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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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Tisch ließ direkte Sitznachbarn die Stimme ebenfalls erheben. Und so hatte man es mit einem Höllenlärm zu tun, der dem ein oder anderen schon mal auf die Ohren schlug. Deshalb schalteten einige ihr Hörgerät auf Minimum, was zwangsweise die eigene Stimme etwas lauter werden ließ.
    Zwar besagte die Hausordnung eindeutig, dass jedes Gespräch in Zimmerlautstärke zu führen wäre, nur wie sollte man dieser Anweisung nachkommen, wenn die Hälfte der Senioren mit einem Hörgerät ausgestattet war, das sie regelmäßig zum Essen leiser stellten oder gar ausschalteten?
     
    Balthasar Sebastian Rohrasch hatte es mittlerweile aufgegeben, durch die Reihen seiner Senioren zu gehen, um die Geräte wieder auf Empfang zu stellen. Es war ihm inzwischen auch egal, wie laut sich seine Schützlinge anschrien, er aß sowieso in seinem Büro, tippte nebenbei irgendwelche Zahlen in seine Statistiken ein, und das Personal verrichtete mit Ohropax seine Arbeit in friedlicher Stille.
     
    Endlich bekam auch die gemütlich korpulente Esther Friedrichsen ihr Essen serviert. Fleisch, Kartoffeln und Spinat gab es, was Esthers Herz erfreute. Gegen Spinat hatte sie nichts einzuwenden, gegen Kartoffeln ebenfalls nicht und gegen ein saftiges Stück Fleisch, das ruhig etwas größer hätte sein können, sowieso nicht. Doch niemals mehr nahm sie sich vor, würde sie nach dem Essen anderer greifen. Lieber wollte sie vor Hunger vom Tisch fallen.
    Esther nahm sich den Salzstreuer, der in der Mitte des Tisches stand, und ließ eine ordentliche Ladung über ihre Essen rieseln, als sie unversehens angesprochen wurde.
     
     

10
     
     
    „Würden Sie ihr bitte das Salz weiterreichen?“
    Esther Friedrichsen sah von ihrem Teller auf und blickte mit Fragezeichen im Gesicht in das ihr unbekannte Gesicht.
    Gegenüber von ihr hatte sich eine Dame niedergelassen, auf deren wohlfrisiertem blonden Haar ein Hut saß, dessen Ausmaße dem einer Bahnhofsuhr gleichkamen. Wobei niedergelassen, nicht ganz richtig war, sie hatte lediglich ihren Rollstuhl zwischen zwei Stühle gezwängt.
    Unschlüssig hielt Esther Friedrichsen den Salzstreuer in die Höhe. Abwartend blieb ihre Hand in der Mitte des Tisches stehen.
    „Ein Mahl ohne Salz ist wie Kartoffelsuppe ohne Speck.“ Dankend streckte die Dame ebenfalls ihre Hand zur Tischmitte und nahm Esther den Gewürzstreuer ab.
    „Sie werden sich hier an Kartoffelsuppe mit Würstl gewöhnen müssen“, entschied Esther, gleich mit dem Unvermeidlichen herauszurücken. „Speck gibt’s nur am Sonntag, aber sonntags gibt es keine Kartoffelsuppe. Kartoffelgerichte servieren sie prinzipiell nur montags, während mittwochs Mehlspeisen gereicht werden und freitags Fisch“, führte Esther den Essensplan wahrheitsgemäß weiter aus und blickte ihr Gegenüber musternd an. Obwohl sie im Rollstuhl saß, konnte Esther Friedrichsen erkennen, dass es eine große Frau war, die für sich in der dritten Person nach Salz gefragt hatte. Wenn sie stehen könnte, wäre sie sicherlich um einen ganzen Kopf größer, wahrscheinlich auch um die Hälfte schlanker. Alles in allem schätzte sie diese Dame etwas exzentrisch ein, was Esther aber keinesfalls abwertend meinte. Nein, im Gegenteil, sie war allem und jedem gegenüber sehr aufgeschlossen. Und solange sie nicht in ihrem Tagesablauf gestört wurde, war ihr jeder neue Gesprächspartner willkommen.
    „Nun, dann wird sie an Kartoffelsuppentagen wohl ihren eigenen Speck mitbringen müssen“, durchbrach die Frau Esthers Blick, der unentwegt auf ihren großen Hut ruhte. Gekonnt zog sie eine riesige Nadel aus ihrem Kopf und legte ihren Hut auf ihren Schoß.
    Esther musste neidlos feststellen, dass bei der Dame nicht ein graues Haar zu erkennen war. Beachtlich, wenn man bedachte, dass sie hier in einem Altersheim saßen.
    Nachdem sich die Dame fast die gleiche Menge Salz wie Esther über ihr Essen gestreut hatte, platzierte sie den Salzstreuer wieder in der Mitte des Tisches und nahm ihr Besteck auf. Das amüsierte Esther Friedrichsen, was der Dame mit dem großen Hut auf dem Schoß nicht entging. Sie legte Messer und Gabel wieder beiseite und blickte sie an. „Darf sie sich vorstellen, ihr Name ist Ingrid van Brekelkam“, reichte sie ihre Hand über den Tisch.
    Esther Friedrichsen legte ebenfalls ihr Besteck beiseite und ergriff zögernd die Hand der Anderen. „Ihr Name ist also Ingrid van Brekelkam“, wiederholte Esther.
    „Genau. Sie freut sich, Sie kennenzulernen.“
    Höflich stellte

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