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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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so dagestanden. Vielleicht würde ich das jetzt noch tun, aber Loiosh war auch da. Zwar hat er nichts gesagt, aber er zeigt mir immer, wenn ich mich länger als zehn Minuten am Stück in Selbstmitleid suhle, also zog ich mich aus und kroch neben Cawti ins Bett. Sie ist nicht aufgewacht. Lange, lange danach bin ich eingeschlafen.
     
     
    Ich wache nur langsam auf.
    Oh, aber nicht immer. Ich erinnere mich gut an einige Male, da bin ich aufgewacht, weil Loiosh mir ins Gehirn kreischte, und war schon mitten in einem Kampf. Einmal oder zweimal wurde ich unsanft geweckt, und fast wären unglückliche Dinge geschehen, doch das passiert selten. Gewöhnlich gibt es zwischen Wachen und Schlafen eine Zeit, die rückblickend wie eine Ewigkeit erscheint. Und dann klammere ich mich an mein Kissen und frage mich, ob ich wirklich aufstehen möchte. Ich wälze mich herum, schaue an die Decke, und die Dinge, die ich am jeweiligen Tag zu tun gedenke, plätschern mir in den Kopf. Und das weckt mich dann richtig auf. Ich habe versucht, mein Leben so einzurichten, daß es jeden Tag etwas gibt, für das es sich aufzustehen lohnt. Heute gehen wir ins Ostländerviertel zu den Gewürzmärkten. Heute mache ich den Handel über das neue Freudenhaus fest. Heute besuche ich das Schwarze Schloß und überprüfe Morrolans Sicherheitsanlagen und plaudere mit Aliera. Heute hefte ich mich diesem Kerl an die Fersen, um zu bestätigen, daß er tatsächlich jeden zweiten Tag bei seiner Geliebten ist. Solche Sachen.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wurde mir bewußt, daß ich aus besserem Holz geschnitzt war als ich gedacht hatte, denn ich stand ohne jeden Grund auf. Kein einziger verfluchter Anlaß. Cawti war schon auf, aber ich wußte nicht, ob sie zu Hause war oder weg, und keine dieser Möglichkeiten ließ in mir den Drang entstehen, die Welt vor meiner Zimmertür zu sehen. Meine Geschäfte liefen von alleine; ich hatte keine Verpflichtungen. Das einzig Interessante in meinem Leben war, die Hintergründe des Mordes an dem Ostländer aufzudecken, und das tat ich für Cawti, der es anscheinend egal war.
    Dennoch schaffte ich es in die Küche, wo ich Wasser aufsetzen wollte. Cawti saß im Wohnzimmer und las irgendein Revolverblatt. Ein Kloß stieg mir in den Hals. Ich drehte das Wasser auf und ging ins Badezimmer. Ich machte Gebrauch vom Nachtgeschirr und säuberte es mit einem Zauberspruch. Schön. Praktisch. Wie ein Dragaeraner. Ich rasierte mich mit kaltem Wasser. Mein Großvater hat sich mit kaltem Wasser rasiert (bevor er sich den Bart stehen ließ), weil er fand, daß man so die Winter besser übersteht. Das klingt albern für mich, aber aus Respekt für ihn tue ich es auch. Ich kaute auf einem Zahnstock herum, rieb mir den Gaumen ab und spülte den Mund aus. Inzwischen war das Wasser heiß genug für ein Bad. Das nahm ich, dann trocknete ich mich ab, machte das Badezimmer sauber, zog mich an und goß das Wasser in den Hinterhof. Platsch. Ich stand da und sah den Pfützen und Rinnsalen zu, die sich auf dem Weg bildeten. Oft schon habe ich mich gefragt, warum niemand behauptet, er könne die Zukunft aus ausgekipptem Badewasser vorhersagen. Ich schaute nach links und sah, daß die Erde unter der Veranda meiner Nachbarin noch trocken war. Ha! Wieder einmal früher auf als sie. Na bitte, Welt. Ein kleiner Sieg.
    Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf einen Stuhl in Richtung Sofa. Ein Teil einer Schlagzeile in Cawtis Zeitung sprang mir ins Auge, »Untersuchung wird beantragt –« in drei Zeilen großer schwarzer Tinte, und das war noch nicht alles. Sie ließ das Blatt sinken und sah mich an.
    Ich sagte: »Ich bin wütend auf dich.«
    Sie sagte: »Ich weiß. Sollen wir irgendwo frühstücken gehen?«
    Ich nickte. Aus irgendeinem Grund können wir einen Streit anscheinend nicht zu Hause beilegen. Wir suchten unseren Lieblings-Klavaschuppen auf, Loiosh und Rocza saßen mir auf den Schultern, und ich ignorierte die Anspannung und das Zwicken in meinem Magen so lange, bis ich ein paar Eier bestellt und einen kleinen Schluck Klava mit ganz wenig Honig getrunken hatte.
    Sie sagte: »Also gut. Warum bist du wütend?«, was wie ein Eröffnungsstoß wirkt, mit dem man den anderen in die Defensive drängt.
    Also gab ich zurück: »Warum hast du mir nicht gesagt, wo du gewesen bist?«
    Und sie: »Warum wolltest du das wissen?«, dabei lächelte sie ein bißchen, weil uns beiden aufging, was wir da taten.
    Ich sagte: »Warum denn nicht?«, und wir

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