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Techno der Jaguare

Techno der Jaguare

Titel: Techno der Jaguare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manana Tandaschwili , Jost Gippert
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Krebs wird mir was anhaben. So fest und selig werde ich schlafen. Vorm Verlassen deines Bettes und deines Zimmers wird er dir sagen, dass es okay ist, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst, dass er das schon regeln wird, dass zwischen mir und ihm eh schon lange nichts mehr läuft, dass er wegen Agnes … Blablabla. Na ja. Den Rest besprechen wir morgen. Bin ziemlich geschafft.
    lena    Stopp, stopp! Warte! Wovon sprichst du überhaupt …
    laura  Ich sterbe, und du übernimmst meinen Platz, an diesem gottverlassenen, verseuchten, zerfallenen Ort wirst du zu – mir. Du kriegst eine gestörte Tochter und einen rumhurenden Mann als Mitgift. Für deine neue Heimat, für dein frisches Glück, und du wartest, bis Agnes einigermaßen überlebensfähig ist – und gehst dann deinen Weg. Bekommst eine Menge Geld und fährst zurück zu deinen kerngesunden, proletarischen Kindern, die keine beschissenen Therapeuten nötig haben, kaufst dir ein Haus, kaufst ihnen eine Zukunft und wirst glücklich. Und wenn Agnes hier weg ist, bringst du Kerle mit, schleppst sie an und sagst: So ist das bei uns im Osten, und vögelst mit denen bis zum Morgengrauen, bis zur Besinnungslosigkeit lässt du dich durchnehmen, während er dich fassungslos anstarren wird. Na ja, Gleichberechtigung, sagst du darauf, wenn seine Augen fast aus den Augenhöhlen zu springen drohen. Du trinkst und hurst und verschwendest sein Geld. Einen guten Anwalt vermache ich dir, der dir all meine Rechte überträgt, denn er wird dich nicht heiraten, das weiß ich, egal, wie zahm und lieb du vorher zu ihm bist. Aber das interessiert uns nicht. Ich vermache dir alle Rechte, mit denen du saufen, vögeln und das Leben nachholen kannst, das er mir genommen hat. Und mit Agnes könntest du vorher auch ein paar Reisen machen nach Puerto Rico, da wollte ich schon immer hin. Soll schön sein. Puerto Rico. So einfach ist das, Lena.
    lena    Ist dir eigentlich klar, was …
    laura  Mir ist alles ziemlich klar. Und wie klar mir das ist. So. Gute Nacht und viel Spaß, Lena.
    9.
    Am Esstisch. Am Altar. Am gläsernen Altar, wo man sich tagtäglich schneidet.
    lena    Komm, du musst was essen.
    agnes  Hat sie was? Irgendwie läuft sie die Tage wie ein Zombie durch die Gegend.
    lena    Pass mal auf, Agnes. Setz dich gefälligst hin und iss dieses verdammte Essen. Ich bin nicht einer deiner Loser-Typen, die für alles herhalten, wenn bei dir mal was nicht stimmt. Ich mache auch meinen Job und erwarte ein Mindestmaß an Respekt.
    agnes  Halt deine scheiß Fresse!
    lena    So kommen wir nicht weiter. Ich will nett zu dir sein, aber anscheinend fällt es dir ja schwer … Verdammte Scheiße! Pflanz dich hin, habe ich dir gesagt, und jetzt hör mir zu, deine Mutter ist krank, und dein Vater ist ein Arschloch, und du bist ein pubertäres, verzogenes Etwas, das nichts mit sich anzufangen weiß. Denkst du, es macht mir Spaß? Denkst du, es macht irgendwem Spaß? Das Ganze hier? Ich bin es leid … Wirklich, ich bin es leid. Einmal muss doch was funktionieren! Und wenn das Leben sich weigert, dann muss man es dazu zwingen. Basta! So, und jetzt probiere das. Habe gestern den ganzen Abend gebacken … Du kriegst es hin. Alleine kriegst du es hin. Du wirst nicht so leben, dass du warten musst, auf klein portionierte Glückshäppchen, und umgänglich und nett wirst du auch nicht sein, gefällig, anschmiegsam, wuschelig, weich … Nein, du kriegst es auch anders hin. Du wirst das Leben in die Knie zwingen, und schwach wirst du auch nicht sein … Ich bringe es dir bei! Und deine Loser-Typen schickst du zum Teufel, das verspreche ich dir. Noch ein wenig Zeit brauchst du, und dann, dann wirst du alles anders machen, alles ändern. Du wirst keine Angst mehr haben, und wenn du um die Welt reist, wenn du an den Orten bist, wo du schon immer sein wolltest, schickst du mir Postkarten mit Lippenstiftabdrücken von dir drauf. Eine Kuss-Gravur. Ein Abdruck vom Glück, das nach Rosen riecht. Eine kleine Belohnung für meine Mühe, die ich mir mache, die ich mir machen werde. Ich schwöre es dir, die letzten Fetzen der Angst prügele ich dir aus dem Körper, koste es mich, was es wolle. Und Gospel wirst du nicht hören, irgendeinen verfickten Klassiksender auch nicht, und Männer wirst du zum Dessert verspeisen und dich nicht zu einer Delikatesse umarbeiten lassen. Wir haben es nicht gelernt, Agnes. Sei uns nicht böse. Du machst es anders, das weiß ich. Nur, bei uns,

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