Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
Vom Netzwerk:
Mund war zu einem schmalen Strich geworden.
    »Die habe ich sehr wohl. Im Namen von Julius Gaius Cäsar: Du bist verhaftet, Lucius Sulla!«
    »Cäsar hat dazu ebenfalls keine Befugnis.«
    »Und ob er sie hat. Sieger verfügen über alle Rechte«, geiferte Quintus.
    »Und mit welcher Begründung lässt er mich verhaften?«
    »Wegen Beihilfe zur Verschwörung. Dein Sohn kämpft an der Seite von Pompeius gegen Cäsar.«
    »Wer behauptet das?« Lucius ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
    »Das hat mir ein Vögelchen ins Ohr gezwitschert!«
    Artemisia, schoss es mir durch den Kopf. Sie musste Marcius und seinen Vater verraten haben. Mein Gott, wie konnte sie nur?!
    »Genug geredet! Ergreift ihn, Männer!« Quintus gab seinen Legionären ein Zeichen. Zwei von ihnen stürzten sich augenblicklich auf Lucius und packten ihn am Arm.
    Irgendwo in dem Durcheinander entdeckte ich Filippa. Sie stand im Schutz einer Säule und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. Kleon dagegen machte Anstalten, Lucius zur Hilfe zu eilen. Er kam nicht weit. Quintus’ Männer hielten ihn und die anderen Sklaven mit Schwertern und Speeren in Schach.
    »Abmarsch«, kommandierte Senator Gaius Quintus. Die Männer verließen mit Lucius in ihrer Mitte das Haus. Ab da nahm ich alles nur noch wie in Trance wahr. Von mehreren Seiten kamen plötzlich dunkle Schatten herbeigelaufen. Ein Pferd wieherte. Ich hörte jemanden rufen und kurz darauf Waffen klirren. Quintus’ Männer wurden vorm Haus angegriffen. Von wem, konnte ich nicht sehen. Die wenigen brennenden Fackeln, die die Legionäre bei sich trugen, spendeten nicht genügend Licht. Die Rufe wurden immer lauter. Zunehmend mischten sich Schmerzensschreie darunter. Schwerter krachten auf Schilder, Klingen kreuzten sich und Gegenstände fielen dumpf zu Boden. Ich kannte die Geräusche. Sie waren mir nur allzu vertraut. Von dem Training hinter dem Haus, das ich so oft beobachtet hatte. Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei.
    Quintus’ Stimme erklang: »Schafft die Leichen ins Haus und brennt es nieder!«
    Ich merkte, wie mich Filippa von der Haustür wegzog, zu der ich bei Ausbruch des Gefechts gerannt war. Sie zerrte mich in einen finsteren Gang, während Kleon wie angewurzelt in der Tür stehen blieb. Quintus’ Soldaten schubsten ihn grob zur Seite und schleiften nacheinander vier schlaffe Körper in die Eingangshalle.
    »An deiner Stelle würde ich das Haus verlassen«, knurrte einer der Legionäre Kleon an, bevor er mit seiner Fackel die Vorhänge anzündete. Kleon reagierte nicht, selbst als die ersten Flammen um ihn herumtanzten.
    Endlich verschwand Quintus mit seinem Gefolge und Filippa ließ mich los. Schwankend lief ich zu den Männern, die nur wenige Meter von mir entfernt auf der Erde lagen. Einer von ihnen war Marcius. Ich hatte ihn sofort erkannt. Entsetzt kniete ich mich neben ihn. Er lebte noch. Seine Brust, aus der unaufhörlich Blut strömte, hob und senkte sich.
    »Ist er tot?«, fragte mich Kleon mit brüchiger Stimme. Er und Filippa standen hinter mir, genauso erschüttert wie ich. Ich schüttelte den Kopf und sah verzweifelt zu Filippa hoch. Was sollte ich bloß tun? Was?
    Du kannst nichts mehr für ihn tun, sagten ihre Augen. Sie beugte sich zu mir herunter, küsste mich aufs Haar und wankte zu Neilos und den anderen Sklaven, um ihnen beim Löschen des Feuers zu helfen. Der Rauch im Haus biss in meine Augen und legte sich auf meine Lunge. Ich hustete.
    »Wir sollten ihn hinaustragen«, krächzte jemand. Völlig unerwartet tauchte Verus vor uns auf. Wie ein Gespenst.
    »Nein, er würde nur noch mehr Blut verlieren«, widersprach ich und hustete erneut.
    »Verdammt! Ich wünschte es hätte mich an seiner Stelle erwischt!« Verus hockte sich schwer atmend zwischen Kleon und mich.
    »Wo hast du gesteckt?«, hörte ich eine Stimme fragen. War es meine?
    »Als feststand, dass wir verloren hatten, habe ich mich in die Büsche geschlagen und dort gewartet bis Quintus’ Leute fort waren. Sie haben zwar die Gegend abgesucht, aber ich hatte Glück. Es war sehr dunkel.« Verus sprach stockend. Er wirkte verwirrt. »Bin ich der Einzige, der unverletzt ist?«, fragte er plötzlich. Niemand antwortete ihm. Verus’ Blick irrte über die toten Männer rechts und links neben uns. Er wurde blass.
    »Weshalb seid ihr zurückgekommen? Wieso gerade jetzt?« Kleon schien mit den Tränen zu kämpfen. Möglicherweise lag es aber auch am Rauch.
    »Das war Zufall. Marcius wollte seinen Vater

Weitere Kostenlose Bücher