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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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war einst der östliche Rand des Imperiums, und die Dragon waren schon immer die besten militärischen Führer.
    Meine Meisterin war eine Dzurlady. Ihr Urgroßvater hatte sich den Titel des Barons während der Kriege um die Elde-Inseln verdient. Meine Meisterin hatte sich vor dem Interregnum in irgendeinem Krieg gegen das Ostreich ausgezeichnet. Sie war alt, aber trotzdem noch so gesund, daß sie ohne weiteres zu dieser oder jener Unternehmung davonpreschen konnte. Sie war selten zu Hause, aber sie war nicht ohne Güte. Sie hat ihrem Teckla nicht das Lesen verboten, was viele tun, und ich hatte das Glück, daß man es mir schon früh beigebracht hatte, wenn es auch denkbar wenig Lesematerial gab.
    Ich hatte eine ältere Schwester und zwei jüngere Brüder. Unsere Pacht für die dreißig Morgen Land waren hundert Scheffel Weizen oder sechzig Scheffel Mais, wie wir wollten. Es war viel, aber meistens haben wir es geschafft, und unsere Meisterin zeigte Verständnis, wenn wir karge Ernte hatten. Unser nächster Nachbar im Westen zahlte einhundertfünfzig Scheffel Weizen für achtundzwanzig Morgen, also fanden wir, daß wir uns glücklich schätzen konnten, und halfen ihm, wenn es nötig war. Unser Nachbar im Norden hatte fünfunddreißig Morgen für einen Zins von zwei Goldimperials, aber wir haben ihn selten gesehen, deshalb weiß ich nicht, ob er ein schweres oder ein leichtes Leben hatte.
    Als ich mein sechzigstes Jahr erreichte, hat man mir zwanzig Morgen ein paar Meilen südlich von dort gewährt, wo meine Familie lebte. Alle Nachbarn sind gekommen und haben mir geholfen, das Land freizumachen und mein Haus aufzubauen, das ich so groß baute, daß auch die Familie Platz haben würde, die ich mir eines Tages erhoffte. Als Gegenleistung mußte ich meiner Meisterin jedes Jahr vier große Kethnas schicken, also säte ich natürlich Mais aus, um sie füttern zu können.
    Nach zwanzig Jahren hatte ich meine Schulden, die ich zu Beginn für die Kethnas und das Saatgut gemacht hatte, in Naturalien zurückgezahlt und fand, es ginge mir ganz gut – besonders, weil ich mich an den Gestank der Kethnafarm gewöhnt hatte. Zudem gab es da eine Frau in Schwarzwasser, die noch zu Hause wohnte, und ich glaubte, zwischen uns hatte sich etwas entwickelt.
    Eines Abends im späten Frühling des einundzwanzigsten Jahres, das ich nun für mich selber sorgte, hörte ich dann weit entfernt Geräusche im Süden. Ein Krachen, wie das eines Baumes, der fällt, allerdings wesentlich lauter. Ich stand vor meinem Haus, um nachzusehen, und ich überlegte.
    Eine Stunde später erfüllten die Flammen den Himmel, und die Geräusche waren lauter. Dann kam das bis dahin gewaltigste. Einen Augenblick lang war ich geblendet von einem plötzlichen grellen Licht. Als die Punkte vor meinen Augen verschwanden, sah ich etwas, das wie ein Laken aus rotem und gelbem Feuer aussah, über meinem Kopf hängen, als wollte es auf mich herabsinken. Ich glaube, ich habe vor Angst geschrien und bin auf mein Haus zugerannt. Als ich drinnen war, war das Laken zu Boden gesunken, und meine ganzen Ländereien brannten, mein Haus auch, und genau da habe ich dem Tod gerade ins Antlitz geschaut. In jenem Moment, Lord Taltos, schien es mir so, als hätte ich gar nicht genug Leben gehabt, daß es so zu Ende gehen dürfte. Ich rief Barlen an, den Grünschuppigen, aber der hatte anscheinend andere Dinge zu erledigen. Ich rief Trutta an, doch er brachte mir kein Wasser, die Flammen zu besprenkeln. Selbst Kelchor fragte ich, die Göttin der Katzentauren, ob sie mich von diesem Ort hinwegtragen möge, doch zur Antwort bekam ich Qualm, der mir die Luft nahm, und Funken, die meine Haare und Brauen versengten, und ein kreischendes, splitterndes Ächzen, als ein Teil meines Hauses einstürzte.
    Da dachte ich an meinen Wasserspeicher. Ich habe es durch die Tür geschafft und irgendwie die Flammen überlebt, die, wie meine Erinnerung mir sagt, größer waren als ich selbst, und bin dort angekommen. Natürlich war er aus Stein, denn die Feuchtigkeit hätte ein Holzhaus verrotten lassen, deshalb stand er noch. Ich hatte böse Verbrennungen, aber ich habe es in den Bach geschafft.
    Dort habe ich gelegen und gezittert, und zwar die ganze Nacht lang, wohl bis in den Tag hinein. Das Wasser war warm, ja sogar heiß, aber trotzdem kühler als die Luft um mich. In diesem Bach bin ich eingeschlafen, und als ich dann aufwachte – nun, ich will gar nicht erst versuchen, die Verwüstung rundherum zu

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