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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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diese beiden Stoffel Ihnen wenigstens eine Erfrischung angeboten, oder haben sie Sie etwa auf der Stelle hergebracht?«
    »Sie haben mir einen Milkshake ausgegeben«, stotterte Annie.
    »Wir sind in der Stadt kurz eingekehrt«, erklärte Brooks. »Weißt du schon, wann das Mittagessen fertig ist?«
    »Um halb eins, wenn es euch recht ist.«
    »So lange wollte ich gar nicht bleiben«, protestierte Annie. »Ihr Mann hat gesagt, Sie wollten mit mir sprechen.«
    »Das möchte ich auch, Mrs. Bickens. Eigentlich möchten wir alle mit Ihnen sprechen, und zwar über eine Sache, die uns sehr am Herzen liegt. Wir hoffen, daß Sie uns helfen können. Am besten gehen wir in die Bibliothek und machen es uns dort gemütlich.«
    »Oder nach unten«, schlug Max vor. »Da sind wir ungestört.«
    Theonia neigte ihr majestätisches Haupt. »Gern, wie ihr meint. Geben Sie mir Ihren Arm, Mrs. Bickens. Das Treppenhaus kann ein wenig verwirrend sein, wenn man es nicht kennt. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mit uns durch die Hintertür hinauszugehen?«
    Es machte Annie eine Menge aus, doch ihr blieb keine andere Wahl - mit einer Frau, die doppelt so groß war wie sie selbst an der Seite, dem wendigen Brooks vor sich und dem galanten, aber beeindruckenden Max Bittersohn direkt hinter sich. Theonia hielt Annies Arm die ganze Zeit sanft, aber unnachgiebig fest, obwohl das Treppenhaus gut beleuchtet war und das stabile Geländer aus vergoldetem Eichenholz ausreichend Halt bot.
    Annie mußte sich wie eine Gefangene auf dem Weg zur Zelle vorkommen, doch das Zimmer, in das sie gebracht wurde, war ausgesprochen gemütlich. Der Steinboden war makellos sauber, die Wände weiß, die Möbel schlicht und farbenfroh, und auf den hohen Fensterbänken standen hübsche Pflanzen. Max lächelte.
    »Früher habe ich selbst mal in diesem Zimmer gewohnt, Mrs. Bickens.«
    »Ehrlich? Sie haben auch hier gewohnt?«
    »Ja, bis ich meine Vermieterin geheiratet habe. Danach sind Sarah und ich ins Nebenhaus gezogen, und Brooks und Theonia haben das Haus übernommen. Wir sind eine ziemlich komplizierte Familie. Genau wie das SCRC. Ich weiß nicht, ob es Ihnen auch schon aufgefallen ist, aber im Center wird es von Tag zu Tag komplizierter. Genau darüber möchten wir uns gern mit Ihnen unterhalten.«
    »Aber ich hab' nichts Unrechtes getan!«
    »Das hat ja auch keiner behauptet. Wir hoffen lediglich, daß Sie uns bei der Aufklärung eines Falles behilflich sein können.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.«
    »Wir versuchen unter anderem herauszufinden, wer Chet Arthur umgebracht hat.«
    »Der ist doch überfallen worden.«
    »Aber jetzt ist er tot.«
    »Stimmt, aber die wußten doch bestimmt nicht mal, wer er war. Wenn Sie umgebracht sagen, klingt das so, als hätten die was gegen ihn gehabt.«
    »Wir sind der Meinung, daß die Täter genau gewußt haben, mit wem sie es zu tun hatten. Warum setzen Sie sich nicht und machen es sich bequem, Mrs. Bickens?«

Kapitel 16

    Max führte Annie zu dem Sessel mit den blauen Schutzbezügen, der noch aus dem alten Haus in Ireson's Landing stammte, schob einen rotgestrichenen Holzstuhl daneben und nahm darauf Platz. Brooks und Theonia saßen auf dem Bett, das mit den hübschen rotgemusterten Kissen wie eine Couch wirkte. Annie befeuchtete sich die Lippen und ließ ihren Blick unruhig von einem zum anderen wandern.
    »Hat es was mit dem Testament zu tun? Ich hab' nur an der Stelle unterschrieben, wo Chet gesagt hat, ehrlich. Joan hat auch unterschrieben!«
    »Beruhigen Sie sich, Annie«, sagte Max. »Ich darf Sie doch Annie nennen, oder? Nein, mit dem Testament hat es nichts zu tun. Aber Sie haben nicht ganz die Wahrheit gesagt, als Sie uns erzählt haben, Sie hätten es nicht gelesen. Das stimmt doch, oder nicht?«
    »Na und? Ein Mensch hat doch schließlich das Recht, zu wissen, was er unterschreibt, oder? Halten Sie mich eigentlich für total meschugge oder was?«
    »Nicht im geringsten. Mich würde nur interessieren, wie Sie darüber denken.«
    »Ich fand es reichlich merkwürdig, wenn ich ehrlich sein soll. Ich meine, da lebt einer mehr oder weniger auf der Straße und verdient sich sein Geld, indem er leere Bierdosen sammelt, und dann macht er 'n Testament wie 'n Millionär.«
    »Sie und Joan haben sich also darüber lustig gemacht, richtig?«
    »Nee, ich hab' ihr gar nichts davon gesagt. Chet hat doch gewollt, daß wir das Ding nicht lesen, sondern nur unterschreiben. Joan hätte das nicht richtig gefunden. Sie

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