Tekhnotma - Krieger der Clans: Tekhnotma 3 (German Edition)
wir euch anhören? Dafür helft ihr Nasari? Dass vier Leute von der Oberfläche eurer Geschichte lauschen?«
»Das ist das Wichtigste.« Der Mann nickte. »Nasari hat uns erzählt, dass ihr in den Kampf zieht, in einen lebensgefährlichen Kampf, um Cherson-Stadt zu retten. Und er hat gesagt, dass wir unseren Glauben in der befreiten Stadt offen leben und verkünden dürfen, ohne die Mönche fürchten zu müssen. Diese Stadt wird licht sein, schön und gerecht. In ihr werden Verstand und Gewissen ihren Platz haben … Aber noch wichtiger ist …«
»Kapiert?«, brummte Belorus. »Opa hat ihnen versprochen, dass sie ihren Glauben oben predigen dürfen, deshalb helfen sie uns. Und warum auch nicht, das ist eine gute Sache, sollen sie mir mit dem Kreuz eins überbraten!«
»Aber das Wichtigste ist«, fuhr der Krabodian fort, »dass ihr für den Fall, wenn ihr heute für die gerechte Sache sterben müsstet, vor eurem Tod den Schöpfer geschaut und die wahre Geschichte des Ödlands erfahren haben werdet. Eine Wahrheit, die euch für immer erhalten bleibt.«
Belorus mischte sich wieder ein: »Na ja, sicher doch, wir sollten der Wahrheit tatsächlich ins Auge blicken: Ich würde vor meinem Tod lieber eine Flasche anständigen Wein genießen und die Gesellschaft einiger leichter Mädchen. Eine Predigt brauch ich nicht … Aber was soll’s, legt schon los, und erzählt uns eure wahre Geschichte.«
»Hör mit dem Schwafeln auf«, warf Sewer ein und wandte sich an den Tätowierten. »Und du fang an mit deiner Predigt. Wir werden dir zuhören, aber fass dich kurz, denn die Nacht dauert nicht mehr ewig, und wir müssen unseren Angriff im Dunkeln starten.«
Nasari nickte dem ältesten Krabodian zu.
»Wir alle sind Geschöpfe des Schöpfers«, begann dieser. »Er schuf uns nach seinem Abbild. Er wandelte unter den Menschen, in menschlicher Gestalt, und Er nahm Tod und Qualen auf sich. Seht euch dieses Bild an: Es ist tausend Saisons alt! Achtet nicht auf den Körper und die Gesichtszüge, sondern seht euch seine Augen an!«
Turan betrachtete die Augen des Schöpfers, und ihm wurde seltsam zumute. Er verspürte plötzlich den Wunsch, voller Hoffnung nach oben zu blicken … Aber oben befand sich nur das dunkle unterirdische Gewölbe voller Rußflecken.
»Er hatte versprochen, zurückzukehren. Jenen, die an seine Lehre glaubten, die an das Gewissen und den Verstand glaubten – diese sind stets miteinander verbunden –, denen hatte Er versprochen zurückzukehren. Und so wäre es auch gekommen, wenn sich auf seinem leeren Thron nicht ein falscher Gott niedergelassen hätte, ein Dämon der Zerstörung, der Gewalt und der Habgier. Dieser Dämon ist der Verstand ohne Gewissen, die Kraft ohne Mitgefühl. Die Menschen hatten die Einheit von Gewissen und Verstand aufgegeben, und der Verstand ohne Gewissen führte zum Untergang. Verstand ohne Gewissen führt zum Tod. Gewissen ohne Verstand ist kraftlos und vergänglich. Tod, der Tod ist unvermeidlich und furchtbar – das ist es, was die Mönche des Ordens lehren, ihr blickloses Symbol ist ohne Hoffnung … Unseres ist anders. In dem Saal, in den euch Nasari zuerst geführt hat, habt ihr einen neuen Gott gesehen, einen lebendigen, wieder auferstandenen, einen, der den Tod aufhebt! Ist er ein Mensch? Wir nennen Lebewesen wie ihn Mutanten. Er ist Gott, der den Untergang überlebte und in neuer Gestalt zu uns zurückgekehrt ist. Wir, seine Kinder, sind nach seinem Abbild geschaffen. Es gibt keine Menschen und Mutanten, es gibt nur seine Kinder. Wahre Kinder, bei denen Verstand und Gewissen Hand in Hand gehen. Denkt nicht ohne Gewissen, handelt nicht, ohne zu denken, dann werdet ihr dazu beitragen, dass das Ödland wiederaufersteht, dass es, genau wie unser gekreuzigter Gott, in neuer Gestalt wiedergeboren wird. Vermehrt das Wissen, und sammelt sorgsam, was die Menschen geschaffen haben. Trefft den habgierigen Dämon, den todbringenden und gewissenlosen Dämon, trefft ihn durch jene Einheit von Verstand und Geist. Zieht jetzt los, und denkt an das, was ihr hier erfahren habt. Werft noch einen letzten Blick auf dieses Bild, schaut dem Schöpfer noch einmal in die Augen, und nehmt seinen Blick in eurem Innern mit.«
Der Krabodian verbeugte sich und gab ihnen zu verstehen, dass er am Ende war.
»Er hat wirklich nicht lang gesprochen«, murmelte Belorus. »Und ich glaube, für uns wird es Zeit.«
Den Rothaarigen schien die Predigt gleichgültig gelassen zu haben, aber Turan nahm den
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