Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
drängen. Er würde gleich der Presse gegenübertreten und musste strahlen wie immer. Dass sein Arzt ihm wenig Hoffnung auf eine endgültige Genesung gemacht hatte, durfte jetzt niemand erfahren.
„Dann begeben wir uns nun in das Foyer des Clubs, wo die Presse bereits wartet“, wiederholte Diggleston seine Worte, die Jack nun endlich aufnahm.
„Gern“, erwiderte er. Er wollte dem Geschäftsführer folgen, als er das Vibrieren seines Handys in der Jackentasche spürte. Er nahm es heraus und sah auf das Display, wo die Nummer des Anrufers erkennbar war.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Einen Moment noch, bitte“, bat er Diggleston, der mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue sein Missfallen über die Verspätung auszudrücken versuchte. Er war Engländer, deshalb blieb es bei dieser winzigen Andeutung.
Jack nahm den Anruf an und ging zurück zum Fenster, wo er ungestörter reden konnte.
„Hallo großer Junge“, sagte eine samtige weibliche Stimme im Hörer.
„Hallo böses Mädchen“, erwiderte er leise, damit es die anderen nicht hören konnten.
„Meine Spione haben mir mitgeteilt, dass du in London bist“, schnurrte sie, „da dachte ich, ich frag mal nach, ob du vielleicht heute Abend noch keine Pläne hast. Ich hätte eine Idee, wie ich dir die Zeit ein wenig verkürzen könnte.“
„Das klingt interessant“, erwiderte er, wobei sich sein Lächeln vertiefte. „Wir haben uns sicher eine Menge zu erzählen. Wie lange ist es her, dass wir nicht mehr zusammen sind?“
„Drei Jahre, mein Großer. Drei lange Jahre sind seit unserer Trennung vergangen. Zeit, die wir irgendwie nachholen müssen.“
„Das klingt immer besser. Du weißt von Lori?“
„Ja, ich weiß. Sie ist deine neue Freundin. Ich will dir auch nur meinen neuen Club vorstellen. Mehr nicht.“
„Natürlich. Ich sehe dich gern wieder.“
„Gut. Dann treffen wir uns heute Abend. Ich schicke dir die Adresse per SMS.“
„Alles klar. Bis später.“
Jack legte auf und humpelte zurück zur Tür, wo er dem Geschäftsführer aus dem Büro folgte und einen Flur betrat, der dem im „Pour Elles“ in Berlin bis aufs Haar glich. Auch das Foyer hätte die Zwillingsschwester von dem in Berlin sein können. Der Marmor war identisch, die Treppen führten ebenso majestätisch in das höhere Stockwerk, nur die Figuren in den Springbrunnen unterschieden sich. Während in Berlin eine Meerjungfrau und ein Delphin Wasser spien, waren hier Neptun und eine Nymphe als Statuen abgebildet.
Die Vertreter der Presse standen erwartungsvoll an der untersten Treppenstufe. Hinter ihnen befanden sich die Mitarbeiter des Clubs und zahlreiche Gäste, die meisten in edler Garderobe. Mehr als hundert Menschen schienen versammelt, um dem denkwürdigen Moment beizuwohnen.
Sobald Jack mit dem Geschäftsführer die oberste Stufe betrat, begann das eifrige Klicken der Fotoapparate.
Jack lächelte in die Objektive und hielt sich am Treppengeländer fest, um so wenig wie möglich zu hinken. Unten angekommen sah er souverän in die Gesichter der Leute, die aufmerksam den Worten von Frank Diggleston lauschten.
„Werte Damen und Herren von der Presse, liebe Kunden und verehrte Mitarbeiter. Es freut mich besonders, Ihnen heute einen weiteren Meilenstein in der Geschichte unseres Clubs vorstellen zu dürfen. ‚Jack Logan‘.“
Die unansehnliche Sekretärin, die verblüffende Ähnlichkeit mit einer grauen Maus hatte und ihrem Chef still und unauffällig gefolgt war, reichte Diggleston einen Flakon, der die Form eines nackten Männeroberkörpers hatte. In dem Torso aus Glas schimmerte eine gelbliche Flüssigkeit.
Das Klicken der Fotoapparate wollte kein Ende nehmen. Die Blitzlichter spiegelten sich in dem Fläschchen und blendeten Jack. Er gab sich Mühe, sein Lächeln aufrecht zu erhalten, obwohl es ihm immer schwerer fiel, je länger er stehen musste.
„Damit meine ich nicht den Namensgeber dieser Kreation, der sich an meiner Seite befindet“, fuhr Diggleston fort und deutete mit einer Hand auf Jack, „sondern dieses edle Parfüm, das zwei der besten Parfümeure des Landes für uns entwickelt haben und das nun in Produktion gehen soll. Es trägt den Namen des Ausnahmesportlers Jack Logan, denn sein Duft ist männlich und sportlich wie er und soll sogar seine umwerfende Wirkung auf Frauen ausüben. Ich denke, das muss ich auch mal probieren.“
Er lachte, das Publikum ebenfalls. Jack nickte amüsiert.
„Ich weiß nicht, ob Sie mir da nicht zu
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