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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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überreden, Rom zu verlassen. Wir hatten gegen Cäsar keine Chance. Wir sind mit Pompeius bis ganz in den Süden geflohen. Pompeius will jetzt mit seinen Männern nach Griechenland, um von dort aus den Widerstand gegen Cäsar zu organisieren. Marcius und ich waren uns einig, dass wir mit ihm segeln würden. Vorher wollte Marcius aber unbedingt seinen Vater und Elina in Sicherheit wissen.« Verus brach ab und senkte den Kopf. »Die Götter sind gegen mich. Sie haben zugelassen, dass dieser räudige Hund von Cäsar mir alles nimmt. Meine Familie, meinen Stamm und jetzt auch noch Marcius«, flüsterte er zornig.
    Vielleicht hatte er seinen Namen gehört. Vielleicht war es auch ein letztes Aufbäumen. Marcius öffnete die Augen. Sein Blick fiel erst auf Verus, dann auf mich. Ganz langsam verzog er sein Gesicht. Er versuchte zu lächeln. Es zerriss mir das Herz. Seines hörte im selben Augenblick auf zu schlagen.

Alles verloren

    Hände griffen nach mir. Ich schüttelte sie ab. Blind vor Tränen rannte ich den Sandweg hinunter. In der Ferne vor mir sah ich leuchtende Punkte. Wahrscheinlich die Fackeln von Quintus’ Männern. Ohne genau zu wissen wohin, lief ich und lief ich. In die Dunkelheit. Hinter mir loderte das Feuer. Rauch hing in der Luft. Ich stolperte, fiel hin, raffte mich auf, lief, stolperte erneut und fiel nochmals hin. Ich blieb liegen. Ich hatte keine Kraft mehr, aufzustehen. Marcius war tot.
    Ich komme wieder, ich komme wieder, ich komme wieder!
    Er hatte Wort gehalten. Doch jetzt war er tot. Ich hatte mich geirrt. Die Götter hatten uns nicht geliebt. Sie hatten nur mit uns gespielt. Ein schlimmes Spiel. Ein grausames. Marcius hatte es geahnt. Fordere sie nicht heraus, sie hören immer mit, hatte er mich gewarnt. Es waren bösartige Götter, die uns belauscht und uns unser Glück missgönnt hatten. Und mein Gott, was war mit ihm? Er schwieg. Um ihn jetzt noch anzuflehen, war es zu spät. Für alles war es zu spät. Ich weinte und grub meine Hände in die feuchte Erde. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr.
    Lange Zeit lag ich so da. Durch die geschlossenen Augen merkte ich, wie es um mich herum langsam heller wurde. Das Feuer musste sich ausgebreitet haben. Sogar die Erde in meinen Händen trocknete, wurde warm und staubig. Es war mir gleichgültig. Alles war mir gleichgültig. Ich wollte nur noch sterben.
    »Hallo!« Eine Hand berührte sacht meine Schulter. »Hallo?!«
    Wieso ließen sie mich nicht in Ruhe? Sollte ich ihnen beim Löschen helfen? Widerwillig öffnete ich meine Augen. Ein Mann und eine junge Frau beugten sich zu mir herunter und guckten mich besorgt an.
    »Sie sieht seltsam aus«, wisperte der Mann.
    »Wahrscheinlich gehört sie zu dieser Gruppe, die sich wie Römer verkleidet. Du weißt schon, wie die Legionäre da unten beim Kolosseum«, flüsterte die junge Frau zurück.
    Verständnislos sah ich die beiden an. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass sie sich auf Englisch unterhielten. Englisch? Wieso Englisch? Mir fiel auf, dass sie Jeans, T-Shirts und Rucksäcke trugen. In meinem Gehirn fing es an zu arbeiten. Immer schneller und schneller. Ich drehte in Gedanken die Zeit zurück. Weiter und weiter. Ich hatte die beiden schon mal gesehen. Vor Monaten. Im Juni, als ich mich vor dem italienischen Jungen versteckt hatte. Kurz bevor Kleon mich fand. Es waren die beiden Touristen, die in einiger Entfernung an mir vorbeigelaufen waren. Ich erkannte sie an ihren roten Rucksäcken. Wie war das möglich?
    Ich schaute mich vorsichtig um. Hinter mir befanden sich ein paar alte Mauerreste, eine Grünfläche und Büsche. Lucius’ Haus war verschwunden. Ich griff an meinen Hals. Das Amulett, es war ebenfalls fort. Hatte ich etwa alles nur geträumt? Wieso rochen meine Haare dann nach Rauch? Das bildete ich mir doch nicht ein! Ich blickte an mir hinab und stellte halbwegs beruhigt fest, dass ich die blaue Tunika von Filippa trug. Das Amulett aber war weg. Bestimmt hatte ich es beim Laufen verloren. Mein Glücksbringer! Mein Andenken an Marcius!
    »Ist alles okay mit dir?«, fragte mich die junge Frau. Ich musste wie eine Irre auf sie wirken. Statt zu antworten, suchte ich den Boden um mich herum mit den Augen ab. Vergeblich. Ich konnte das Amulett nirgendwo entdecken.
    »Wie heißt du?« Die junge Frau lächelte mich an.
    »Elina«, schluchzte ich.
    »Warum weinst du?«
    Ich wischte die Tränen mit meinem Handrücken fort und gab mir Mühe, mich zusammenzureißen. Es kostete mich

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