Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
einen Mörder keine Frage der Ethik, der Moral? Stumm schrie sie in sich hinein, während sie sich an den Rand des Waschbeckens klammerte. Warum, verdammt? Aus Zuneigung? Aus Freundschaft? Aus Liebe? Sie konnte es nicht verstehen. Sie wollte es nicht verstehen. Verflixt, sie wollte es nicht einmal wahrhaben!
Und was bitte schön sollte sie nun tun? Für die Öffentlichkeit schmorte der Serienkiller bereits in der Hölle. Wie sollte sie beweisen, dass in Wirklichkeit Dan oder Pat für all die Morde verantwortlich war? Abgesehen davon, dass es keinerlei Beweise gab, um dem Täter wenigstes einen Mord anzuhängen, waren beide noch dazu hoch geachtete Polizisten. Menschen von Wert. Menschen, denen man die Frage nach Moral und Ethik gar nicht erst stellen musste. Selbst wenn die Staatsanwaltschaft ihr Glauben schenkte, würde es noch immer keine Beweise geben, die denjenigen eindeutig überführen konnten. Alles, was sie hatte, war ein Schuss ins Blaue. So oder so.
Da erkannte sie auch, dass heute tatsächlich ein fabelhafter Tag war, um sich ihr zu zeigen. Das Szenario war perfekt organisiert. Würde sie hier eine Szene machen, würde sie es mit ihrer Schwester zu tun bekommen, die aller Welt mit Freude verkünden würde, dass Josy das kranke Monster war. Und niemand sonst.
Scheiße. Scheiße. Scheiße.
„Josy?“
Will. Sie hatte ihn total vergessen. Sie rappelte sich mühsam auf und öffnete die Tür der Damentoilette. Wills Blick begegnete ihrem. Auf seinem Arm hielt er ihre Jacken.
„Geht es dir besser?“
„Ja. Tut mir leid.“
„Ich habe bereits bezahlt. Komm.“ Er reichte ihr seine Hand.
Wortlos führte er sie zum Wagen. Als sie das Auto erreicht hatten und eingestiegen waren, fuhr er um die nächste Ecke.
„Was will dieser Hurensohn eigentlich mit dem ganzen kranken Scheiß bezwecken? Wochenlang, nein monatelang hat er mich an der Nase herumgeführt, nur um mir mitten in einem Restaurant die Erleuchtung zukommen zu lassen.“
Will antwortete nicht.
Josy hatte große Lust, zu schreien. Ihre ganze Wut hinauszuschleudern. So viele Menschen hatten ihr Leben geben müssen. Und warum? Wegen ihr? Sie konnte diese Bürde nicht tragen. Sie sah sich dieser Sache nicht gewachsen. Es war viel zu schrecklich. Sie stieß einen Seufzer aus, der tief aus ihrem Herzen kam.
„Und was tun wir jetzt?“
Will zeigte auf Dans BMW, der in einer Seitenstraße stand. Daneben stand Pats Pick-up. Von ihrer Position aus würde sie keiner der beiden sehen können. Andererseits, was würde das schon ändern? Schließlich wurden sie gerade aufs Spielfeld gebeten.
„Wir folgen ihm.“
Er musste nicht sagen, wen er mit ihm meinte. Josy vermied es außerdem, Will anzusehen, um der Wahrheit noch etwas entkommen zu können.
Dann warteten sie.
Eine halbe Stunde später führte Dan Bernadette zu seinem Auto. Ihr Gespür hatte sie also nicht getäuscht. Ihre Sinne reagierten ebenfalls sofort.
Sie griff mit beiden Händen in ihre Haare. „Er will sie töten …“
Liebevoll nahm Will ihre Hände in seine und zog sie an sich. „Ich weiß. Ich weiß.“ Bedächtig küsste er sie auf ihren Scheitel und streichelte ihren Rücken.
Die endgültige Gewissheit drückte unbarmherzig gegen ihre Brust.
„Es tut mir so leid, dass Dan es ausgerechnet ist.“
„Das braucht dir nicht leidzutun.“
Ihre Fassade hatte Risse bekommen und sie wusste nicht, wie lange sie noch durchhalten konnte, ohne entwürdigend zusammenzubrechen.
„Du bist nicht für sein krankes Hirn verantwortlich.“ Will drückte sie noch enger an sich. Ein verirrter Schluchzer hatte sicherfolgreich einen Weg nach draußen gebahnt. „Es ist okay, wenn du weinen möchtest. Du musst nicht immer stark sein.“
Sie presste sich eng an ihn. Sie wollte nicht weinen. Nicht jetzt. Aber ihre Augen waren anderer Ansicht.
„Ich mochte Dan nicht, weil er dich immer so angesehen hat. Ich war eifersüchtig, Josy, weil ich wusste, was er dir bedeutet und was du ihm bedeutest. Ich war eifersüchtig, weil es zwischen euch dieses wortlose Verständnis gab, das ich mir so sehr gewünscht habe. Aber dass er zu diesen Taten fähig wäre, hätte ich ihm nicht zugetraut und ich schwöre bei allen Heiligen: Ich bin alles andere als glücklich, dass er derjenige ist, den wir suchen.“
Wills Worte waren aufrichtig. Wenn sie nicht schon längst gewusst hätte, wie sehr sie ihm verfallen war, hätte sie spätestens in diesem Moment alle Schilde fallen lassen.
„Ich weiß“,
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