsse, und wenn irgendetwas passierte, das seinen Interessen in Nashville in die Quere käme, würde er die Mitarbeiter meines Teams einzeln köpfen. Außerdem hat er über Familie gesprochen.“
Sollte irgendetwas passieren, das meine Geschäfte in deiner lieblichen Heimatstadt gefährdet, werde ich anfangen, deine Kollegen zu köpfen. Einen nach dem anderen. Sie schluckte den Zorn herunter, der in ihrer Kehle aufstieg. Alleine das Reden über die Drohung reichte schon, um sie wieder wütend zu machen.
„Hattest du das Gefühl, dass er sich auf die Schneewittchenfälle bezog, oder meinte er etwas anderes?“ Seine Kaffeetasse in der Hand, lehnte Baldwin sich in seinem Stuhl zurück.
„Nein, er meinte etwas anderes. Er hatte nicht das Gefühl, dass der Schneewittchenmörder eine Gefahr ist, so viel war klar. Einen Tagelöhner von einem Mörder, so hat er ihn genannt. Er schien nicht der Meinung zu sein, dass er seine Aufmerksamkeit verdiente. Ich glaube, dass mehr dahintersteckt. Lieutenant Eldridge, warum erzählen Sie uns nicht ein bisschen was über Edward Delglisi? Wenn ich mehr über ihn weiß, fällt es mir vielleicht leichter, herauszufinden, was er mit seinen Drohungen bezweckt.“
Eldridge warf Callahan einen Blick zu und nickte. Jetzt war sie dran. Callahan räusperte sich und fing an, zu sprechen.
„Okay. L’Uomo ist seit ungefähr zwanzig Jahren in der Gegend. Wir wissen nicht viel über ihn, haben nur ab und zu eine Mordserie, die seine Signatur trägt. Geschäfte gehen pleite, Läden machen zu, und drei oder vier Leichen tauchen auf. Menschen, die es mit ihm zu tun bekommen, machen es normalerweise nicht mehr lange. Er leitet eine Import-Export-Firma, aber er ist leise und schnell. Bisher ist er noch nie erwischt worden. Er hat tiefe Taschen und eine Menge Leute auf seiner Gehaltsliste stehen.“
„Wie passt Burt Mars da rein?“, fragte Taylor.
Callahan reichte ihr eine Akte. „Mars. Er ist nur ein Handlanger, aber clever. Er war der Hauptgrund dafür, dass die Tartulo-Familie aufgeflogen ist. In dieser Akte finden Sie einige Berichte, die interessant sein dürften. Mars ist quasi L’Uomos Bank, er verschiebt L’Uomos Geld schon eine ganze Weile. Dafür benutzt er den Manderley-Immobilienfonds. Den wir aber leider nicht finden können. Jedes Mal wenn wir der Quelle der Fonds nahe kommen, verschwindet er. Einer der besten Geldwäschepläne, die wir je gesehen haben. Das FBI arbeitet auch daran. Dr. Baldwin, Sie könnten bei Ihren Leuten sehr wahrscheinlich noch weitere Informationen finden.“
Taylor reichte Baldwin die Akte. Er schlug sie auf, blätterte sie durch und sagte dann: „Da werde ich
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