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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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jemanden zu kümmern. Was Beck über sein eigenes Netzwerk an Beziehungen hörte, war erschreckend. Im Vergleich dazu stellten sich die Probleme auf seinem eigenen Schiff beinahe als vernachlässigbar dar. Hier hatten es die Untergebenen schnell gemerkt, dass diese Art von Flotte nicht die des Capitaine Beck war. Ein Mindestmaß an Disziplin und Motivation war die Konsequenz gewesen, immer noch weniger als von Beck erwartet, aber besser als gar nichts.
    Es war beinahe katastrophal geworden, als ein gelangweilter Admiral schließlich richtige Manöver angeordnet hatte. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Geschwader versuchten, so etwas ähnliches wie dreidimensionale Taktik zu simulieren, war beinahe lebensgefährlich gewesen – im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei einem der Manöver waren zwei Schiffe nur haarscharf der Kollision entkommen. Beck hatte mit ungläubigem Entsetzen auf schlampige Ausführung von Befehlen sowie den mangelnden Durchblick seiner Vorgesetzten reagiert. Einige wenige Kommandanten, die Becks Entsetzen teilten, hatten schließlich eigene Manöverpläne entwickelt und für ihre jeweiligen Mannschaften rigorose Drill- und Trainingspläne aufgestellt, in der Hoffnung, dass sie sich am Ende zumindest auf ihre eigenen Schiffe würden verlassen können. Numerisch mochte die Flotte der Sphäre ausreichend sein, um dem Feind im Ambius-System Paroli bieten zu können, aber wenn die Tentakel auch nur eine halbwegs funktionierende Befehlskette mit einem nur durchschnittlich begabten Taktiker an der Spitze haben sollten, würde es für die terranische Streitmacht sehr, sehr schwer werden. Und nichts deutete darauf hin, dass die Invasoren von Dummköpfen befehligt wurden, während es gerade dafür in der Sphärenflotte mehr als genug Hinweise gab.
    Und deswegen konnte Capitaine Josef Beck keinen Schlaf finden.
    Er starrte noch einige Minuten auf die flimmernde Zeitanzeige, dann kam er zu dem Schluss, dass es keinen Sinn mehr machte, im Bett auszuharren. Er erhob sich, schaltete das Licht ein und starrte in sein unrasiertes Gesicht, das ihm aus dem Spiegel gleich gegenüber entgegen sah. Harte Falten zeichneten sich um seine Mundwinkel ab. Das Haar hing ihm wirr ins Gesicht, und er schob eine Strähne beiseite. Dieses Kommando tat ihm nicht gut. Die ganze Mission tat ihm nicht gut. Es ging ihm nicht darum, dass er nicht gegen die Tentakel kämpfen wollte – an seiner Motivation konnte kein Zweifel bestehen –, es ging ihm darum, dass er Angst vor denen hatte, mit denen er kämpfen sollte.
    Und er hatte große Furcht davor, dass die Erwartungen, die seine eigene Mannschaft in ihn setzte, dadurch bitter enttäuscht werden würden. Auf der Malu war alles sehr einfach gewesen, denn da hatte es eigentlich niemanden gegeben, den er hätte enttäuschen können – keines der Besatzungsmitglieder hatte noch irgendetwas erwartet. Hier war das anders. Alle träumten von einem Sieg, einer Wende im Krieg, einer große Hoffnung, die sich erfüllte.
    Was würde man sagen, wenn die Menschen aufgrund ihrer eigenen Inkompetenz scheitern würden, obgleich ihnen das Schicksal eine große Chance auf den Präsentierteller gelegt hatte?
    Beck griff nach oben, schaltete die Uhr um. Sie zeigte jetzt das Datum. In rund zwölf Stunden würde das Botschaftsschiff nach Lydos aufbrechen. Nach etwa zwei Wochen würde es im System ankommen. Wenige Tage später würde der Angriff auf Ambius beginnen, wenn sich am Zeitplan nichts mehr änderte.
    Beck wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Keine Zeit mehr für Grübeleien. Er hatte zwei Wochen, um dafür zu sorgen, dass er sich zumindest auf sein eigenes Schiff verlassen konnte. Zu viel mehr reichte es wahrscheinlich nicht mehr.
    Er wollte sich gerade erheben, um den Komfort seiner eigenen Nasszelle zu genießen, als der kleine Bildschirm der Bordkommunikation sich erhellte. Der Diensthabende erschien auf der Bildfläche.
    »Capitaine, entschuldigen Sie die …«
    »Ich bin wach«, schnitt Beck ihn ab, ließ aber die Kamera ausgeschaltet. »Was gibt es?«
    »Ein Ruf von der Takamisakari , Capitaine Haark für Sie.«
    Beck schluckte und setzte sich an seinen Tisch. Haark und er waren in den letzten Monaten zu beschäftigt gewesen, als dass sie viel Zeit für Gespräche gehabt hätten. Beck spürte, dass Haark sich verabschieden wollte.
    Als er das Gesicht seines ehemaligen Vorgesetzten auf dem Schirm sah, erkannte er sofort, dass dieser wahrscheinlich gar nicht geschlafen

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