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Tender Bar

Tender Bar

Titel: Tender Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Moehringer
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Selbstvertrauen geben würde – nur nicht den Teller mit den Resten vor mir.
    Satt und zufrieden kehrte ich mit DePietro ins Publicans zurück, wo ich noch weitere Silk Panties trank, bis ich um drei Uhr morgens aus DePietros BMW-Kabrio in Opas Einfahrt fiel und lauthals alle Dinge aufzählte, für die ich dankbar war: DePietro, Silk Panties und das Publicans.
    Wochen später saß ich mit Cager an der Theke und erzählte ihm von meiner neuen Theorie übers Publicans. An Thanksgiving war ich hungrig und einsam – im Publicans wurde ich satt. Ich war deprimiert, weil ich Mr Salty war? Im Publicans wurde ich davon abgelenkt. Schon immer hatte ich die Bar als einen Ort gesehen, in den ich flüchten konnte, aber jetzt stellte sie für mich etwas völlig anderes dar. »Das Publicans ist Aladins Wunderlampe von Long Island«, sagte ich. »Du wünschst dir etwas, reibst den Stab – und presto. Aladin alias Publicans erfüllt es.«
    »Moment mal«, sagte Cager. »War Aladin derjenige, der die Lampe rieb oder war er der Geist in der Lampe?«
    »Egal«, sagte ich.
    »Das Publicans erfüllt Wünsche?« Cager blickte auf und sprach zu den Deckenbalken. »Ich wünsche mir die Vier im siebten Rennen in Belmont.«
    Onkel Charlie gluckste.
    Ein Mann in einem tollen Kamelhaarmantel trat an die Theke und fragte, worüber wir redeten. Aladin, sagte Cager. »Ja«, sagte der Mann und lächelte freundlich. »Der war toll in Shane.«
    »Sie denken an Alan Ladd«, sagte Cager.
    Eine Frau, deren Haare in grellem Polizeiabsperrbandgelb leuchteten, hörte mit. »Die Show fand ich so toll!«, rief sie.
    »Welche Show?«, fragte Cager.
    »Password.«
    »Das war Allen Ludden«, sagte Cager.
    »Allen Ludden erfüllt Wünsche?«, fragte der erste Mann.
    »Na klar«, sagte Cager. Er beugte sich zu mir und murmelte: »Das Passwort lautet – Schwachköpfe.«
    Ich fragte Onkel Charlie, was er von meiner Publicans-Aladin-Theorie hielt. »Mich interessiert nur ein Aladdin, und das steht in Vegas«, sagte er.
    Als sich an jenem Abend die Bar füllte, sagte ich zu Onkel Charlie, dass mir das Publicans von Mal zu Mal voller erschien. Jeder Abend war wie an Thanksgiving.
    »Du hast ja keine Ahnung«, erwiderte er. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Alkohol hier pro Woche durch die Kehlen fließt. Ein ganzer Mississippi voller Michelob. Ein Lake Huron voller Heineken.«
    »Huron oder Pontchartrain?«, fragte Cager.
    »Welcher ist größer?«, erwiderte Onkel Charlie.
    »Pontchartrain ist der größte. Du wolltest bestimmt Pontchartrain sagen.«
    »Nie im Leben wollte ich Pontchartrain sagen.«
    Die Spitzeneinnahmen in jenem Herbst verdankten sich nicht zuletzt der Wall Street. Der Aktienmarkt boomte, und das schlug sich für jede Kneipe im Großraum New York als wahrer Segen nieder. Glaubte man jedoch Onkel Charlie und den anderen Weisen an der Theke, war der wahre Grund für den durchschlagenden Erfolg des Publicans auf Steve zurückzuführen. Aus Gründen, die sich nur schwer in Worte fassen ließen, zog Steve immer mehr Gäste in seine Bar.
    »Deswegen will er sich auch vergrößern«, sagte Onkel Charlie. »Aber das bleibt unter uns. Sotto voce. Wir verstehen uns? Ist noch nicht unter Dach und Fach. Er macht in der City einen Laden auf, ein zweites Publicans, am South Street Seaport.« Er verschränkte die Arme und riss die Augen auf. »Stellt alles in den Schatten«, sagte er.
    Ich wusste nicht genau, wo South Street Seaport lag, und meine Unwissenheit kam Onkel Charlie sehr entgegen. Nichts bereitete ihm mehr Freude, als auf einer Serviette eine Karte zu zeichnen. Er war der Barkartograph und zeichnete mir ein kompliziertes Diagramm von Lower Manhattan, mit dem Seaport hier, dem Finanzbezirk dort, und einem blauen X, das die Stelle markierte, an der Steves neuer Laden – Publicans on the Pier – entstehen sollte. Es sollte am Ende von Pier 17 liegen, mit einer riesigen, zur Brooklyn Bridge blickenden Glaswand. Wahnsinnsblick, sagte Onkel Charlie. Tolle Lage. Viel Laufpublikum. Gleich nebenan war ein beliebtes Restaurant, das dem Quarterback Doug Flutie gehörte, und keine zwanzig Meter weiter lag ein majestätischer Schoner mit Doppelmast, der als schwimmendes maritimes Museum diente.
    »Der Laden ist keinen halben Block von der Wall Street entfernt«, sagte Onkel Charlie, »und vielleicht achthundert Meter vom Trade Center.
    Wenn überhaupt. Die Entfernung zu den Towers ist ungefähr so groß wie von hier zu St. Mary’s.«
    Doch nicht

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