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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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aber es wird ein Weilchen dauern, bevor wir genug wissen, daß wir uns an einen heranwagen können.«
    Ich nickte und schickte ihn an seine Arbeit. Dann kraulte ich Loiosh unterm Kinn. Und teleportierte mich – schon wieder – nach Süd-Adrilankha. Dort ging ich zu Kelly, weil ich sehen wollte, was los war. Von der Ecke, die ich vorher belegt hatte, hielt ich mich fern und nahm statt dessen einen weniger erkennbaren Platz weiter unten in der Straße ein. Jetzt war das Objekt nicht zu bemerken.
    Leute, die sich in diesem Geschäft nicht auskennen, haben anscheinend grundsätzlich eine zu hohe Meinung von der Erscheinung allgemein und der Kleidung im besonderen. Und zwar, weil diese auffällig sind. Für gewöhnlich bemerkt man nicht, wie jemand geht oder in welche Richtung er schaut oder wie er sich durch die Menge bewegt; die Erscheinung und die Kleidung fallen einem auf. Trotzdem wird die eigene Aufmerksamkeit nicht davon angezogen. Jeden Tag sieht man Leute, die komisch aussehen, aber keine Aufmerksamkeit erregen. Ich meine, natürlich wird niemand sagen: »Ich habe diesen Typen nicht gesehen, der so komisch aussah«, oder: »Da war einer, der hatte echt merkwürdige Klamotten an, aber er ist mir nicht aufgefallen.« Eine seltsam geformte Nase, eine ungewöhnliche Frisur oder ein extravaganter Kleidungsstil ist etwas, an das man sich bei jemandem erinnert, der einem aufgefallen ist, aber normalerweise sind es nicht diese Dinge, die denjenigen auf einen aufmerksam machen.
    Ich hatte komische Klamotten an für diese Gegend, aber ich war einfach ich selbst, mitten auf der Straße, wo alle anderen ihren gewöhnlichen Dingen nachgingen. Keiner hat mich bemerkt, und ich habe ein Auge auf Kellys Wohnung gehabt, um zu sehen, ob dort etwas Ungewöhnliches vor sich ging. Das heißt, ich wollte wissen, ob sie Franz entdeckt hatten.
    Nach ungefähr einer Stunde konnte ich es nicht sagen, also näherte ich mich dem Gebäude ein bißchen mehr. Dann ein bißchen weiter, dann schlich ich um die Ecke und an die Hauswand eines anderen, das genauso aussah. Von dort drückte ich mein Ohr an die Mauer. Sie war sogar noch dünner, als ich gedacht hatte, also konnte ich problemlos hören, was drinnen vorging.
    Sie redeten überhaupt nicht über Franz.
    Kelly sprach, irgendwas wie: »Das ist, als würdest du im stillen: ›Ich weiß, du bist nicht interessiert, aber –‹ hinzufügen.« Seine Stimme klang beißend, sarkastisch.
    Cawti erwiderte etwas, aber es war zu leise für mich. Für Kelly wohl auch, denn er sagte: »Sprich lauter«, in einem Ton, der mich zusammenfahren ließ. Cawti sagte erneut etwas, und ich konnte sie wieder nicht verstehen, und dann meinte Paresh: »Das ist absurd. Jetzt ist es doppelt so wichtig. Es ist dir vielleicht nicht aufgefallen, aber wir sind mitten in einem Aufstand. Jeder Fehler, den wir jetzt begehen, ist doppelt tödlich. Wir können uns gar keinen Fehler leisten.«
    Dann murmelte Cawti noch etwas, und ich hörte diverse Ausrufe, und Gregori fragte: »Wenn du so denkst, warum bist du dann überhaupt zu uns gestoßen?« Natalia sagte: »Du siehst es aus deren Blickwinkel. Dein ganzes Leben lang hast du versucht, Aristokratin zu sein, sogar jetzt noch. Aber wir sind nicht hier, damit wir ihre Plätze einnehmen, und wir werden sie nicht vernichten, indem wir ihre Lügen als Tatsachen akzeptieren.« Und dann sagte Kelly was und andere auch, aber ich werde nichts mehr davon wiedergeben. Es geht euch nichts an und mich auch nicht, obwohl ich gelauscht habe.
    Einiges davon habe ich mir allerdings angehört und bin dabei immer stärker rot geworden. Loiosh hat sich die ganze Zeit in meine Schulter gekrallt und an einer Stelle gesagt: »Rocza ist ziemlich aufgewühlt.« Ich habe nicht geantwortet, weil ich nicht wußte, ob ich etwas hervorbringen konnte, nicht einmal zu Loiosh. Gleich um die Ecke war eine Tür, und ich wußte, ich hätte dort reingehen können, und Kelly wäre gestorben, bevor er gewußt hätte, was ihn getroffen hat.
    Es fiel schwer, es nicht zu tun.
    Meine einzige Ablenkung war, daß ich ständig so was dachte wie: »Wie kann sie das nur aushalten?« und: »Warum will sie sich damit herumschlagen?« Außerdem überlegte ich, daß die anderen entweder sehr tapfer oder sehr vertrauensselig waren. Sie wußten so gut wie ich, daß Cawti die ganze Bande binnen Sekunden hätte umbringen können.
    Und die Frau, die ich geheiratet hatte, hätte es auch getan.
    Ich stahl mich schließlich davon

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