Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
etablierte Wurmloch zog die Takamisakari aus dem Einstein-Universum und schleuderte es auf sein Ziel zu. Anders als beim Brückentransfer reichte die generierte Energie nur für einen vergleichsweise langsamen Flug, sie würden für die Strecke nach Ambius etwa siebzehn Tage benötigen. Genug Zeit, sich erneut mit sich selbst zu beschäftigen und mit dem, was sie an ihrem Ziel erwarten mochte.
Die Experten der Flotte hatten sich wirklich Mühe gemacht, dachte Haark, als die vollkommene Schwärze des Hyperraums auf dem Bildschirm auftauchte. Natürlich war er nicht schwarz, er hatte gar keine Farbe, war für die dreidimensionalen Sinne von Menschen gar nicht wahrnehmbar, und damit auch nicht für die optischen Sensoren der Außenbeobachtung. Die viele Mühe hatte schließlich darin resultiert, dass gut drei Dutzend Szenarien und die möglichen Reaktionen darauf entworfen worden waren. Im Endeffekt jedoch war Haark darauf zurückgeworfen, selbst Entscheidungen treffen zu müssen, und alle Experten hatten letztendlich akzeptieren müssen, dass das wahrscheinlichste Szenario so aussah: Sie würden in das System eintreten, die Sensoren auf Höchstleistung schalten und so lange Informationen sammeln, bis die Invasoren ihrer gewahr wurden und Kampfschiffe in ihre Richtung schickten. Dann blieb der Takamisakari nichts anderes übrig, als fix die Beine in die Hand zu nehmen und zu hoffen, dass der Feind nicht in der Lage war, ihr auch im Hyperraum zu folgen. Das war nur eines der Risiken, die sie eingingen.
Aber sie mussten Informationen sammeln, und so war es eine bewusste Kalkulation.
Natürlich würde das Sikorsky nicht daran hindern, jedes Scheitern ihm anzulasten. Haark schob den Gedanken an seine Nemesis sofort beiseite. Darum konnte er sich kümmern, wenn es ihm gelang, wieder heil nach Terra zu kommen.
Wenn.
Aber er hatte Arbedian überlebt, warum also das hier nicht? Im Gegensatz zu damals war er diesmal sogar vorbereitet, wenngleich er sich zumindest gewünscht hätte, Beck an seiner Seite zu haben. Doch der war mittlerweile frischgebackener Kreuzerkommandant und Teil der vorbereiteten Invasionsstreitmacht, die ihm eines Tages nach Ambius folgen sollte. Haark wünschte sich auch, er hätte etwas mehr Zeit gehabt, um mit seiner neuen Mannschaft warm zu werden, aber außer zu Lik und Frazier hatte er noch keinen rechten Zugang zu den Männern und Frauen seines Teams gefunden. Immerhin, sie taten offenbar ihre Pflicht und wussten, worauf es bei dieser Mission ankam.
Haark erhob sich und berührte Bilgür sanft an der Schulter. Es sprach für die Pilotin, dass sie nicht einmal ansatzweise zusammenzuckte.
»Sie haben die Brücke, Lieutenant. Wir fahren normale Schichten. Ich löse Sie in acht Stunden ab. Wenn was ist, lieber einmal zu viel Alarm schlagen als einmal zu wenig.«
»Ja, mon Capitaine!«
Haark nickte und verließ die Brücke. Lik und Burad folgten ihm.
Während die Geheimdienstoffizierin an seiner Seite blieb, verabschiedete sich Burad in den Generatorraum. Er würde seinen Maschinen lauschen, wie er einmal halb im Scherz gesagt hatte.
Haark kannte diese Sorte von technischen Offizieren. Er ahnte, dass Burad seine Koje direkt neben den Anlagen aufgebaut hatte, um im Zweifelsfalle sofort zur Stelle sein zu können.
Es war ihm Recht.
»Haben Sie einen Moment Zeit, Capitaine?«, fragte Lik.
»Sicher. Worum geht es?«
»Dr. DeBurenberg würde gerne mit Ihnen sprechen.«
»Gerne?«
Tamara Lik deutete ein Lächeln an. »Soweit er etwas gerne tut, ja. Er hat aber unmissverständlich nach Ihnen verlangt, sobald, wie er es sagte, das Schiff auch ohne Sie auskomme.«
»Dann dürfte jetzt wohl der richtige Zeitpunkt sein. Gehen Sie voran!«
Es war kein weiter Weg durch den engen Mannschaftsteil bis zur Kabine des Wissenschaftlers. Als sie sie betraten, sah dieser kaum vom Display seiner Direktverbindung zum Bordrechner auf.
»Capitaine, die Rechenleistung der Takamisakari ist ungenügend.«
Haark setzte sich und wechselte einen vielsagenden Blick mit Frazier, der ebenfalls im Raum war.
»Wir benötigen die vorhandenen Kapazitäten größtenteils zur Steuerung des SAL-Antriebes. Ich habe Ihnen zugeteilt, was möglich war.«
»Wären die von mir vorgeschlagenen Modifikationen umgesetzt worden, wäre es mehr.«
»Dafür war keine Zeit. Außerdem …«, Haark zögerte. »Außerdem hat außer Ihnen keiner verstanden, was Sie da eigentlich umbauen wollten.«
DeBurenberg nahm diese Erklärung mit einem
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