Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
und trank ein paar Klavas.
     
     
    Irgendwann im vergangenen Jahr hatte sie sich verändert, und ich hatte es nicht bemerkt. Vielleicht beschäftigte mich das am meisten. Ich meine, wenn ich sie wirklich liebte, hätte ich dann nicht gesehen, daß sie sich von einer wandelnden Todesmaschine in eine … eine was weiß ich verwandelte? Aber mal anders herum. Ich liebte sie; das wußte ich, weil es so weh tat, und ich hatte es nicht bemerkt, und nun stand ich da.
    Sich zu fragen, warum sie sich verändert hatte, war zwecklos. Bringt einen nicht weiter, wie Stock sagen würde. Die Frage lautete, würden wir uns gemeinsam verändern? Nein, sind wir mal ehrlich. Die Frage lautete, würde ich so tun, als wäre ich jemand, der ich nicht bin, oder gar versuchen, etwas zu werden, das ich nicht war, nur um sie zu halten? Und wenn ich es so betrachtete, wußte ich, ich konnte es nicht. Ich würde nicht ein anderer werden, nur weil sie mich dann vielleicht wieder lieben würde. Sie hatte mich geheiratet, so wie ich war, und ich hatte sie genauso genommen. Wenn sie sich von mir abwandte, würde ich eben so gut es ging damit leben müssen.
    Oder nicht. Da war noch Quaysh, der den Auftrag hatte, mich zu töten, und Herth, der es wieder versuchen würde, wenn Quaysh scheiterte. Also würde ich vielleicht gar nicht damit leben müssen. Das wäre günstig, aber nicht wirklich ideal. Ich bestellte noch mehr Klava, der im Glas gebracht wurde, was mich an Sheryl erinnerte, was mich nicht eben aufheiterte.
    Ich befand mich auch eine Stunde später noch in dieser düsteren Stimmung, als Natalia in Begleitung eines mir nicht bekannten Ostländers und eines Teckla, der nicht Paresh war, hereinkam. Sie sah mich und nickte mir zu, dann überlegte sie kurz und kam zu mir, nachdem sie ihren Begleitern Bescheid gesagt hatte. Ich bat sie, Platz zu nehmen, was sie auch tat. Weil ich in Spendierlaune war, bezahlte ich ihr einen Tee, denn Klava mochte sie nicht. Bis der Tee kam, sahen wir einander nur an. Er roch besser als der Klava und wurde in einer Tasse serviert. Daran würde ich bei meinen nächsten Besuchen denken.
    Natalias bisheriges Leben stand ihr grob ins Gesicht geschrieben. Ich meine, die Einzelheiten konnte ich nicht sehen, aber der Ablauf war da. Ihre schwarzen Haare ergrauten langsam; die Art von grauen Strähnen, die nicht würdevoll, sondern bloß alt wirken. Sie hatte dichte Augenbrauen, und die Furchen im Gesicht schienen dauerhaft zu sein. Neben ihrer Nase, die früher bestimmt mal ein niedliches Knöpfchen gewesen war, lagen tiefe Falten. Ihr dünnes Gesicht war von Anspannung gezeichnet, als würde sie mit ständig zusammengebissenen Zähnen herumlaufen. Und dennoch lag tief drinnen, hinter all dem ein Funkeln in ihren Augen. Sie mußte so Anfang vierzig sein.
    Als sie ihren Tee schlürfte und sich Meinungen über mich bildete, die so gehaltvoll waren wie meine über sie, fragte ich: »Und, wie bist du in diese Sache hineingeraten?«
    Sie wollte antworten, und ich spürte, daß mir ein Traktat bevorstand, deshalb sagte ich: »Nee, ist egal. Ich weiß gar nicht, ob ich es hören will.«
    Sie bedachte mich mit so einem halben Lächeln, was das Fröhlichste war, das ich bisher von ihr gesehen hatte. Sie fragte: »Dann willst du also nichts aus meinem Leben als Haremsdame für einen ostländischen König hören?«
    Ich antwortete: »Tja, doch, würde ich gerne. Aber ich nehme nicht an, daß du tatsächlich eine warst, oder doch?«
    »Ich fürchte nicht.«
    »Auch nicht schlimm«, fand ich.
    »Aber ich war eine Weile Diebin.«
    »Echt? Kein schlechter Beruf. Wenigstens gute Arbeitszeiten.«
    »Das ist wie alles andere auch«, sagte sie. »Es kommt auf den Rang im Gewerbe an.«
    Ich dachte an Orca, die jeden für zwanzig Imperials abstechen würden, und sagte: »So ist es wohl. Ich vermute, du warst nicht ganz oben.«
    Sie nickte. »Wir haben auf der anderen Seite der Stadt gewohnt.« Sie meinte die andere Seite von Süd-Adrilankha. Für die meisten Ostländer war Süd-Adrilankha die ganze Stadt. »Das war«, redete sie weiter, »nachdem meine Mutter gestorben war. Mein Vater hat mich immer in ein Gasthaus gebracht, und ich habe dann die Münzen geklaut, die die Trinker auf der Theke gelassen haben, manchmal auch ihre Geldbeutel.«
    Ich sagte: »Nein, das ist nicht gerade die Spitze des Berufszweiges, nicht wahr? Aber man kann vermutlich davon leben.«
    »Mehr oder weniger.«
    »Hat man dich erwischt?«
    »Ja. Einmal. Wir hatten uns

Weitere Kostenlose Bücher