Tekhnotma - Krieger der Clans: Tekhnotma 3 (German Edition)
Schaufeln erinnerten oder – je nachdem, wie man es betrachtete – an Ruderblätter.
Die beiden Riesen drehten sich gleichzeitig um und schritten auf das Haus des Fahrzeughändlers zu. Schaufel trug eine Pulverarmbrust im Rückenhalfter und ein Beil, das er aus seinem Gürtel zog, Gangrän war mit einem langen Messer und seinem Schlagstock bewaffnet.
»Ist er alleine?«, fragte der Ataman. Der verängstigte Wachmann nickte wieder. Er schluckte schwer und blickte den beiden Banditen hinterher, dann fügte er hinzu: »Wahrscheinlich. Höchstens eine Nutte ist noch da. Er … ist mein Onkel.«
»Wie heißt du?«
»Benja.«
»Benja, also gut. Weißt du, wer ich bin?«
Der Wachmann schwieg.
»Ich bin der neue Herr der Brücke. Der ganzen Brücke. Ich heiße Makota, aber du nennst mich einfach Großer Herr. Hast du kapiert?«
Gangrän trat mit einem festen Tritt gegen die Tür, riss sie aus den Angeln und tauchte ins Innere des Gebäudes. Schaufel trat an ein Fenster im Erdgeschoss, durchschlug mit einem Fausthieb den Fensterladen und kletterte ebenfalls ins Haus. Ein Ruf ertönte, dann ein Geräusch, als ob ein Holzstamm gegen eine Tür donnerte, das Kreischen einer Frau, schnelle Schritte nackter Sohlen, Schaufels heiserer Aufschrei, Schläge, wieder ein Kreischen, das in ein ersticktes Schreien und Glucksen überging.
Kaban trat von einem Bein aufs andere, und Birjusa wandte sich ab. Makota stemmte die Hände in die Hüften und blickte sich um. Sie hatten einen äußerst günstigen Zeitpunkt für ihren Angriff gewählt. Die Menschen auf der Brücke schliefen entweder ihren Rausch aus oder sie verjubelten lärmend ihr Hab und Gut in den Kneipen, wo sie ebenfalls nichts von den Ereignissen auf der Straße mitbekamen. Eben war Derjuga von der östlichen Zufahrt zur Brücke zurückgekehrt und hatte berichtet, dass die Wilden die dortigen Wachen ausgeschaltet hatten. Die Hälfte der Männer war tot, die andere Hälfte betäubt und gefesselt. Blases Haus hatten sie ebenfalls überfallen und besetzt, auch wenn der Händler sich gerade nicht dort befand, sondern – wie Gangrän es vorhergesagt hatte – zum Feiern bei seinem Kollegen Rjurik war. Außerdem hatten die Banditen die größte Herberge der Brücke, die den Namen Quadrat trug, gestürmt. Dorthin befahl Makota die Fahrzeuge zu bringen, und dort würden sie ihr Hauptquartier aufschlagen, in einem der seltsamen, senkrecht aufgestellten Tankwagen, die in zwei Etagen unterteilt waren und bisher Zimmer für Durchreisende beherbergt hatten. Aber zuvor wollte Makota mit seinen beiden Hauptgegnern abrechnen: mit Blase, der erst kürzlich den gesamten Handel mit Wassermelonen – dem Erzeugnis, für das die Brücke weithin berühmt war – in seine Gewalt gebracht hatte, und mit Rjurik, dem Besitzer der Spelunke Unter der Brücke. Neben verschiedenen anderen Geschäften unterhielt Rjurik eine Brigade gut ausgebildeter Söldner, die er des Öfteren ins Ödland schickte, um Karawanen zu überfallen. Dank dieser Söldnertruppe war er ein einflussreicher Mann auf der Brücke.
Blinzelnd beobachtete Benja das Haus, aus dem jetzt Schaufel und Gangrän mit blutverspritzten Gesichtern herauskamen. Gangrän hielt eine große Kürbisflasche in den Händen. Den Schlagstock unter die Achsel geklemmt, wischte er sich im Gehen das Gesicht ab, setzte den Flaschenhals an und nahm einen tiefen Schluck.
»Hat mir das Ödland einen zweiten Sachar geschickt?«, rief Makota. »He, Kerl, wir sind noch nicht fertig. Hör auf zu saufen!«
Gangrän und Schaufel traten zu ihm.
»Ich werd vom Trinken nur schneller«, erklärte der Riese. »Schneller und böser.«
»Du kannst hinterher trinken, gib mir die Flasche!« Makota nahm sie ihm ab, schnüffelte am Flaschenhals und kippte den Rest über Benjas Kopf aus. Der zog die Schultern ein und ließ den Kopf sinken.
»Na gut, Bursche, einen Onkel hast du nicht mehr. Wirst du dem neuen Herrn dienen?«
»Ja«, flüsterte Benja.
»Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich so einen wie dich brauchen kann. Irgendwie hast du dich reichlich schnell von deinem früheren Chef getrennt, noch dazu, wo er dein Onkel war … Was soll ich mit solchen Leuten?«
»Ich werde …«, flüsterte Benja. In seinem Gesicht, das nass von dem Fusel aus der Kürbisflasche war, bewegte sich kaum ein Muskel. »Ich werde treu sein.«
Als Antwort schlug Makota dem Jungen kraftvoll und ohne auszuholen auf die Backe, sodass der zur Seite stürzte.
»Bleib hier liegen, bis
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