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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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reinschlüpfen. Da werde ich auf euch warten. Aber beeilt euch, hörst du mich? Schluss aus, mehr gibt es nicht zu bereden.«
    »Gut, aber dann gib mir den Karabiner.«
    Tschak blieb auf der obersten Stufe stehen, vorgebeugt, verharrte einen Augenblick reglos, ehe er den Gewehrriemen von der Schulter gleiten ließ. Während ich mir den Karabiner über die Schultern hängte, suchte Tschak die Patronen aus seiner Tasche.
    »Ich meine es ernst, Mann – ich werde auf euch warten. Aber nicht ewig. Du solltest da auch nicht hochgehen. Vergiss das Mädchen. Du wirst sie so oder so nicht aus dem Tempel befreien können, das ist völlig aussichtslos.«
    »Ich kann nicht anders«, sagte ich. »Du weißt nicht alles, und jetzt ist nicht der Moment, um es dir zu erklären. Ich brauche sie. Ich brauche sie wirklich.«
    »Wie du willst.« Er reichte mir die Patronen. »Viel Glück, Söldner. Du hast das Mädchen nie im Leben so wenig gebraucht wie jetzt.« Eilig begann er die ausgetretenen Stufen hinunterzusteigen, fast so unbeholfen wie ein Kind.
    Ich ließ die Patronen in meine Tasche gleiten, schloss die Tür zur Treppe, dann nahm ich die Lanze. Ich holte aus und rammte die Spitze in die niedrige Decke, dann schnitzte ich mit Grigoris Messer eine tiefe Kerbe in die Mitte des Holzschafts, zog die Lanze wieder heraus und brach sie über meinem Knie in zwei Teile. So halbiert würde mir die Waffe in diesen Gängen weit nützlicher sein. Ich konnte sie als Schlagstock einsetzen und meinen Angreifer bei Bedarf mit der Spitze durchbohren.
    Dann verbrachte ich noch einige Minuten damit, Grigori das schwarze Hemd auszuziehen und es mir überzustreifen. Juna hatte auf unserer Tunnelfahrt erzählt, dass man diese Hemden Halbkutten nannte. Die Reithosen des Mönchs waren zu kurz und in der Taille zu weit, aber ich nahm sie dem Wärter trotzdem ab und fesselte mit der Hose seine Hände auf dem Rücken. Er stöhnte, kam aber nicht zu Bewusstsein. Ich schleppte ihn in eine Zelle, den toten Mutanten in ein andere, und schloss die Türen. Zum Schluss verriegelte ich die Tür, die in den Gefängnistrakt führte und verschloss auch sie mit dem Schlüsselbund des Mönchs, das ich anschließend unter den Tisch warf. Die Ärmel der Halbkutte waren ziemlich kurz, dafür war sie an den Schultern weit geschnitten und zwängte mich nicht ein.
    Ich stellte den Gewehrgurt etwas weiter, rückte den Karabiner auf dem Rücken zurecht, öffnete die dritte Tür, spähte ins Halbdunkel, wo ich eine Steintreppe erblickte und begann sie hinaufzusteigen.

20.

    Nach kurzer Zeit hörte ich Schüsse.
    Ich blieb am Anfang eines langen, gewundenen Korridors stehen, der leicht abschüssig verlief. Mit dem Karabiner schob ich vorsichtig einen Vorhang vor einem Fenster mit trüber Verglasung zurück. Das erste Fensterglas, das ich in dieser Welt sah.
    Der Korridor befand sich im untersten Stockwerk eines Gebäudes, das von Granitmauern umgeben war. Die untergehende Sonne beleuchtete die Spitzen mehrerer roter Türme. Der Kreml! Das war es also, was sie Festung nannten … Immer wieder leuchteten Stichflammen in den Fenstern auf, aus denen geschossen wurde. Über einem flatterte eine schwarz-gelbe Flagge. Alles klar – aber wo befand ich mich? In der Christ-Erlöser-Kathedrale, genau. Von der zentralen Kuppel konnten die Mönche den Innenhof des Kremls, das heißt der Festung, beschießen und auch den Vorplatz des Mausoleums. Ich hätte gern gewusst, ob das noch stand.
    In dem von Granitmauern umgebenen Innenhof der Kathedrale wuchsen Bäume in gleichmäßigen Reihen. Gepflasterte, gerade Wege zogen sich durch den gepflegten Hof. Neben den Wachhäuschen standen Mönche mit gelben Binden um den Oberarm. Überall brannten offene Feuer. Ein Pferd ohne Schweif zog eine 45er Panzerabwehrkanone mit eckigem Geschützschild, die auf Plastikrädern montiert war. Hinter dem Pferd ging ein Mönch, der die Hand auf den Geschützlauf gelegt hatte.
    Gerade als ich vom Fenster zurückwich, knallte am anderen Ende des Gangs eine Tür. Ich hörte Stimmen und schnelle Schritte. Sofort tauchte ich unter den Vorhang und kletterte aufs Fensterbrett. Der Vorhang hing glatt herunter. Die Schritte wurden lauter, dann war es plötzlich still. Ich konnte die Leute nicht sehen, aber möglicherweise konnten sie meine Silhouette vor dem Abendlicht ausmachen, auch wenn der Vorhang aus festem Stoff war …
    »Was ist passiert?«, fragte eine Stimme direkt neben mir.
    Etwas knarrte.
    Ich hob den

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