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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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ein paar Stunden. Völlig unerwartet fing mein Handy an zu piepen. Vor Schreck hätte ich es beinahe fallen lassen. Ich hatte eine SMS erhalten. Von Hedda. Die erste Nachricht von meiner Mutter nach Monaten! Oder nach nur einem Tag? Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
    Habt Ihr Spaß? Liebe Grüße, Deine Mutti , schrieb Hedda.
    Ich schluckte. Was sollte ich darauf antworten? Nein, habe ich nicht? Ich verliere gerade meinen Verstand? Oder: Vor etwa zweitausend Jahren ist die Liebe meines Lebens getötet worden?
    Ich tippte stattdessen Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, dich wiederzusehen. GLG Deine Elina und drückte auf Senden . Anschließend ging ich ins Bad und zog das blaue, schlichte Kleid aus, von dem ich immerhin mit Gewissheit sagen konnte, dass ich es nicht nach Rom mitgebracht hatte. Als ich es über den Kopf zog, fiel etwas mit leisem Klirren auf die grauen Fliesen. Ich bückte mich und wagte kaum, meinen Augen zu trauen: Es war das Amulett von Marcius. Ich hatte also nicht geträumt und mir alles nur eingebildet! Meine Zeit in Lucius’ Haus war real gewesen. Ich wusste nicht, ob ich vor Erleichterung lachen oder weinen sollte. Marcius’ Amulett, ich hatte es wieder. Ich musste mir keine Sorgen mehr um meinen Geisteszustand machen. Beinahe andächtig legte ich das Amulett auf die Konsole über dem Waschbecken und streichelte mit den Fingerspitzen darüber. Der Knoten des Lederbändchens musste sich gelöst haben und das Amulett in meinen Ausschnitt gefallen sein, wo es sich wahrscheinlich in einer Tunikafalte verfangen hatte. Anders konnte ich mir sein Verschwinden und sein plötzliches Wiederauftauchen nicht erklären. Ich streichelte nochmals über den Anhänger, dann stieg ich in die Dusche, drehte den Hahn auf und ließ das Wasser auf mich niederprasseln. Wohlige Wärme umfing mich. Für einen Moment vergaß ich alles um mich herum bis mich mit kalter Wucht erneut die Erkenntnis traf, dass Marcius tot war und ich ihn niemals wiedersehen würde! Ich sank in mich zusammen, kauerte mich in die Duschwanne und hielt mein Gesicht in den Wasserstrahl, der aus dem fest montierten Duschkopf über mir kam. Bestimmt eine halbe Stunde saß ich so da und ließ meine Tränen fortspülen. Bis ich keine mehr hatte.

    »Elina, duschst du? Nicht erschrecken, ich bin schon zurück. Ein Vortrag ist ausgefallen – und der Rest hat mich nicht interessiert.« Eriks Stimme jagte mich hoch. Sie klang vertraut und fremd zugleich. Ich hatte sie seit einer Ewigkeit nicht gehört. Schnell stellte ich den Wasserhahn ab, wickelte mir ein Handtuch um den Körper und sprang aus der Dusche. In meinem Zimmer stand wirklich und wahrhaftig Erik. Mein Vater. Er sah noch genauso aus wie damals. Dieselbe Jeans, dasselbe Hemd, die Brille leicht auf seiner Nase verrutscht. Erst jetzt wurde mir so richtig klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Ich fiel ihm um den Hals.
    »Meine Güte, was ist das für ein stürmischer Empfang?«
    Ich antwortete nicht, sondern atmete den vertrauten Geruch von Moschus ein.
    »Hast du etwas? Geht es dir nicht gut?« Er streichelte mir über den Rücken. Es hatte etwas unendlich Tröstendes.
    »Ich habe deine Arzttasche verloren«, schniefte ich. Eine bessere Ausrede fiel mir nicht ein.
    »Ach, dir ist also aufgefallen, dass ich sie vorhin im Café vergessen habe? Ich saß schon im Bus, als ich es merkte. Ich habe dich gleich auf dem Handy angerufen, aber du bist nicht rangegangen.«
    »Ich hatte es nicht dabei. Es lag im Zimmer«, nuschelte ich an seiner Schulter. Wie eigenartig: Ich musste nicht einmal lügen!
    »Kein Problem. Mach dir wegen der Tasche keine Sorgen. Ich kauf mir halt eine neue, wenn wir wieder zu Hause sind. Soweit ich weiß, waren in der alten keine verschreibungspflichtigen Medikamente. Für alle Fälle werde ich den Verlust aber der Polizei melden. – Wie sieht’s aus, wollen wir jetzt erst mal was essen gehen? Du könntest mir erzählen, was du in meiner Abwesenheit erlebt hast.«
    »Ich hab keinen Hunger. Außerdem bin ich völlig k. o. vom Rumlaufen. Ich würde lieber im Hotel bleiben«, wehrte ich ab. Die Vorstellung, mich unter Menschen begeben zu müssen, bereitete mir Bauchschmerzen. Außerdem hatte ich keine Ahnung, was ich Erik erzählen sollte. Ich brauchte unbedingt Ruhe. Es gab so vieles, was ich erst noch begreifen musste.
    »Ist irgendetwas passiert?« Erik klang auf einmal misstrauisch.
    »Nein, ich fühle mich nur nicht so gut. Ich glaube, ich bekomme meine

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