Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
beteiligt“, gab sie zerstreut und ohne zu überlegen zurück.
„Ach, wirklich?“ Bernadette zog sich ihre Handtasche vom Schoß und legte sie zur Seite. „Mord und Totschlag … wäre nicht mein Metier.“
„Was ist denn Ihr Metier?“, fragte Will.
„Ich arbeite als Model“, sagte Bernadette, als wäre das das Selbstverständlichste der Welt.
„Das ist mit Ende dreißig noch möglich?“
Bernadette schenkte sich ein Glas Wasser ein. „Ich bin 33.“
„Natürlich“, sagte Will und löste schließlich seine eisblauen Blicke von ihr, wandte sich vom Nebentisch ab, um sich der Platte anzunehmen.
Das einzig Gute daran, ein Herz aus Eis zu besitzen, ist wohl, dass man Gemeinheiten nicht persönlich nimmt. Bernadettes Mundwinkel zuckten zwar kurz, vielleicht hatte sie von Wills Blicken ein paar Frostbeulen bekommen, doch im Grunde störte sie sich an keiner Provokation. Josy musste endlich ihre Fragen stellen. Vielleicht antwortete sie ihr, ohne sie in Grund und Boden stampfen zu wollen. Und vielleicht stürzte heute Nacht der Himmel ein.
Da sie nicht riskieren wollte, dass Will Bernadette das Fell über die Ohren zog, erklärte sie hiermit ihre Mission als gescheitert. Ihr Vorhaben war bescheuert gewesen. Sie nahm sich vor, gleich morgen früh die Herren der Sonderkommission anzurufen, um alles, was sie wusste, zu erzählen. Dann würden zwar unangenehme Details ihres Lebens ans Licht gelangen, aber sie begann sich langsam zu fragen, ob es das in diesem Fall nicht wert war.
„Was für ein Biest“, bemerkte Will und teilte das Brot. „Es wundert mich, dass du sie nicht schon vor Jahren erwürgt hast.“
Sie legte das halbe Brötchen auf die Seite und versuchte, sich den Tiefschlag nicht anmerken zu lassen.
„Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber die Frau erkennt eine Beleidigung nicht einmal, wenn sie sich den Kopf daran stößt.“ Will schnaubte.
Sie versuchte, sich krampfhaft abzulenken und trank einen Schluck Wein, als sich alle ihre Nackenhaare steil aufrichteten, gefolgt von einem unangenehm juckenden Prickeln, das sich über ihren Rücken zog. Automatisch veränderte sich ihre Wahrnehmung.Ihre Sensoren erfassten das Auftreten des Mörders. Sie verschluckte sich und prustete los. Hastig griff sie nach ihrer Serviette, um sie sich vor den Mund zu pressen, während sie unaufhörlich versuchte, die rote Flüssigkeit aus ihren Lungen zu bekommen. Ihre Augen tränten. Will war inzwischen aufgesprungen und klopfte ihr auf den Rücken.
„Danke“, sagte sie.
Josy
…
Sie hörte die vertraute Stimme. Spürte, wie er näher kam, und drehte sich in Zeitlupentempo um. Wie im Traumzustand sah sie, wie Dan und Pat auf sie zu kamen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Güterzug. Im Leben wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass einer der beiden das perverse Schwein sein könnte.
Herrgott, wie viel elender konnte dieser Abend noch werden?
Bernadette und Blondi quiekten erfreut über deren Kommen. Josys Schwester ergriff das Wort. „Ihr seid aber spät, ihr beiden“, sagte sie tadelnd.
„Es tut uns leid. Wir konnten so schnell keinen Parkplatz finden“, rechtfertigte sich Pat.
Dan stimmte ihm zu und drehte sich zu Josy. „Hey.“
Er umarmte sie. Sie ließ es geschehen. Schluckte dabei Galle. Ihr Hirn lief zur Höchstform auf. Verbissen versuchte sie, ihr Gefühl einem der beiden Männer zuzuordnen. Es war nicht möglich, denn sie waren zu nahe beieinander.
„Ihr kennt euch?“, fragte ihre Schwester, bekam aber keine Antwort.
„Will.“ Dan hob kurz sein Kinn zum Gruß.
„Dan“, grüßte Will zurück.
„Könnten wir jetzt essen? Ich verhungere gleich“, kam es schmollend vom Nebentisch.
„Sicher“, sagte Pat und ging um den Tisch der Frauen herum, um sich zu setzen. Dan tat es ihm gleich.
Josy fand nicht heraus, wer mit wem ein Date hatte und der Moment, um zu fragen, verstrich. Das wäre ein nützlicher Anhaltspunkt, denn da sie die Blonde nicht kannte, schloss sie, dass ihre Schwester das nächste Opfer sein könnte.
Da es sich um einen quadratischen Tisch handelte und sich Männer und Frauen bei der Platzwahl abwechselnd hinsetzten, erhielt sie auch so keinen hilfreichen Hinweis, wer von den beiden das gewissenlose Monster war. Fassungslos und mit endgültig zugeschnürter Kehle setzte sie sich auf ihren Stuhl und ließ sich ins Bodenlose fallen.
Der schwarze Mann war nicht mehr unterm Bett versteckt, er war zu ihr zurückgekommen. Ihre schrecklichsten Vorstellungen
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