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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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ihr vorbeiging, stieß sie sich von der Wand ab und sagte hallo. Ich blieb stehen und wünschte ihr einen schönen Tag. Da fiel mir plötzlich ein, daß es eine Falle sein könnte; ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und rückte meinen Umhang zurecht. Anscheinend dachte sie, daß ich mich für sie herausputzen wollte, und zeigte mir ein paar Grübchen. Ich fragte mich, wieviel man dafür wohl drauflegen mußte.
    »Siehst du was, Loiosh?«
    »Es ist zu bevölkert hier, um sicher zu sein, Boß, aber Quaysh sehe ich nicht.«
    Also war es wohl doch nur das, wonach es aussah.
    Sie fragte, ob ich nicht Lust hätte, ihr irgendwo etwas zu trinken zu spendieren. Ich sagte vielleicht. Sie fragte, ob ich nicht Lust hätte, sie irgendwo zu vögeln. Ich fragte wieviel, sie sagte zehn und sieben, was auf einen Imperial hinauslief und ein Drittel des Preises war, den meine Mädchen verlangten.
    »Klar«, sagte ich. Sie nickte, ohne noch mal die Grübchen erscheinen zu lassen, und führte mich um die Ecke. Sicherheitshalber ließ ich mir ein Messer in die Hand fallen. Wir betraten ein Gasthaus, auf dessen Schild mehrere Bienen um einen Bienenstock schwirrten. Während sie mit dem Gastwirt redete, steckte ich mein Messer weg. Dann gab ich ihm sieben Silbermünzen. Er deutete mit dem Kopf auf die Treppe und sagte: »Zimmer drei.« Für einen Nachmittag war der Laden ziemlich voll, und ein blauer Schleier hing im Schankraum. Er roch alt und faulig und abgestanden. Ich vermutete, daß jeder da drinnen besoffen war.
    Das Mädchen führte mich zu Zimmer drei. Ich bestand darauf, daß sie vor mir hineinging, und paßte auf, ob sie erkennen ließ, daß noch jemand drin war. Aber es war nichts zu sehen. Als sie sich zu mir umdrehte, flog Loiosh hinein.
    »Alles klar, Boß. Keine Gefahr.«
    Sie fragte: »Das Ding soll auch dabeisein?«
    Ich meinte: »Ja.«
    Sie zuckte die Achseln. »Na gut.«
    Ich betrat das Zimmer. Der Vorhang fiel hinter mir zu. Auf dem Boden lag eine Matratze, daneben stand ein Tisch. Ich gab ihr einen Imperial. »Kannst du behalten«, sagte ich.
    »Danke.«
    Sie zog die Bluse aus. Ein junger Körper. Ich rührte mich nicht. Sie schaute mich an und sagte: »Na?«
    Als ich mich ihr näherte, setzte sie ein falsches, träumerisches Lächeln auf, drehte mir ihr Gesicht zu und streckte die Arme aus. Ich gab ihr eine Ohrfeige. Sie wich zurück und rief: »Ey!« Ich ging ihr hinterher und ohrfeigte sie wieder. »So was läuft nicht«, jammerte sie. Da zog ich ein Messer aus dem Umhang und hielt es hoch. Sie kreischte.
    Während ihr Schrei durch das Zimmer hallte und schallte, griff ich sie am Arm und zerrte sie in eine Ecke neben der Tür, wo ich sie festhielt. Angst stand ihr im Gesicht. »Das reicht jetzt«, schnauzte ich. »Wenn du noch mal den Mund aufmachst, bring ich dich um.« Sie nickte und beobachtete mich. Von draußen kamen Schritte, und ich ließ sie los. Der Vorhang wurde beiseite geschoben, und ein gewaltiger Knüppel kam herein, gefolgt von einem großen Ostländer mit schwarzem Bart.
    Er stürzte herein, blieb beim Anblick des leeren Zimmers stehen und wollte sich umschauen. Ehe er dazu kam, packte ich ihn an den Haaren und zog seinen Kopf an mein Messer, das ich ihm an den Hals drückte. »Fallenlassen«, sagte ich. Er spannte die Muskeln an, als wollte er auf mich losspringen, und ich drückte fester. Daraufhin lockerte er den Griff, und der Knüppel fiel zu Boden. Ich drehte mich zu der Hure um. Ihr Gesichtsausdruck verriet mir, daß der Kerl ihr Zuhälter war und nicht bloß irgendein Aufpasser aus dem Gasthaus oder ein besorgter Bürger. »Also«, forderte ich sie auf, »raus hier.«
    Sie lief um uns herum, griff sich ihre Bluse und rannte hinaus, ohne einen von uns anzuschauen oder sich anzuziehen. Der Zuhälter fragte: »Bist du einer von den Vögeln?«
    Ich überlegte. »Vögel? Phönix. Phönixwachen. Der ist gut. Der würde Lord Khaavren gefallen. Nein, bin ich nicht. Sei nicht albern. Für wen arbeitest du?«
    »Hä?« machte er.
    Ich trat ihm in die Kniekehlen, und er setzte sich hin. Dann stellte ich mich mit den Knien auf seine Brust und hielt die Messerspitze vor sein linkes Auge. Ich wiederholte die Frage. Er sagte: »Ich arbeite für niemanden. Ich bin alleine.«
    Ich fragte: »Dann kann ich also mit dir machen, was ich will, und keiner kommt dir zu Hilfe, stimmt’s?«
    Das warf ein anderes Licht auf die Szene. Er korrigierte sich: »Nein, ich habe einen Beschützer.«
    Darauf ich: »Gut.
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