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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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nicht zu stören. Er schnüffelte herum und pflaumte Maya an, sie solle das Licht der Laterne dämpfen.
    Die Spur führte nach Süden, ungefähr eine Meile durch die Stadt, anderthalb Meilen in ein besseres Viertel der Stadt. Dort wohnten Leute, die zwar nicht so wohlhabend waren wie die Hügelianer aus der Oberstadt – und die miesen Viertel lagen direkt nebenan –, aber es war eindeutig Mittelklasse.
    Mich beschlich das Gefühl, als hätte ich was Wichtiges übersehen. Vermutlich war es etwas, was ich wußte, ohne drauf zu achten. Ich versuchte, mir das alles noch mal vor Augen zu führen.
    Ich hätte mir denken können, daß es nichts brachte, wenn ich versuchte, es zu erzwingen. Das klappt nie. Denken verwirrt mich nur.
    Die Pirsch erwies sich als riesiger Reinfall. Wir erwischten unsere Beute in einer weiteren Gasse. »Steiff wie ein Stükk Holsz«, verkündete Schote. »Err isst ssson ein paarr Stunten tott.«
    »War er allein?« fragte Morpheus.
    »Happe ich nicht gesaktt, daß err ariein warr? Ich happe gesaktt, err wärre ariein kewessen. Err warr ariein.«
    »Sind wir aber empfindlich.«
    Maya untersuchte den Leichnam. Ich hatte das bei den anderen nur sehr oberflächlich gemacht, weil ich es für Zeitverschwendung hielt. Auch Maya fand nichts.
    »Hätte nicht gedacht, daß der alte Pokey so weit gehen würde. Er war doch ein Quatschkopf. Normalerweise konnte er sich aus allem rausquasseln.«
    »Ich glaube nicht, daß er dafür die Zeit hatte.«
    »Was machen wir jetzt, Garrett?« Das war Maya.
    »Weiß nicht.« Am liebsten wäre ich nach Hause gegangen und hätte geschlafen. Wir waren in eine Sackgasse geraten. »Wir könnten den Weg weitergehen, den er genommen hat, und sehen, ob wir etwas aufscheuchen, das beißt.«
    »Vor uns liegen nur die Todeszone, das Traumviertel und der Sumpf der Mutlosigkeit.« So nannte der Volksmund die Diplomatengemeinde, das Viertel, in dem TunFaires Religionen ihre Haupttempel unterhalten, und die schmale Insel, wo die Stadt zwei Arbeitslager und ein Gefängnis unterhält sowie ein Irrenhaus und eine Filiale des Aderlaß Spitals. Der Sumpf ist von einem hohen Wall umgeben, und zwar nicht, um die Leute draußen oder drinnen zu halten, sondern um das Innere vor den Augen der Passanten zu kaschieren, die zur Todeszone oder zum Traumviertel unterwegs waren.
    Es gab noch viel mehr hier in der Südstadt, zum Beispiel Industrie, Messegelände, Werften und ausgedehnte Friedhöfe. Nicht zu vergessen den größten Teil der karentinischen Militäreinrichtungen. Aber ich glaube, ich hatte verstanden, was Morpheus meinte.
    Es gab eine kleine Chance, daß unsere Verrückten aus einem dieser Gebiete entsprungen waren. War nur schwer zu entscheiden, in welchem Viertel die Verrücktesten lebten.
    »Wer diese Jungs geschickt hat, fragt sich sicher, was aus ihnen geworden ist. Ich gehe zurück, wo man Pokey erwischt hat, und sehe nach, ob da jemand auftaucht.«
    Maya fand die Idee gut. Morpheus zuckte mit den Schultern. »Ich hab einen anstrengenden Tag hinter mir. Sollte zusehen, daß ich was Schlaf bekomme. Würde mich interessieren, wenn du was rausfindest, Garrett. Willst du zurück, Schote?«
    Der Rattenmann zischte.
    Ich hatte eine Idee. So was kommt vor. Genauso oft wie die Mondfinsternis. »Moment. Ich möchte, daß ihr euch was anseht. Ihr alle.« Ich holte den Karton mit den Münzen heraus. »Halt das Licht darauf, Maya.«
    »Tempelprägung«, stellte Morpheus fest. »Aber ich weiß nicht, welcher Tempel.«
    Maya und Schote konnten mir auch nicht weiterhelfen.
    »Hat das irgendwas hiermit zu tun?« Morpheus deutete auf die Leiche.
    »Nein. Aber wer Schneeflöckchen auf mich gehetzt hat, hat ihn mit diesen Münzen bezahlt.«
    Morpheus spitzte die Lippen. »Frag doch in der Königlichen Metallurgie nach. Die müssen doch Proben der privaten Präger aufbewahren.«
    Das war eine gute Idee. Wünschte, ich wär selbst drauf gekommen. Ich bedankte mich bei Morpheus und sagte gute Nacht.
     
     

19. Kapitel
     
    Maya und ich hatten einen ruhigen Nachhauseweg. Wahrscheinlich war sie genauso erschöpft wie ich. Mir war auch nicht nach Quatschen zumute.
    Ich versuchte, weiterhin wachsam zu bleiben. Es war zwar nicht mehr die Zeit für Chukos, aber immerhin latschte ich mit der Kriegssquaw der Racheengel quer durch die Stadt. Sie trug volle Kriegsbemalung, und wenn man sie sah, würde es Ärger geben.
    Aber wir entgingen allen Schwierigkeiten. Hauptsächlich bekamen wir Rattenleute zu

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