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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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anderen Anführern der Clans unterscheiden? Was bedeutete das für mich? Wenn sie erst einmal das Bestrahlungsgerät hätten, würde meine Fähigkeit, durch die Nekrose zu gehen, schon nicht mehr ganz so kostbar sein. Vermutlich würden sie mich dem Alten, diesem Amasin und seinen Experimenten überlassen. Und dabei würde ich früher oder später draufgehen.
    Die Halsspange begann jetzt häufiger zu piepsen. Etwa alle drei Sekunden. Trotz der lebensgefährlichen Situation, in der ich mich befand, fielen mir die Augen zu, und ich musste ständig gähnen. Wieder schlug ich mir auf die Backen, tigerte durchs Zimmer. An der Wand neben einem gedrungenen Metallschrank hing ein Spiegel mit einer abgeschlagenen Ecke, ich blickte hinein. Das Licht drang kaum in diesen Winkel des Zimmers, daher konnte ich nur die dunklen Umrisse meiner Gestalt und das helle Oval meines Gesichts darin erkennen.
    Spiegel. Halsspange.
    Das konnte doch keine wirklich komplizierte Elektronik sein, oder? Eher ein primitiver Mechanismus, der für einen dumpfen Söldner zwar nicht zu knacken war, aber für Jegor Rasin schon.
    Ich begann die Schubladen aus dem Metallschrank zu ziehen, fand aber nichts außer Büroklammern, einem Stapel vergilbtes Papier und einem zerbrochenen Skalpell.
    Meine Gedanken rasten durcheinander. Ich blieb vor dem Tisch stehen, streckte eine Hand aus, kniff die Augen zusammen und schlug mir mit aller Kraft auf die Wange.
    Die Schusswunde begann wieder wehzutun. Genau! Ich rieb mir die Ohren, kniff mir in die Ohrläppchen. Verpasste mir noch eine Ohrfeige.
    Spiegel. Halsspange.
    Ich packte die Lampe und trat direkt vor den Spiegel, richtete ihren Strahl darauf. Das Gesicht, das aus der Dunkelheit auftauchte, erinnerte mich an eine fiese Maske: tief eingefallene dunkle Augenhöhlen und ein schwarzer Riss als Mund. Ich hob das Kinn und spähte auf die Halsspange im Spiegel hinunter. Da war er, der kleine Spalt im Verschluss, genau an der Stelle, wo die beiden Enden der Spange aufeinandertrafen. In diesem Verschluss befand sich ein kleines Loch – ein Schlüsselloch. Der Schlüssel dazu hatte vermutlich die Größe eines Streichholzes, deshalb hatte ich ihn auch gar nicht in Amasins Händen gesehen. Das Piepsen erklang jetzt noch häufiger, im Sekundentakt.
    Ich versuchte, meinen Zeigefingernagel in den Spalt zu schieben, aber dann zog ich ihn zurück.
    Nein, so nicht.
    Der nervige Ton schraubte sich wie ein Gewinde in mein Hirn. Wie viele Minuten blieben mir noch? Fünf oder weniger? Ich nahm den Karabiner an mich und rannte in den Gang hinaus.
    Die Seite schmerzte wieder, dafür konnte ich allmählich wieder denken.
    Und eine Idee tauchte auf.
    Als ich schwer keuchend den Hang runtergerannt kam, blickten mir vier Gewehrläufe entgegen:
    »Ich hab ihn gefunden! Aber dieses Ding an meinem Hals explodiert gleich!«
    Auf dem Gras war ein Stück Segeltuch ausgebreitet worden, auf dem Amasins Werkzeuge lagen. Der Alte sprang auf und blickte Selga Ines fragend an.
    Der Anführer des Clans knöpfte seine Uniformjacke auf, schlug den Rockschoss zur Seite und zog eine Luger aus dem Schulterhalfter. Das Laufende setzte er an meine Schläfe. Ich erstarrte und ließ die Karbidlampe fallen. Im selben Moment trat schon der Alte mit Schraubenzieher und Pinzette zu mir und brummte:
    »Kinn hoch, junger Mann. Höher, noch höher …«
    Rost kam ebenfalls auf mich zu und nahm den Karabiner von meiner Schulter.
    »Hast du das Bestrahlungsgerät gesehen?«, fragte Ines.
    »Ja«, flüsterte ich krächzend. Aber er konnte mich durch das gellende Piepsen der Zeitschaltuhr nicht verstehen und presste den Pistolenlauf fester gegen meine Schläfe.
    »Ja!«, wiederholte ich. »Da unten, da sind lauter Gänge, es ist stockfinster und überall liegen Skelette rum. In einem Zimmer steht ein verschlossener Eisenschrank, der ist vorne vergittert, und darin steht die halbe … na ja, diese Hälfte von …«
    »Halbkugel«, sagte Ines.
    »Ja, ja … Schaltet das Ding endlich aus!«, schrie ich, und im selben Moment verstummte das Piepsen.
    Ich hörte ein leises Zirpen, dann ein Schnalzen.
    Amasin hatte die Halsspange wieder geschlossen und rückte mit zufriedenem Gesichtsausdruck von mir ab.
    »Um ein Haar wäre es zu spät gewesen«, murmelte er und rieb sich die Hände. »Jetzt haben Sie noch mal vierzig Minuten Leben, junger Mann.«
    »Waren Kratzer auf dem Verschluss?«, fragte Ines.
    »Was?« Der Alte verstand die Frage nicht. »Ach … nein, nichts

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