Tempelhyänen
Titten gerammt. Es hat verdammt weh getan.«
»Red nicht so.«
»Was hab ich denn gesagt?«
»Du weißt genau … Schscht!« Sie waren schon im Flur und versuchten, möglichst geräuschlos voranzukommen. Aber sie befanden sich auf unbekanntem Territorium, und es war dunkel.
»Er hatte auch ‘ne komische Nase«, flüsterte Maya.
»Wie komisch?«
»Groß und gebogen. Als hätte man sie ihm mal gebrochen oder so.«
»Schscht.«
Wir warteten. Nach einiger Zeit schickte ich Maya auf Beobachtungsposten ans Fenster, falls sie einfach verschwanden, ohne daß wir es hörten. Ich legte mich in der Nähe der Tür auf die Lauer, für den Fall, daß sie hier reinkamen. Was war aus dem Burschen geworden, der abgehauen war?
Wäre er einer von ihnen gewesen, hätten wir schon längst Besuch gehabt. Und wenn er auf sie gestoßen wäre, hätte es einen Mordskrach gegeben.
Es dauerte lange. Am Himmel zeigte sich schon das erste Morgenrot, als Maya sich endlich rührte. »Sie verschwinden.«
Ich trat ans Fenster und sah hinab. Die beiden größten Männer trugen jeder eine der leichteren Leichen. Die beiden anderen trugen den Brocken. Und alle verschwanden ziemlich schnell.
Das klügste wäre sicher, ihrem Beispiel zu folgen. Also ging ich mit meiner dunklen Lampe in den Flur und versuchte, sie irgendwo anzuzünden.
Es dauerte so lange, daß Maya fast Panik hatte, als ich wiederkam. »Sie haben die Wohnung aufgeräumt und saubergemacht. Da sieht’s aus, als wäre nie was gewesen.«
»Warum sollten sie das machen?«
»Wenn du es mir verrätst, wissen wir’s beide.«
»Willst du den Kerlen folgen?«
»Nein.«
»Aber …«
»Sie sind zu sechst, und ich bin allein, und sie betteln geradezu um Ärger. Ich garantiere dir, daß sie im Moment ziemlich nervös sind. Ich war drüben. Wenn sie auch nur für fünf Heller Verstand haben, dann werden sie so schnell wie möglich die Leichen verschwinden lassen und sich dann in alle Himmelsrichtungen zerstreuen. Außerdem bin ich so müde, daß ich eine Schlägerei nicht mehr überstehe. Am besten gehen wir schlafen.«
»Willst du die Sache einfach fallenlassen?« Ihre Stimme hatte einen ganz bestimmten Unterton.
»Was geht dich das an?«
»Wie soll ich was lernen?«
»Wir sind nicht bei Morpheus. Hier hast du kein Publikum mehr, Maya.« Das zeigt nur, wie müde ich war.
Für sie war es wie ein Schlag ins Gesicht. Danach brauchte sie nichts mehr zu sagen.
Eine Minute später sah ich mich um. Maya war weg.
Mannhaft ertrug ich einen Anfall von Selbstekel. Ich hätte sie nicht gleich in Grund und Boden treten müssen. Es reichte völlig, wenn der Rest der Welt auf ihr herumtrampelte.
20. Kapitel
Ich schlief bis zum frühen Nachmittag. Als ich in die Küche stolperte, saßen dort Jill und Dean und tratschten wie zwei alte Schulfreundinnen, die sich seit dem Abtanzball nicht mehr gesehen haben.
»Was haben Sie gestern abend rausgefunden?« Jill war offenbar bester Laune.
Dean sah mich erwartungsvoll an. Ich hatte ihm nichts erzählt, als ich nach Hause gekommen war. Statt dessen hatte ich geknurrt, geschnaubt, mit dem Huf gestampft und war ins Bett getrabt. Alles, was er wußte, hatte er von Jill.
»Einen großen Haufen dicke Luft«, knurrte ich und ließ mich auf einen Stuhl fallen. Der sich mit einem Knarren revanchierte. »Pokey hat einfach zu gut gekämpft. Die beiden flüchtigen Kerle sind krepiert, bevor sie ihr Ziel erreichen konnten.«
Dean füllte meine Teetasse. »Mr. Garrett ist ein bißchen derb, solange er nicht gefrühstückt hat.«
Ich fletschte die Zähne.
»Geben Sie sich keine Mühe, Garrett«, sagte Jill. »Ich weiß, daß Sie ein Wolf sind.«
»Autsch, das tut weh.«
Sie lachte. Was mich überraschte. Eisprinzessinnen haben keinen Humor. So steht es jedenfalls irgendwo im Handbuch.
»Also sind sie alle tot,« fuhr sie fort. »Heißt das, es ist vorbei?«
»Nein. Sie haben nicht gefunden, was sie gesucht haben. Aber damit werden Sie mal schön selbst fertig. Es ist Ihr Problem.«
Dean stellte mir einen Teller mit aufgewärmten Keksen vor die Nase. Honig, Butter, Apfelsaft und noch mehr Tee waren da. Der kleine Morgenimbiß für den Boß. Aber der Hausgast des Küchenchefs hatte heute morgen besser gefrühstückt als der König.
Jill sah mich an. »Sie sagten, Pokey habe sich zu gut gewehrt. Wer ist Pokey?«
Fast wäre ich in die Falle getappt. Ich mußte aufpassen, daß ich mich jetzt nicht verplapperte. »Pokey Pigotta. Der
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