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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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letzten Rest Brandy hinunter und hievte sich aus dem Stuhl.
    Sarah fand die Karte mit den Notrufnummern von Arzt, Feuerwehr und Polizei, die Genevieve über dem Telefon aufgehängt hatte. Unter den Nummern befand sich auch die Hotline für Vergiftungen, was das Vertrauen in die Fähigkeiten einer Köchin nicht gerade förderte. Sarah wählte die Nummer der Polizei und teilte der sachlichen, ruhigen Stimme am anderen Ende der Leitung mit, was passiert war. Es werde sofort jemand kommen, versicherte man ihr. Dann ging sie Dolph suchen.
    In der Zwischenzeit eilte Max mit George zum Gerätehäuschen. Es war keiner der üblichen kleinen Schuppen, sondern ein richtiges stabiles kleines Haus aus grauem Granit, das teilweise mit rotem Backstein verklinkert war. Eine Betonrampe für Schubkarren und Rasenmäher führte hinauf zu einer extrabreiten Doppeltür, wie man sie man zu Zeiten von Hupmobil und Pierce Arrow häufig für Garagen benutzt hatte. Sie war mit einem Messingschloß gesichert, das ziemlich neu aussah.
    »Moment.« George nahm seinen Schlüsselbund und machte sich an dem komplizierten Schloß zu schaffen. »Heutzutage muß man alles wegschließen«, brummte er. »Die Kerle fahren einfach mit 'nem Transporter vor und klauen alles weg, wenn man ihnen die Gelegenheit gibt.«
    »Die Tür vom Geräteschuppen war heute abend sicher nicht abgeschlossen, oder?«
    »Von wegen! Bei den vielen Autos heut' abend war' das bestimmt keine gute Idee gewesen, da braucht doch bloß einer mit 'nem Lieferwagen zu kommen, und schwuppdiwupp is' alles weg! Ich weiß nich', ob Sie das verstehen, Mr. Bittersohn, aber Gartengeräte sind heutzutage ganz schön teuer. Ein Mähtraktor kostet schon 'n paar tausend Dollar, je nachdem, was für einen man kauft. Der Chef kauft nur das Beste. Er sagt immer, damit spart man langfristig am meisten. Also schließen wir immer alles ein, wie ich eben schon gesagt hab'. Vielleicht können Sie mir erklären, wie der Kerl hier reingekommen is', ohne daß ich was gemerkt hab'?«
    »Ist das hier der einzige Zugang?« erkundigte sich Max.
    »Allerdings«, versicherte George.
    »Gibt es vielleicht noch Fenster?«
    »Zwei hinten raus und zwei an den Seiten, aber da sind dicke Gitter vor, mit Verankerungen, die bis in die Steine gehen.« George drehte ein letztes Mal seinen Schlüssel, drückte die rechte Tür auf und knipste das Licht an, ohne dabei das Häuschen zu betreten, um Max zu demonstrieren, wie er es vorhin gemacht hatte. »Sehen Sie selbst. Ich guck' mir das nich' noch mal an.«
    Max warf einen Blick hinein und sagte nur: »O Gott!«
    »Kennen Sie den Mann, Mr. Bittersohn?«
    »Haben Sie schon mal einen Mann vom SCRC hier gehabt, der sich Ted Ashe nannte?«
    »Harry Burr hat gesagt, ein Ted Ashe sollte uns heute abend helfen, aber er is' nich' gekommen. Das hier is' bestimmt niemand vom SCRC, Sie brauchen sich bloß die Klamotten anzusehen.«
    »Ist Burr noch hier?«
    »Ich glaub' schon.«
    »Könnten Sie ihn bitte holen?«
    Harry Burr mußte ganz in der Nähe gewesen sein. Als er auftauchte, stand Max immer noch an derselben Stelle und starrte auf die groteske schwere Spitzhacke mit dem dicken Eschenstiel herab, deren obere Spitze zum Dach zeigte, während die untere sich tief in eine modische, sorgfältig zugeknöpfte, teure hellbraune Wildlederjacke gebohrt hatte. Blut war nicht zu sehen, nur die tödliche Waffe aus gehärtetem Stahl.
    Max konnte nicht erkennen, ob die Hacke den Toten auf dem Boden festgenagelt hatte, doch sie wirkte so starr und fest, daß man davon ausgehen konnte. Ashe lag friedlich auf dem Rücken. Seine Beine waren nicht verdreht, seine Arme hatten anscheinend nicht versucht, den Schlag abzuwehren. Sein totes Gesicht zeigte keinerlei Anzeichen von Entsetzen. Aber tote Gesichter sehen eben doch nur tot aus, sonst nichts.
    »Geh ruhig rein, Harry«, hörte er George sagen. »Er will mit dir reden.«
    »Kommen Sie bitte auch, George«, rief Max ihnen zu. »Und Walter ebenfalls, wenn er da ist. Falls es Ihnen unangenehm ist, können Sie auch draußen bleiben, aber gehen Sie bitte nicht weg.«
    »Wir sind alle hier.« George sah ein wenig beschämt aus, als er hinter Harry Burr das Gerätehaus betrat. Ein dritter Mann in Jeans und Jacke folgte ihnen.
    »Die Polizei müßte jeden Moment kommen«, sagte Max. »Man wird Ihnen heute nacht sicher eine Menge Fragen stellen, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir schon vorher einige Informationen geben könnten. Harry, kennen Sie

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