Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
sich offenbar nicht in seinem Büro. Kiara versuchte es trotzdem. Doch niemand reagierte auf ihr zaghaftes Pochen. Das war nun schon ihr dritter Versuch, den Geschäftsführer des „Pour Elles“ kennenzulernen. Aber entweder befand er sich gerade in einer Besprechung, oder er war nicht im Hause. Sie wollte sich ihm nur vorstellen und gleichzeitig ein wenig auf den Zahn fühlen, obwohl sie ihn als Vater ihrer Tochter schon allein wegen seines Alters ausschließen konnte. Aber dennoch. Sie hätte ihn einfach gerne einmal zu Gesicht bekommen, wenn sie schon in seinem Club arbeitete.
Sie klopfte erneut und drückte sogar die Klinke herunter. Die Tür war nicht abgeschlossen.
Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Vorsichtig öffnete sie die Tür und sah in den Raum hinein.
„Hallo?“, sagte sie vorsichtshalber, aber sie sprach offensichtlich mit sich selbst. Niemand saß am Schreibtisch oder auf der Sitzgarnitur in der Ecke. Das Büro war leer.
Vorsichtig sah sie hinter sich auf den Flur. Weit und breit war niemand zu sehen.
Sollte sie die Gelegenheit wahrnehmen und vielleicht einen Blick in die Kunden- und Mitarbeiterdatenbank werfen?
Dieser Gedanke war ihr in der Kunstausstellung gekommen, während Lea vom Kindertheater erzählt hatte. Es war verrückt, aber die Idee gut: Wenn Sie die Möglichkeit hatte, sämtliche Daten der Kunden und Mitarbeiter einzusehen, konnte sie eine Menge Männer aufgrund ihres Alters oder wegen ihrer zu kurzen Clubzugehörigkeit ausschließen
Unentschlossen sah sie zu dem Computer auf dem Schreibtisch des Chefs. Er war ausgeschaltet. Ohne Kenntnis seines Passwortes hatte sie keine Chance, an die Datenbank zu kommen. Da erblickte sie einen Aktenschrank an der Wand. Ob der Alte vielleicht so altmodisch war und die Unterlagen in Papierform aufbewahrte?
Sie sah ein weiteres Mal in den Flur, von wo sie jedoch niemand beobachtete. Danach huschte sie zum Aktenschrank und öffnete die erste Schublade. Sie war nicht verschlossen. Darin befanden sich allerdings keine Kundendaten, sondern Steuerunterlagen.
Hastig zog Kiara die nächste Schublade auf. Darin steckten Ordner über Reparaturmaßnahmen am Club sowie Versicherungsakten.
Gerade wollte sie die dritte Schublade öffnen, als sie eine Stimme hörte, die näher zu kommen schien.
Mit klopfendem Herzen schob sie eilig die Schublade zu und eilte zur Tür. Sie stellte sich so hin, als würde sie die Tür aufhalten. Sie musste so tun, als wäre sie gerade gekommen und würde jemanden suchen. „Hallo?“, fragte sie gespielt schüchtern und machte Anstalten, die Tür zu schließen und hinauszugehen.
„Was wollen Sie hier?“, fragte auf einmal jemand hinter ihr. Es war Aaron Logan, der auf sein Büro zukam.
„Ach, hier sind Sie ja!“, strahlte sie den Besitzer des Clubs an. „Ich habe Sie gesucht. Ich habe geklopft und meinen Kopf kurz hineingehalten, um zu sehen, ob Sie vielleicht bewusstlos hinter dem Schreibtisch liegen. So was soll ja vorkommen. Aber wie ich sehe, sind Sie gesund und munter, denn Sie stehen hier vor mir.“
Die Lüge kam leicht und locker über ihre Lippen. Es war normalerweise nicht ihre Art, so viel Mist auf einmal zu reden, aber ihr Herz klopfte noch immer wie wild und ihr fiel nichts Besseres ein.
„Ja, ich bin hier. Wer sind Sie und was wollen Sie?“, fragte der alte Logan knurrend.
„Ich wollte mich nur kurz vorstellen, ich bin die neue Mitarbeiterin, Kiara Jonas, und wir haben uns noch nicht gesehen.“
Sie reichte ihm die Hand.
Verdutzt nahm er sie und schüttelte sie. „Was wollen Sie noch?“
„Eigentlich nichts. Das war es schon.“ Sie musterte ihn unauffällig. Er schied definitiv als Vater ihrer Tochter aus. Er hätte Kiaras Erzeuger sein können.
„Gut“, sagte der Alte ironisch, „dann darf ich wohl jetzt in mein Büro gehen?“
„Natürlich.“ Kiara trat zur Seite, damit er eintreten konnte. Doch in diesem Moment erklang eine hohe Frauenstimme vom Ende des Ganges. Sie kam Kiara bekannt vor.
„Da sind Sie ja!“
„Was will die denn schon wieder?“, murmelte Aaron Logan, doch die Frau stürmte nicht zu ihm, sondern baute sich vor Kiara auf.
„Gut dass ich Sie hier antreffe. Sie haben mich behandelt, deshalb muss ich mich über Sie beschweren!“
Kiara schluckte. Sie erkannte die Frau. Sie hieß Stefanie von Herzogenberg und hatte gestern von ihr eine Anti-Cellulite-Behandlung mit Body Wrapping erhalten. Allerdings waren bei der jungen Frau weder Cellulite noch andere
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