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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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angenommen hatte, wenn er über etwas redete, das das Imperium gemacht hatte und ihm nicht gefiel. Ich fragte: »Was ist dann passiert?«
    Sie lachte. »Vieles. Zuerst einmal hat das Gasthaus zugemacht, fast direkt danach. Der Besitzer hat es verkauft, wahrscheinlich gerade für so viel, daß er davon leben konnte. Der neue Besitzer hat es dichtgemacht, bis das Gezeter um die Steuer sich beruhigte, also stand ich ohne Arbeit auf der Straße. An genau dem Tag habe ich Kelly gesehen, und in seiner Zeitung stand ein großer Artikel darüber. Ich sagte was zu ihm, über sein albernes olles Blättchen, und daß das hier die Wirklichkeit war, und er hat sich auf mich gestürzt wie ein Dzur auf einen Lyorn. Er hat gesagt, darum ginge es bei der Zeitung, und daß man die Arbeitsplätze nur durch dies und das und jenes bewahren könnte. An das meiste erinnere ich mich nicht mehr, aber ich war selber ziemlich wütend und konnte nicht sonderlich klar denken. Ich sagte zu ihm, das Problem sei die Gier der Imperatorin, und er meinte, nein, die Imperatorin sei verzweifelt wegen diesem und jenem, und eh ich mich versah, hörte er sich an, als wäre er auf ihrer Seite. Ich bin davongestürmt und habe ihn jahrelang nicht gesehen.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich habe mir ein anderes Gasthaus gesucht, diesmal auf der dragaeranischen Seite der Stadt. Weil die Dragaeraner sowieso nicht sehen können, wie alt wir sind, und der Besitzer mich ›niedlich‹ fand, hat er mich bedienen lassen. Wie sich herausstellte, war der vorige Kellner eine Woche davor bei einer Messerstecherei umgekommen. Wahrscheinlich hätte ich da wissen müssen, was für ein Laden das war, und so ein Laden war es auch, aber ich bin zurechtgekommen. Ich habe eine Wohnung gleich auf dieser Seite von Zweireben gefunden und bin jeden Tag die zwei Meilen zur Arbeit gelaufen. Das schöne war, daß dieser Gang mich an einem kleinen Buchladen vorbeiführte. Ich habe viel Geld dagelassen, aber das war es wert. Besonders gerne hatte ich Geschichte – die dragaeranische, nicht die der Menschen. Und die Erzählungen. Ich denke, ich konnte sie nicht so gut auseinanderhalten. Ich habe immer so getan, als wäre ich eine Dzurlady und würde die Schlacht bei den sieben Pinien schlagen und dann den Dzurberg erstürmen und im gleichen Atemzug die Verzauberin bekämpfen. Was denn?«
    Wahrscheinlich bin ich bei der Erwähnung des Dzurbergs ein bißchen zusammengezuckt. Ich sagte: »Nichts. Wann hast du Kelly wieder getroffen?«
    Mein Klava war jetzt kalt genug, daß ich ihn anfassen konnte, und gerade noch so warm, daß er schmeckte. Ich trank einen Schluck. Natalia sagte: »Das war nach der Einführung der Kopfsteuer im Gebiet der Ostländer. Ein Ehepaar unter mir konnte auch lesen, und die haben eine Gruppe von Leuten getroffen, die versuchten, der Imperatorin eine Petition gegen diese Steuer zu überreichen.«
    Ich nickte. Jahre danach war einmal jemand mit einer ähnlichen Petition in die Schenke meines Vaters gekommen, obwohl wir im dragaeranischen Teil der Stadt lebten. Mein Vater hatte ihn hinausgeworfen. Ich sagte: »Ich habe nie begriffen, warum die Kopfsteuer überhaupt erlassen wurde. Wollte das Imperium die Ostländer aus der Stadt fernhalten?«
    »Das hatte größtenteils mit den Aufständen in den Herzogtümern im Osten und Norden zu tun, durch die die Zwangsarbeit abgeschafft wurde. Ich habe ein Buch darüber geschrieben. Möchtest du es kaufen?«
    »Vielen Dank.«
    »Wie dem auch sei«, sagte sie, »meine Nachbarn und ich haben uns mit diesen Leuten eingelassen. Wir haben eine Weile mit ihnen gearbeitet, aber die Vorstellung, auf Händen und Knien zum Imperium zu rutschen, gefiel mir nicht. Das schien mir falsch. Ich nehme an, mein Kopf war einfach voll mit diesen Geschichten und Erzählungen, die ich gelesen hatte, und ich war erst vierzehn, aber irgendwie schien mir, daß die einzigen, die jemals etwas von der Imperatorin bekommen hatten, forsch darum gebeten und sich als würdig erwiesen hatten.« Sie betonte die Wörter »forsch« und »würdig« ein wenig. »Ich dachte, wir sollten irgendwas Wunderbares für das Imperium tun und dann fragen, ob die Steuer als Belohnung abgeschafft wird.«
    Ich mußte lächeln. »Was haben sie dazu gesagt?«
    »Oh, ich habe das nie wirklich vorgeschlagen. Ich wollte, aber ich hatte Angst, daß sie mich auslachen.« Kurz zog sie die Mundwinkel hoch. »Und das hätten sie natürlich. Aber wir hatten ein paar öffentliche Sitzungen,

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