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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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schrie er. »Wenn der Herrscher mit ihr sprechen will, und sie eingeschlossen sein soll, aber nicht in einer Zelle, dann kann sie nur im ersten kleinen Turm sein, ganz oben!«
    »Wo ist dieser Turm?«, fragte ich. »Wo sind wir jetzt?«
    »Wir sind im zweiten kleinen Turm. Der erste – liegt hinter diesem Gang da. Der dort seitlich verläuft, wie in einem Bogen …«
    Ich verdrehte seinen Arm stärker, und Timofej verstummte stöhnend.
    Wenn der Junge nicht log, bedeutete das, dass sich Juna in dem Turm direkt über dem unterirdischen Ausgang befand, aus dem ich gekommen war. Aber der Aufgang war mit einem Gitter versperrt gewesen, daher hatte ich diesen Gang genommen.
    »Gibt es weiter oben noch eine Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Turm, einen Übergang?«, fragte ich, und lockerte meinen Griff wieder etwas.
    »Ja, ein überdachter Gang verläuft zwischen den Türmen, aber da kommt keiner durch.« Er weinte, Blut und Tränen liefen über seine Wangen und sein rötlich behaartes Kinn. »Da … stehen die … Opferpri-priester. Sie schießen bei der klein-einsten Bewe-wegung …« Der Mönch stotterte wieder.
    »Opferpriester?«, fragte ich und erinnerte mich an Luka Stiditsch. »Was für Opferpriester?«
    »Das … si-ind die Wachen des Herrschers …«
    »Und einen anderen Zugang gibt es nicht?« Ich ging auf die Marmortreppe zu, schob den Kerl vor mir her. Das trockene Parkett knarrte bei jedem Schritt.
    Der Idiot schüttelte als Antwort auf meine Frage den Kopf, und dabei ritzte ihm die Klinge meines Messers die Haut an der Kehle auf. Timofej quietschte auf und hustete wieder. Ich warf einen Blick die Stufen hinauf, konnte aber nur einen breiten Treppenabsatz zwischen den Stockwerken erkennen.
    »Wie viele Opferpriester gibt es, Timocha?«
    »Zwei … ja, zwei auf jeden Fall. Vielleicht auch drei, ich weiß es nicht … Ich … Töte mich nicht!«
    »Ich sage dir doch: Ich werde dich nicht töten, wenn du mir antwortest. Wo stehen sie? Sprich!«
    Er unterdrückte ein Schluchzen, dann begann er mir zu erzählen, was er wusste. Schließlich fragte ich noch:
    »Ist der Boden dort wie dieser hier?«
    Er wusste es nicht. Ich musste mich beeilen und zerrte den Mönch hinter die Treppe. Timofej vermutete, dass ich ihn nun töten würde, zuckte heftig und schluchzte vor sich hin. Aber ich gab meinem Gefangenen nur einen Schubs nach vorne und schlug ihn dann mit dem Schaft des Karabiners in den Nacken. Wie ein gefällter Baum stürzte der Mönch auf das Parkett nahe der Wand. Ich hatte keine Zeit, ihn zu fesseln, außerdem erschien es mir sinnlos. Wenn ich noch immer in diesem Turm sein würde, wenn der Junge zu sich käme, dann war ohnehin alles zu spät.
    Ich rannte die Stufen nach oben. Über der einen Schulter baumelte das Gewehr des Mönchs, über der anderen der Karabiner. Für mich war es ein Glücksfall, dass der Tempel unter Beschuss stand. Anders wäre ich hier sicher nicht ungehindert hochgekommen. Aber so waren offenbar alle Mönche auf den Außenmauern postiert, bewachten die Tore und den Hof – der Turm war leer.
    Wie ich feststellte, bestand der Übergang, von dem Timofej gesprochen hatte, aus einem Gang, der wie ein gespannter Bogen bis zur Mitte anstieg, um zur anderen Seite wieder abzufallen, und so die beiden Türme miteinander verband.
    Der gesamte zweite Stock bestand aus einem quadratischen Saal mit verhängten Fenstern und hölzernen Balken unter der Kuppel. Von dort gab es nur zwei Zugänge, den von der Marmortreppe und den anderen in den bogenartigen Gang hinein.
    Ich schlich lautlos zu der breiten, türlosen Öffnung zum Gang, blieb dort neben dem Durchgang stehen und lauschte. Dann ließ ich mich flach auf den Boden nieder und spähte sehr vorsichtig um die Ecke.
    Der mit Parkett ausgelegte Gang stieg leicht an. Weiter oben wurde er durch eine Art Tresen verstellt, in dem sich eine kleine Pforte befand. Hinter diesem Tresen standen zwei Wachen – keine Mönche, sondern bartlose Typen in weiter gelber Kleidung. Sie trugen Stirnlampen auf dem Kopf, die trübes Licht verströmten. Ich fragte mich, ob die Mönche Windräder hatten oder Strom aus Wasserkraft erzeugten. Jedenfalls gingen sie sparsam mit ihrer Energie um. Oder sie hatten ihre Lampen aus Sicherheitsgründen runtergedimmt, damit man sie von der Festung der Brennstoff-Clans aus nicht sehen konnte.
    Wegen des schwachen Lichts bemerkten mich die Wachen nicht, obwohl beide in meine Richtung blickten.
    Ich setzte mich auf und

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