Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
wiederholten sich. Und schon wieder musste sie für ihr Vertrauen büßen, denn egal, wer es war, beide waren Freunde und Vertraute.
Energisch nahm sie ihre melancholische Seite an die Kandare und schnappte ihr Wasserglas. Jetzt war nicht der Zeitpunkt für Selbstmitleid. Dafür drehte das Lachen der beiden Frauen ihr den Magen um. Sie feixten und schäkerten, ohne zu ahnen, dass einer der beiden Männer ein kaltblütiger Mörder und Sadist war.
Pat sah zu ihr herüber und zwinkerte. Josy zwang sich mühsam ein Lächeln aufs Gesicht. Er war von Beginn ihrer Zeit im SWAT-Team derjenige gewesen, der aus ihrer Truppe am schärfsten hervorgestochen war. Egal, wie blutig es zuging, er bewahrte Nerven und behielt den Durchblick. Deswegen hatte sie ihn auch ständig an die Spitze gestellt. Außerdem war er ein ausgezeichneter Schütze, der schnell und intuitiv handelte, ohne den Fokus zu verlieren. Hätte er die Frauen nicht eher erschossen, als sie mit einem Messer zu töten? Oder hätte das den Spaß an der Sache verdorben?
„Du bist kreidebleich“, riss sie Will aus ihren Überlegungen.
Sie sah ihn lange an. „Spürst du es nicht?“
„Ich besitze deine Gabe nicht. Aber mein Vorstellungsvermögen ist noch nicht eingerostet, genauso wenig wie mein Scharfsinn, und wenn ich in dein Gesicht sehe, weiß ich, was Sache ist.“
„Ich weiß nicht, welcher der beiden mir diese Gefühle schickt, ob er es mit Absicht tut oder sich heute nur nicht verstellen wollte. Will, ich schwöre bei Gott, ich habe es nicht gewusst. Egal, wer von beiden es ist, er hat sich immer verstellt und ich weiß nicht, wie er das geschafft hat.“
„Er hat dich ausgetrickst. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen.“
Das tat sie aber. All die Menschen, die ihr Leben verloren hatten und sie war ständig im Kreis gerannt, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben.
Will nahm ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen.
Die Schwingungen verstärkten sich augenblicklich. Josy neigte ihren Kopf. Dan schaute herüber, sein Blick war wie ein Dolch, während er das Glas fest auf dem Untersetzer absetzte.
Dan?
Will registrierte ihre Gemütsbewegung, doch das Fass war bereits am Überlaufen. Sie konnte keinen zusammenhängenden Satz formulieren, um ihr Verhalten zu erklären. Die Ungewissheit und diese trügerische Empfindung brachten sie um den Verstand.
Als sich Dan wegdrehte, stand sie auf und hastete auf die Damentoilette. Dort lehnte sie sich schwer atmend gegen die Fliesenwand und zählte bis hundert. Danach stellte sie das Wasser an, tupfte sich das erhitzte Gesicht damit ab.
Dan?
Konnte sie so blind gewesen sein? Dan hatte sie aufgefangen, ohne jemals eine Gegenleistung zu erwarten. Er hatte ihr wortlos auf die Beine geholfen. Sie aus dem Sumpf gezogen. Ihr Mut gemacht. Ihr Anerkennung gezollt. Ihr die Möglichkeit gegeben, etwas aus sich zu machen. Sie zum Team Zero versetzt, weil man sie dort verstand und brauchte.
Er konnte einfach kein heuchlerischer Meuchelmörder sein!
Wochenlang hätte er sie mit List und Heimtücke an der Nase herumführen müssen. Zweifelsohne hätte er eine besondere Fähigkeit besitzen müssen, um diese Seite vor ihr zu verbergen. Das war nicht möglich. Das hätte sie erkennen müssen! Doch warum nach dem Verborgenen suchen, wenn das Offensichtliche so nahe liegt? Dan war der Einzige, den sie nahe genug an sich herangelassen hatte, damit er sie kennenlernen konnte. Durch ihre Akte kannte er einen Teil ihrer Geschichte. Er kannte ihre persönlichen Lebensumstände. Wusste von ihrer Vergangenheit. Wusste, wo sie aufgewachsen war. Er hatte alle nötigen Informationen besessen, um so lange in ihrem Leben herumstochern zu können, bis er auch das kleinste Puzzleteil zusammenfügen konnte.
Das hätte Pat allerdings auch zustande gebracht, wenn er gewollt hätte.
Sie wollte beides nicht glauben. Sie schob ihre Zweifel beiseite und konzentrierte sich auf die Fakten. Was war geschehen, nachdem ihre Welt offengelegt worden war? Konnte man es sich einfach zum Vorsatz machen, ihr Leben, ihre Lasten, ihr Leid, zu rächen? Sie wusste, dass es sich genau so zugetragen haben konnte. Schließlich wurden beinahe alle ausgeschaltet, die zu ihren Seelenqualen einen Beitrag geleistet hatten. Wenn sie auch nur unbewusst ihren Anteil hinzugeschaufelt hatten – diese Menschen hatten dafür mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Welche selbst gedrehte Moral konnte man für das Töten von Menschen vertreten? Oder war das für
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