Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
natürlichen Barriere befand sich weites Ackerland. Die gesamte Anlage um das pompöse Haus wirkte ungepflegt und schmuddelig. Seit dem Tod des ehemaligen Hausherrn schien niemand den Rasen zu pflegen oder die Büsche zu stutzen. Auch Josh, der das Haus vor einem Jahr geerbt hatte, hatte nichts an dem Zustand verändert. Mittlerweile waren dicke Wolken aufgezogen und verdüsterten den Nachthimmel. Nur vereinzelte Blitze erhellten die Wolkendecke in der Ferne. Die Luft roch bereits nach Regen. Will lief mit Josy um einen Dornenbusch und spähte zur Einfahrt. Dans BMW war nirgends zu sehen. Es deutete auch nichts darauf hin, dass in den vergangenen Stunden eine Polizeiwache hier vorbeigekommen war. Nachdem der vermeintliche Mörder ermittelt war, war das vermutlich nicht als nötig erachtet worden und Dan hatte sich das zunutze gemacht. Alles, was nun auf seine Anwesenheit hindeutete, waren die matten Lichter hinter den Fenstern im Parterre, die Schatten auf die Kieseinfahrt warfen. Das Klirren eines Windspieles und das ferne Grollen eines aufziehenden Gewitters zerrissen die Stille der Nacht und übertönten die Geräusche ihrer Atmung. Josy ging dicht neben ihm. Büsche und Sträucher dienten als Sichtschutz, während sie sich Meter für Meter näher ans Haus schlichen.
Beim Schrei einer Krähe fuhr Josy zusammen. Beruhigend legt er seine Hand auf ihre Schulter.
„Sie war auch gestern hier“, sagte sie im Flüsterton.
Dann ging sie weiter. Er hatte die Krähe gestern ebenfalls bemerkt. Aber er wollte sich nicht näher damit beschäftigen. Krähen waren keine Vögel, die von der Liebe sangen. Jetzt waren sie dem Haus schon so nahe, dass er das Windspiel auf der Veranda sehen konnte, das er schon eine Weile hörte. Die dünnen Seile, kleine hölzerne und metallische Stäbe wehten im Wind und verliehen dem Haus eine Atmosphäre wie in einem B-Movie. War das bei ihrem letzten Besuch auch schon dort gewesen?
„Hast du dein Handy mit?“, fragte Will und zwang Josy zum Stehenbleiben.
„Ja.“
„Hör mir zu.“ Er griff nach ihren Handgelenken. „Ich möchte, dass du hier draußen bleibst und nach einer Stelle suchst, an der man Empfang hat. Wir werden hier Verstärkung brauchen.“
Will war der Auffassung, dass sie beide Dan ohne Weiteres allein bezwingen konnten, aber er wollte nicht, dass Josy dieses Haus betrat. Nicht, weil er ihr nicht zutrauen würde, mit der Situation klarzukommen oder weil er es ihr nicht zumuten wollte, sondern weil er nicht wusste, was Dan geplant hatte. Vielleicht war es eine Falle. Ihren Protest erstickte er bereits im Keim.
„Ich weiß, dass du ihn dafür zahlen lassen möchtest. Aber er hat dich in diesem Restaurant viel zu schnell entkommen lassen. Er spielt mit uns. Und ich will nicht riskieren, dass er komplett durchdreht und dir etwas antut. Wahrscheinlich ist das das Letzte, was er tun will, aber er hat auch schon zu oft bewiesen, wie kaltblütig er sein kann. Wenn er dich erwartet und ich dort auftauche, kann ich vielleicht den Überraschungseffekt nutzen.“
Dass das Ganze auch eine Falle sein konnte, ließ er absichtlich außen vor.
Josy seufzte. „Ich gebe dir zehn Minuten. Keine Sekunde länger.“
Er lächelte. Dann küsste er sie, bevor er sie stehen ließ und zur Veranda schlich. Dort stellte er sich mit dem Rücken zur Wand. Vorsichtig spähte er durch die Fenster, sah den Eingangsbereich, die breite Treppe, die in das Obergeschoss führte und abgedeckte Möbelstücke. Er entschied, es zuerst durch die Tür im Garten zu versuchen, die er gestern ausgemacht hatte. Denn würde er den Vordereingang nehmen, wäre er zu sehr Zielscheibe für die Schatten der angrenzenden Zimmer, und Zimmer gab es schließlich einige.
Er durchquerte den unbeleuchteten Garten, verschmolz mit der Dunkelheit und folgte dem Weg der kleinen Steinplatten, bis er schließlich diese Tür erreichte. Abgeschlossen. Ein paar verwitterte Stufen führten zu einem Abgang, der einen weiteren Eingang barg. Vermutlich den Kellereingang. Er schob ein paar lange Holzlatten beiseite und kämpfte sich den Weg durch verwachsenes Gestrüpp frei, um die Stufen hinunterzusteigen. Ebenfalls abgeschlossen. Die Tür mental zu öffnen, würde zu viel Lärm machen. Mit den Händen tastete er die Tür und den Türrahmen ab, bis er schließlich den lehmigen Boden erreichte. Ein Blumentopf. Darunter ein Schlüssel. Jackpot. Nach einigen Anläufen öffnete sich das Schloss. Die Tür gab nur widerwillig und ebenfalls
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