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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wie Sikorsky. Hinter vorgehaltener Hand flüsterten manche, dass er ein auf dem besten Wege sei, ein zweiter Marc Tarous zu werden, jemand wie jener Militärdiktator, der der Sphäre vor mehr als 250 Jahren seinen Stempel aufgedrückt hatte. Doch Sikorsky war immer schlau genug gewesen, diesen Pfad nicht einzuschlagen, und hatte niemals die Strategie strengster Legalität verlassen. Seine Machtübernahme, wenn man es denn so nennen wollte, war subtiler verlaufen, beruhte auf Seilschaften, Gefälligkeiten, Bestechung und manchmal Erpressung – alles ganz im Rahmen der Sphärenverfassung.
    Doch Sikorskys erster großer Irrtum, die Invasion der Aliens nicht ernst zu nehmen, hatte seinem Nimbus und seiner Machtbasis einen Schlag versetzt. In Suchowkas Fingern lag ein kleiner Zettel, den er vor Betreten des Saales nur kurz überflogen und den ein Bote ihm vor dem Tagungsgebäude verstohlen zugesteckt hatte. Es war eine Nachricht von Direktor Ahmed Soerensen, einem der mächtigsten zivilen Politiker der Sphäre, und enthielt nicht viel mehr als eine Bitte um ein vertrauliches Beisammensein im Anschluss an die Ratssitzung. Suchowka würde dieser Bitte selbstverständlich nachkommen, wenn es sich arrangieren ließ, ohne dass Sikorsky davon Wind bekam. Der Oberbefehlshaber mochte etwas angeschlagen sein, aber gerade das machte ihn besonders gefährlich, und nicht zuletzt hatte er seine Ohren und Augen überall. Soerensen würde einen sehr verschwiegenen Treffpunkt vorbereitet haben, dessen war sich der Chef des Geheimdienstes sehr sicher.
    Das übliche Füßegescharre und Gemurmel erstarb, als Sikorsky Platz nahm und in die Runde blickte.
    »Meine sehr verehrten Ratsmitglieder«, eröffnete er die Sitzung, »der einzige Tagesordnungspunkt des heutigen Zusammentreffens betrifft die militärische Lage der Sphäre sowie die Vorbereitungen der Flotte, um der Invasion Herr zu werden. Wir haben eine Reihe von Rednern auf der Liste und ich möchte als Erstes Admiral Martens aufrufen, uns einen kurzen Überblick über den Stand der Dinge zu geben. Sollte noch jemand zusätzliches auf die Rednerliste wollen, schicken Sie eine EMail an meinen Adjutanten, er wird die Liste permanent aktualisieren. Wir haben für heute open end vorgesehen, alles soll in Ruhe und in aller Ausführlichkeit besprochen werden.«
    Martens war ein älterer Herr, Chef des Informationsstabes des Oberbefehlshabers. Suchowka hatte des Öfteren mit ihm zu tun gehabt, er hielt ihn für farblos, aber effizient. Auf der von schütterem Haar eingerahmten Halbglatze des kleinen, aber untersetzten Mannes schimmerte ein feiner Schweißfilm. Der Admiral hatte während seiner gesamten Karriere keinen Kampf erlebt, er gehörte zu jener Klasse von Offizieren, der es immer wieder gelingt, sich aus allen Risikoeinsätzen fortzustehlen und trotzdem in Amt und Würden zu gelangen. Immerhin, er tat seine Arbeit ordentlich, wenngleich er voll und ganz ein Geschöpf Sikorskys war.
    Martens trat ein Rednerpult, räusperte sich und öffnete ungelenk eine Mappe. Es wurde dunkel, als der 3D-Projektor in der Mitte des kreisrunden Saales aktiviert wurde und die erste Darstellung als Hologramm für alle sichtbar mitten im Raum schwebte. Erwartungsgemäß wirbelten eine Vielzahl von Diagrammen und Tabellen vor den Augen der Ratsmitglieder herum, und Suchowka ermüdete schnell. Martens leiernder Tonfall tat sein Übriges, um den Vortrag zu einer Qual werden zu lassen.
    Der Geheimdienstchef war mit den Daten ohnehin vertraut. Die Generalmobilmachung ging plangemäß voran und zahllose eingemottete Kriegsschiffe wurden wieder in Dienst gestellt. Zwar hatte die Sphäre seit Beginn des Tentakelkrieges rund die Hälfte ihrer Welten verloren, doch die eigentlichen militärischen Kapazitäten befanden sich ohnehin nur auf den Zentralplaneten und im Sonnensystem selbst. Seit den Kolonialkriegen achteten die Politiker sehr darauf, in den Kolonien selbst nur eine eher schlecht ausgerüstete und zahlenmäßig kleine bewaffnete Macht zu unterhalten. Jedenfalls hatte sich die aktive Raumflotte mittlerweile fast verdoppelt, was gut 2100 Kampfkreuzer ausmachte.
    Darüber hinaus waren alle Werften auf Kriegsproduktion umgestellt worden. Die Wehrpflicht war eingeführt und Hunderttausende junger Männer und Frauen eingezogen worden, allerdings würde ihre Ausbildung das größte Problem darstellen. Obgleich man die Inhalte der Ausbildungsgänge auf das Wesentlichste reduziert hatte, konnte man niemanden

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