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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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zurück bin, werden sie und Kleon nach mir schauen und dann war’s das mit deinem Geheimnis!« Keine Ahnung, woher ich so schnell diese Wort nahm, auf alle Fälle schienen sie zu fruchten.
    »Na gut, aber ich schwöre dir, wenn du mich verrätst, stirbst du noch bevor ich sterbe«, zischte er und gab den Höhlenausgang frei.
    So schnell ich konnte lief ich nach draußen. Ohne mich noch einmal umzublicken rannte ich, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter mir her, auf direktem Weg zum Haus. Das war ja gerade noch mal gut gegangen!

    Abends beim Baden, ich hatte mich noch immer nicht ganz von der Begegnung mit Neilos erholt, erfuhr ich, dass Artemisia nach wie vor verschwunden war. Niemand hatte sie oder auch nur eine Spur von ihr entdeckt.
    »Hoffentlich wird sie nie gefunden,« flüsterte Filippa und schüttete einen Krug warmes Wasser über meinen Rücken.
    »Du denkst, sie ist geflüchtet?« Ich wusste sofort, was sie mit ihrer Bemerkung gemeint hatte.
    »Was sonst?!«
    Ich dachte kurz an die Höhle, durch die Artemisia laut Neilos nicht geflüchtet war und schlug halbherzig vor: »Sie könnte doch auch zum Beispiel entführt worden sein.«
    »Sei nicht albern, niemand entführt eine Sklavin«, wies mich Filippa zurecht. »Nein, sie ist geflüchtet, daran besteht kein Zweifel mehr.«
    »Welche Strafe erwartet geflohene Sklaven?« Ich stierte auf ein Wandmosaik, auf dem Löwen und Leoparden bei der Jagd zu sehen waren und dachte an Neilos und Verus. Marcius’ Freund war doch immer wieder für eine Überraschung gut – oft für eine positive.
    »Frag lieber nicht«, antwortete Filippa.
    »Würde Lucius bei Artemisia nicht eine Ausnahme machen? Immerhin hatte er mal ein Verhältnis mit ihr.«
    »Nein, würde er nicht. Niemals. Das kann er nicht. Die Strafe dient auch zur Abschreckung, damit wir anderen Sklaven uns kein Beispiel an Artemisia nehmen. Kleon sagt, Lucius befürchte bereits, dass noch weitere von uns die politisch instabile Lage ausnutzen und flüchten könnten. Angeblich überlegt er, vorsorglich einen von uns auspeitschen zu lassen. – Zur Warnung.« Filippa kaute auf ihren Fingernägeln, was sie sonst nie tat.
    Meine Gedanken wanderten erneut zu Neilos. Auch wenn sein Geheimnis schwer auf mir lastete, würde ich es niemals preisgeben. Vor meinem inneren Auge sah ich eine Peitsche durch die Luft zischen. Entsetzt sagte ich: »Das kann Lucius doch nicht machen! Was können die anderen für Artemisias Verschwinden?! Das ist Willkür!«
    »Glaub mir, er kann, wenn er will«, raunte Filippa.
    Mit einem Mal hielt ich es nicht länger im warmen Wasser aus. Ich hatte das Gefühl, gleich zu kollabieren. Ich hievte mich aus dem Becken, wickelte mich in ein Tuch und setzte mich auf eine helle Marmorbank. Still ging ich sämtliche Möglichkeiten durch, die Artemisias Verschwinden erklären könnten.
    »Und wenn sie sich etwas angetan hat?«, meinte ich nach einer längeren Pause.
    »Das sähe ihr nicht ähnlich.«
    »Hat sie nicht zu irgendjemandem etwas gesagt, ob und was sie vorhat?«
    Filippa plätscherte mit den Füßen im Wasser. »Nicht soweit ich weiß. Lea sagte nur, dass Artemisia verbittert und voller Hass auf Verus, Marcius, Lucius und dich gewesen sei.«
    »Auf Verus und Lucius könnte ich noch verstehen. Aber wieso auf Marcius und mich? Sie muss doch gewusst haben, dass Verus und ich niemals geheiratet hätten. Verus wollte Cornelia. Und ich liebe Marcius. Wie kann sie uns da hassen?«, wandte ich ein.
    »Vielleicht hat sie euch euer Glück missgönnt. Wer weiß?! Lucius hat immer so getan, als wäre Marcius sein einziges Kind. Seitdem Cornelia tot ist, nimmt sie das Marcius und Lucius besonders übel. Und nun scheint Lucius auch noch sein Herz für dich zu entdecken. Frag mich nicht, Elina, wer kennt sich schon in den Menschen aus?! Hoffentlich kommt Artemisia nie zurück. Und hoffentlich bestraft Lucius nicht einen von uns an ihrer Stelle!«
    »So gesehen wäre es vermutlich doch besser, wenn man sie finden würde«, murmelte ich. Im selben Augenblick hoffte ich, dass der Wasserdampf meine Worte verschluckt und Filippa sie nicht gehört hatte.

Hektors Tod

    Aber nachdem zum zehnten die leuchtende Eos emporstieg;
    Jetzo trugen sie weinend hinaus den mutigen Hektor,
    Legten ihn hoch auf der Scheiter Gerüst, und entflammten das Feuer.

    Als aufdämmernd nun Eos mit Rosenfingern emporstieg,
    Kam das versammelte Volk um den Brand des gepriesenen Hektors.
    Diese löschten den glimmenden

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