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Temptation: Weil du mich verführst

Temptation: Weil du mich verführst

Titel: Temptation: Weil du mich verführst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
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Kontakt mit ihr aufzunehmen – ganz abgesehen von der peinlichen Episode, als sie sich wie eine komplette Idiotin aus der Hintertür geschlichen hatte, um ihm nicht über den Weg laufen zu müssen. Allein bei der Vorstellung hatte sie die nackte Panik ergriffen.
    Du hast bloß Angst davor, was passieren wird, wenn du ihn wiedersiehst. Du hast Angst, du könntest ihn anbetteln, zu Ende zu bringen, was er vor ein paar Tagen begonnen hat.
    Mit einer weit ausholenden Geste klatschte sie Farbe auf die Leinwand. Niemals. Sie würde dieses arrogante Arschloch nicht anbetteln. Ganz bestimmt nicht.
    Sie spürte, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufrichteten, und sah sich erneut um, doch da alles in Ordnung zu sein schien, wandte sie sich wieder der Leinwand zu. Eigentlich hätte sie nicht herkommen sollen, doch sie musste das Bild zu Ende bringen. Sie würde niemals Ruhe finden, und nicht nur, weil Ian sie dafür bezahlt hatte. War ein Bild erst einmal zu einem Teil von ihr geworden, musste sie es zu Ende malen, erst dann würde sie sich wieder frei fühlen.
    Sie befahl sich, endlich anzufangen, doch die Dämonen der Erinnerung machten jeden Versuch, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, zur reinsten Qual.
    Du hast dagestanden wie eine Idiotin, während er dich mit diesem Ding geschlagen hat, und dann hast du splitternackt auf seinem Schoß gelegen und dich wie ein kleines Kind versohlen lassen.
    Die Scham war überwältigend. Hatte sie es nach all den Jahren, in denen sie in einem übergewichtigen Körper gesteckt hatte, nötig, ihre Würde zu opfern, nur um sich beweisen zu lassen, dass ein Mann wie Ian Noble sie begehrte? Weshalb sonst hätte sie sich in dieser Nacht so vor einem anderen Menschen erniedrigen sollen? Wie weit wäre sie noch gegangen, hätte Ian sie tatsächlich gewollt?
    Allein bei der Erinnerung daran wurde ihr ganz elend. Jetzt endlich gelang es ihr, sich auf die Arbeit zu konzentrieren und all ihre Wut und Kränkung auf die Leinwand zu übertragen. Eine Stunde später legte sie ihre Palette beiseite, wischte die Farbreste vom Pinsel und massierte sich die Schulter, die von den energischen Pinselstrichen schmerzte. Ihre Freunde waren jedes Mal fassungslos, wenn sie ihnen schilderte, welche körperliche Anstrengung die Arbeit an einem großen Gemälde darstellte.
    Sie spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken abermals aufrichteten, und erstarrte, ehe sie herumfuhr.
    Er trug ein weißes Hemd, dessen Ärmel er aufgerollt hatte und das aus den tiefen Schatten hervorstach. Das Gold seiner Armbanduhr schimmerte im Dunkeln. Sie stand vollkommen reglos da, fühlte sich wie in einem Traum gefangen.
    »Du hast gemalt, als wärst du von einem Dämon besessen«, sagte er.
    »Klingt fast, als würdest du das Gefühl gut kennen«, gab sie knapp zurück.
    »Ich glaube, du weißt ganz genau, dass es so ist.«
    Das Bild von Ian, wie er durch die verwaisten Straßen wanderte, kam ihr wieder in den Sinn. Sie schob das aufkeimende Mitgefühl und die tiefe Verbundenheit beiseite, die diese Erinnerung stets in ihr heraufbeschwor.
    Sie ließ die Hand sinken und trat auf ihn zu. »Mrs Hanson meinte, du wärst heute Nacht in Berlin.«
    »Ich musste wegen eines Notfalls früher zurückfliegen.«
    Einen Moment lang starrte sie ihn wortlos an. Die Lichter der Skyline hinter ihr spiegelten sich in seinen Augen.
    »Verstehe«, erwiderte sie schließlich. »Dann werde ich jetzt gehen.«
    »Wie lange willst du mich noch meiden?«
    »Solange du lebst«, gab sie brüsk zurück. Der Anflug von Verärgerung in seiner Stimme war wie ein brennendes Zündholz, das den Scheiterhaufen ihrer Wut und Verwirrung berührte. Sie wollte sich an ihm vorbeischieben, doch er legte die Hand um ihren Oberarm und zwang sie stehen zu bleiben.
    »Lass mich los!«, fauchte sie, spürte jedoch, wie die Tränen in ihren Augen brannten. Es war schlimm genug, ihn wiederzusehen. Weshalb hatte er sich auch noch hereinschleichen und sie in einem Zustand sehen müssen, in dem sie sich unbeobachtet glaubte? Einem Zustand, in dem sie wieder einmal verletzlich und ungeschützt war? »Wieso kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
    »Das würde ich nur zu gern tun, wenn ich könnte, glaub mir.« Seine Stimme war so eisig wie ein Wintermorgen. Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, doch er verstärkte seinen Griff und zog sie näher zu sich. Ehe sie sich’s versah, spürte sie seine Brust an ihrer Wange und seine Arme, die sie umschlangen.
    »Es tut mir

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