Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
die Glassplitter der gesprungenen Fensterscheiben und ging am vergilbten Mobiliar zur Tür, hinter der eine Treppe nach unten führte.
Über diese Treppe gelangte ich in den Gang hinter der Einsturzstelle, die sich unmittelbar vor dem Versuchsraum befand. Ich hob die Lampe hoch über meinen Kopf und lief zügig los, versuchte mich zu erinnern, wo genau sich der Raum mit der Halbkugel und dem riesigen, einer Seife ähnlichen Brocken befunden hatte.
Das Schmerzmittel wirkte. Meine verletzte linke Seite tat fast nicht weh, dafür spürte ich eine erdrückende Müdigkeit. Die Augen fielen mir fast zu, und ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren. Ich berührte die Halsspange, tastete nach dem Rand des Deckels, unter dem sich der Timer und die Sprengladung befanden. Wie viel Zeit war vergangen, seit der Alte das Teil an meinem Hals befestigt hatte? Fünfundzwanzig Minuten mindestens, eher mehr.
Der Strahl der Lampe fiel auf eine Tür am Ende des Gangs. Sie stand halb offen. Ich trat heran und warf einen Blick auf das Schloss.
Unwillkürlich wich ich zurück und hob den Karabiner. Dieses Schloss war erst vor Kurzem aufgebrochen worden: Das Metall war über die Jahre dunkel geworden, aber neben dem Schlüsselloch sah ich helle, frische Kratzspuren.
Wer war hier gewesen? Vielleicht noch bevor ich im Saal aufgetaucht war, oder erst, nachdem ich durch den Spalt in der Decke geklettert war?
War dieser Jemand noch hier?
Vorsichtig schob ich die Tür auf, brachte den Karabiner in Anschlag und spähte in den Gang, der sich anschloss. Nichts rührte sich. Ich trat vorsichtig zwei Schritte vor, leuchtete mit der Lampe von einer Seite zur anderen. Der Strahl glitt über die Wände neben der Tür, dann über den Boden. Dort lag ein Skelett. Es sah aus, als wäre der Mensch auf den Rücken gefallen und hätte dann Jahre, Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte so da gelegen, bis seine Kleidung, sein Gewebe, seine Muskeln verfault und nur noch seine Knochen übrig geblieben waren. Daneben verlief ein breiter, dunkler Riss, der, soweit ich sehen konnte, im Zickzack durch den Korridor führte. Ich hob die Lampe noch höher.
An der rechten Wand lagen mehrere Türen, und links befand sich eine große rechteckige Öffnung, die vom Boden bis fast zur Decke ging. Von unten ragten Glassplitter auf. Das war die verglaste Wand, an der mich die Wachen vor ein paar Tagen vorbeigeführt hatten.
Während ich den Strahl meiner Lampe auf den dahinter liegenden Raum richtete, empfand ich heftigen Durst. Mein Gehirn arbeitete langsam – das Medikament, das mir die Schmerzen nahm, schwächte offenbar gleichzeitig meine Denkfähigkeit.
Ich wischte mir mit der Hand übers Gesicht, zupfte mich am Ohrläppchen und schlug mir auf die Backe. Dann machte ich einige Schritte in den Raum.
Das Halsband piepste einmal.
Dann wieder.
Und wieder.
Auf dem runden Tisch in der Mitte des Raums stand eine seltsame Halbkugel mit einer vergitterten Wölbung.
Es war nicht die Halbkugel, die ich hier vor wenigen Tagen durch die gläserne Wand gesehen hatte.
Ich ging einmal um den runden Tisch herum und betrachtete sie genau. Nein, es gab keinen Zweifel. Nicht nur weil das Metall dunkel geworden war, dieses Ding hier vor mir war deutlich größer und irgendwie anders geformt, eckiger.
Ich stellte die Lampe auf den Tisch, beugte mich über das Gerät und strich mit dem Finger über die unsauberen Lötnähte. An der Rückseite der Wölbung befand sich das Schaltpult mit mehreren Knöpfen, Leuchtdioden und Messfeldern. Ein schief aufgeschraubter Deckel, an dessen Ecken die Schraubköpfe herausstanden. Womit wurde das Gerät betrieben? Ich sah nirgendwo ein Kabel. Verfügte es über Akku-Batterien?
Ich hatte weniger als zehn Minuten, es war an der Zeit abzuhauen. Ich warf den Rucksack auf den Tisch, öffnete ihn und hob das Bestrahlungsgerät hoch – höchstens sieben Kilo.
Dann stellte ich es zurück.
Was sollte ich tun? Was würde passieren, wenn ich den Apparat jetzt Selga Ines übergab? Auf alle Fälle würde es Juna Galos Ende bedeuten, und das von Arsamas und dem Mecha-Korpus. Und vermutlich auch Tschaks Ende. Und selbst wenn die Himmelsgänger Timerlan Galo retten sollten, würde ich ihn ganz sicher nicht zu Gesicht bekommen. In Balaschicha hatte ich Sklaven gesehen – so einer würde ich werden, wenn auch vielleicht privilegiert. Der Anführer der Südlichen Bruderschaft war ein kalter, brutaler Mann, das war klar. Warum sollte er sich auch von den
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