Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
verschwunden sein musste, zuckte dann mit den Achseln und wandte sich zum Gehen.
»Danke«, hörte er dann die Stimme Rahels dicht neben seinem Ohr. Er behielt sich im Griff und fuhr nicht zusammen, aber dann schüttelte er grinsend den Kopf. Diesmal war er es, der nichts sagte, und er stapfte in die Dunkelheit, auf den Treffpunkt mit Dolcan und den beiden Soldaten zu.
Rahel sah ihm nicht nach. Jetzt hatte sie sich wirklich sofort in Bewegung gesetzt und eilte auf das Dorf zu. Nichts und niemand bewegte sich auf den Straßen Renborns, als sie näher herankam. Nicht einmal eine Tentakelpatrouille war zu sehen. Auf zwei Hochständen erkannte sie Bewegung, und in der Tat waren da einige der Aliens auf Nachtwache. Doch sie würden sie nicht erkennen können, denn die Nachtbeleuchtung bot mehr als genug Schatten und Ecken, in denen sie sich fortbewegen konnte. Ihre Rüstung verbarg sie vor Infrarotscannern. Bewegungsmelder konnten sie verraten, doch ihre Beobachtungen hatten nirgends auch nur ansatzweise solche umfassenden Sicherheitsvorkehrungen wie etwa beim Tempel ausgemacht.
Nach etwa dreißig Minuten hatte sie eine Position in der Nähe des Gebäudes erreicht, aus dem die Buspassagiere gekommen waren. Das Gebäude war grau und schmucklos, und es war vor allem ohne Fenster, so dass Rahel trotz ihrer Neugierde keinen Blick hineinwerfen konnte. Es zu betreten wagte sie nicht, denn sie wusste nicht, welche Vorkehrungen im Inneren getroffen waren, um unbefugten Zutritt zu vermeiden. Es war sicher wichtig, was in diesem Haus geschah, aber nicht so wichtig wie ihre Mission der Infiltration in den Tempel.
Sie fand schnell das, was sie gesucht hatte: Einen Container für Werkzeuge und Arbeitsutensilien der Stadtverwaltung, gesichert durch eine einfache, eiserne Kette und ein altmodisches Stahlschloss, das ihren Manipulationen keine dauerhafte Gegenwehr entgegen brachte. Hier würde sie nicht nur die Nacht verbringen können, der Container befand sich auch noch in unmittelbarer Nähe des Vorplatzes und war daher ein guter Ort, um ihr Opfer zu verstecken, sobald sie es betäubt hatte. Der Container war voller schiefer Regale, gefüllt mit einem Sammelsurium an Werkzeugen und anderen Gegenständen, die achtlos durcheinander platziert worden waren. Sie hockte sich auf den Boden, den Rücken an eine Kiste gelehnt und lauschte durch die nur bis auf einen Spalt wieder geschlossene Tür. Nichts war zu hören. Mit einer bewussten Willensanstrengung reduzierte sie den Ausstoß an Pharmarka in ihren Blutbahnen, und versuchte, sich zu entspannen. In ihrer Laufbahn hatte sie gelernt, überall da zu schlafen – und in jeder Haltung, die man sich vorstellen konnte – wo sie sich gerade befand und es einige Minuten der Ruhe gab. Sie wusste, dass sowohl ihre Instinkte als auch ihre Rüstung sie wecken würden, falls sich etwas ereignen sollte, und doch fiel es ihr sehr schwer, so etwas wie Ruhe zu finden. Bilder geisterten durch ihren Kopf. Der abgeschlagene Kopf von Nedashde, die mehr als nur ihre Hoffnungen in sie gesetzt hatte. Der blutige Oberkörper Lis, wie er taumelnd zurückfiel. Sie suchte verzweifelt nach angenehmen Gedanken, nach einer beruhigenden Phantasie, und fand diese zu ihrem eigenen Entsetzen nur in Gewaltvorstellungen, in denen sie Tentakelkörper zerfetzte und eine blindwütige Schneise der Vernichtung durch Massen der Invasoren schlug. Die Tatsache, dass es diese Vorstellung war, die sie schließlich einnicken ließ, hätte ihr noch sehr zu denken gegeben, wäre sie nicht letztlich doch eingeschlafen.
17 Terra
Als Haark die Führung beendet hatte und die Delegation sich zum Buffet in die Kantine des Werftkomplexes verabschiedet hatte, seufzte er erschöpft auf. Fast hätte er übersehen, dass sich Admiral Sikorsky der Gruppe nicht angeschlossen hatte, sondern stattdessen zurückblieb und wartete, bis auch der Letzte den Andocktunnel betreten hatte, der die Takamisakari mit der Werft verband. Haark bemühte sich sofort wieder um Haltung, immer bestrebt, Sikorsky keine Angriffsfläche zu bieten, aber der alte Mann schien Haarks kurzzeitige offensichtliche Erleichterung gar nicht bemerkt zu haben.
»Haark, ich muss mit Ihnen sprechen. Unter vier Augen. Ihre Kabine.«
Es gab gar keine Diskussion, und Haark begann auch keine. Er nickte nur und führte den Admiral durch die Gänge. Das hagere Gesicht des Oberbefehlshabers blieb ohne Regung, verriet nichts darüber, was er nun zum Thema machen wollte, und Haark
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