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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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fertigbrachte, das Gespräch abrupt zu beenden, schob sich ein schlanker Arm über seinen Bauch bis hinunter in die Leistengegend, die nur eine Boxershorts bedeckte. Geübte Finger tasteten sich tiefer und tiefer, bis sie gefunden hatten, was sie suchten. Die Hand umschloss es und der Mann hatte Mühe, ein lustvolles Stöhnen zu unterdrücken.
    „Nicht jetzt!“, stieß er unentschlossen hervor und meinte damit nicht die Anruferin, sondern die Frau, die halbnackt an seiner Seite auf dem schmalen Bett lag und ihren Liebhaber nicht kampflos preiszugeben gedachte – wenn es denn überhaupt nötig werden würde.
    Verdammt, dass er nicht auf die angezeigte Nummer geachtet und deshalb das Gespräch angenommen hatte, schalt sich Dieter Ragewitz. Er erwartete jedoch einen dringlichen dienstlichen Anruf. Nur deshalb hatte er das Liebesspiel mit Gisela unterbrochen. Das hatte er nun davon.
    Er suchte nach Worten, mit denen er seine Ehefrau hinhalten und das unangenehme Gespräch vertagen konnte. Als er Gisela, die von ihrem Tun nicht abließ, beiseiteschieben wollte, fing die unvermittelt zu stöhnen an. Laut und wollüstig. Sie wusste genau, wie man unerwünschte Anruferinnen vertrieb.
    Myrtel zuckte bei diesen Lauten tatsächlich zurück. Fast hätte sie den Hörer fallenlassen. Ihr war, als ob ihr jemand eine gewaltige Ohrfeige versetzt hätte. Mühsam verkniff sie sich einen Wutschrei.
    Das war das Allerletzte! Da hatte sie sich vor Dieter klein gemacht, sein Tun geradezu weiß gewaschen, damit er ohne Gewissensbisse und ohne sich etwas zu vergeben mit erhobenem Haupt zu ihr zurückkommen konnte, und was tat er? Er trieb es derweil mit seiner Geliebten, die wahrscheinlich jedes Wort mitgehört und sich darüber amüsiert hatte. Das war ehrlos!
    Wenn sie es gekonnt hätte, wäre Myrtel vor Scham tot umgefallen. Susi hatte sich geirrt, er war doch ein elendes Schwein.
    Gemeinsam mit dem letzten bisschen Hoffnung starb in diesem Augenblick jedes Gefühl für ihren Ehemann. Künftig durfte es für sie nur einen Gedanken geben. Den nach Vergeltung!
    Vor Abscheu zitternd unterbrach sie ohne ein weiteres Wort das Gespräch.

IX
     
     
    Es war noch wunderbar mild in Los Angeles, als Samira am Abend durch die Stadt spazierte. Eigentlich eignete sich die kalifornische Metropole weniger für Spaziergänger. Viel zu weit ausgedehnt erstreckte sie sich über viele Kilometer in alle Richtungen. Knapp vier Millionen Menschen lebten im Stadtgebiet, mehr als zwölf Millionen in der umliegenden Gegend. Unaufhörlich hing das Hupen und Dröhnen von Fahrzeugen in der Luft, darüber lag wie eine Decke der Smog.
    Am Horizont des Ozeans legte sich in einem gleißenden Orange die Sonne zur Ruhe und ließ das Wasser wie ein Flammenmeer erscheinen. Dürre Wolken zogen harmlos über den Himmel und lösten sich über dem Land langsam auf.
    Samira hatte kaum Augen für die Schönheit des kalifornischen Sonnenuntergangs. Sie bewunderte vielmehr die Schönheit in den Schaufensterauslagen am Rodeo Drive. Die elegantesten Kleider von Versace, Chanel und Roberto Cavalli hingen in den Boutiquen und luden zum Kauf ein. Auf dieser Prachtstraße konnte man gefahrlos schlendern, wie es neben ihr viele andere taten, und für die teuren Roben schwärmen. Sie ging jedoch in keinen der Läden, das wagte sie nicht. Immerhin hatte sich ihre schlechte Stimmung inzwischen gebessert. Ihre Habseligkeiten hatte sie in einem billigen Motelzimmer untergebracht, das ihr Budget nicht zu stark belastete. Morgen würde sie mit einem Anruf in Berlin die Verwechslung aufklären. Und außerdem besaß sie immer noch die Chance, in der „Chameleon Agency“ anfangen zu können, das hatte ihr Diana Washington versprochen. Alles würde gut werden. Sogar die Chefin dieser großen Agentur hatte bestätigt, dass sie hübsch sei.
    Samira betrachtete ihr Spiegelbild im Schaufenster einer Boutique für Uhren, von denen eine so viel kostete wie ein Einfamilienhaus in Brandenburg. Samiras Beine waren lang und gerade, ihre Figur schmal und grazil, ihr Gesicht ebenmäßig und wandelbar, ihr Haar dicht und glänzend. Sie sah aus wie ein Model. Sie musste nur noch eines werden.
    „Bist du ein Model?“, fragte auf einmal eine Männerstimme hinter ihr.
    Erstaunt drehte sie sich um und erblickte einen Mann Ende Zwanzig, der sie bewundernd musterte. Er war großgewachsen und schlank, seine Arme ragten muskulös aus seinem T-Shirt hervor.
    Sie überlegte einen Moment, was sie antworten sollte,

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