Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
gepanzerter Gestalten an Splett vorbei rannte, beschwerte sie sich bei Haark. Er wies sie darauf hin, dass er das Schiffskommando innehatte und für ihre Sicherheit verantwortlich sei. Sie musste sich auch hier geschlagen geben. Haark war sich sicher, dass sie die nächstbeste Gelegenheit nutzen würde, um es ihm heimzuzahlen. Für diese Frau gab es nur schwarz und weiß, nur die, die für sie waren, und jene, die ihr im Wege standen.
In der zweiten Woche ihres Fluges hatte Haark dann die Gelegenheit, so richtig in den Genuss von Beverly Spletts Charakter zu kommen. So wie er das Frühstück mit seinem Kernteam zu einer Routine gemacht hatte, versuchte er eine zweite Mahlzeit zusammen mit den Delegationsmitgliedern einzunehmen. Es war für ihn immer noch eine schwer zu begreifende Erfahrung, dass er auch zur Delegation gehörte, und das unter dem Kommando Spletts. Er wusste bis heute nicht, ob die Tentakel damit eine Strategie verfolgten.
Als er etwas zu spät die Messe zum Mittagessen betrat, saßen die anderen bereits am Tisch und aßen. Dabei hörten sie, einige mit erkennbarer Ermüdung, einem der zahlreichen Monologe Spletts zu, die, sobald sie mit mehr als nur einer Person sprach, sofort in einen Tonfall wie während einer Parlamentsrede verfiel. Haark holte sich sein Essen und setzte sich dazu, ohne den fruchtlosen Versuch zu unternehmen, sie durch eine Begrüßung zu unterbrechen.
»Ich finde es empörend«, untermauerte Splett ihren Ruf als galaktische Empörungsbeauftragte, wie ihre Kritiker sie spöttisch zu nennen pflegten, »und das sage ich bewusst als verantwortliche Leiterin der Friedensdelegation, dass wir an Bord dieses Schiffes von allen Seiten von Militär umzingelt sind. Diese Marinesoldaten sind eine Frechheit, stehen immer im Weg herum, und ich musste nach einem Gespräch mit dem Chefingenieur erfahren, dass dieser Transporter mit Raumwaffen ausgerüstet wurde!«
Splett machte eine Pause und sah Haark an. Der fühlte sich angesprochen, schluckte einen Bissen herunter und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. Dass er sich dabei so viel Zeit ließ, rief erkennbar das Missfallen Spletts hervor.
»Frau Vizedirektorin«, begann er schließlich. »Die Anwesenheit der Soldaten ist Ihnen ebenso wie die Bewaffnung der Takamisakari im Voraus mitgeteilt worden. Ich verstehe nicht, warum Sie sich nun darüber zum wiederholten Male aufregen. Sicher, die Übungen und Drills sind manchmal etwas anstrengend. Aber wenn unsere Soldaten eine Rolle spielen sollen, dann müssen sie einsatzbereit sein.«
»Einsatzbereit? Wofür? Wir sind auf dem Weg, um Frieden zu schließen!«
»Wir sind auf dem Weg, Verhandlungen zu führen. Ob sie zu Frieden führen, wird sich zeigen. Ich bin nicht so zuversichtlich wie Sie!«
Splett schnaubte. »Natürlich nicht. Sie sind ja auch einer von denen!«
»Ich bin natürlich anders als Sie, Frau Vizedirektorin.« Zum Glück , fügte er in Gedanken hinzu.
»Ich bin Soldat. Aber das heißt nicht, dass ich ein blindwütiger Kriegstreiber bin.«
»Ach!«, machte Splett. »Sie haben mit Ihrem Schiff einen unserer außerirdischen Besucher gerammt und vernichtet!«
»Dieser Besucher hat vorher eine Fregatte der Sphäre und eine unbewaffnete Minenstation zerstört.«
»Offensichtlich als Resultat eines Missverständnisses!«
»Sagt wer?«
»Die Aliens!«
»Und Sie glauben das so einfach?«
Splett sah Haark an, als habe sie in seinem Gesicht plötzlich einen widerlichen Ausschlag entdeckt.
»Wir alle wissen, wozu Sikorsky und seine Lakaien fähig sind! Der Kolonialkrieg hat es uns gezeigt. Sie selbst haben es am eigenen Leibe erfahren, als Sie Sikorsky in den Arm gefallen sind!«
»Ja, das habe ich. Und die Tatsache, dass ich Sikorskys Plan zur Bombardierung Danubas habe scheitern lassen, macht mich zu einem von denen?«
Splett starrte Haark giftig an. Sie mochte es sichtlich nicht, wenn man ihr eigenen Argumente gegen sie richtete.
»Ich glaube immer noch, dass die Sphäre diesen Krieg begonnen hat und wir alle die Opfer einer gigantischen Verschwörung sind, ausgelöst von den verdeckten Machenschaften und Fehlern einer kriegslüsternen kleinen Clique, die die Sphäre in ihrer Gewalt halten möchte!« Sie sah sich Beifall heischend um. Soerensen seufzte leise und führte eine Gabel voller Pasta zum Mund, wohl nicht zuletzt, um sich von einer Antwort abzuhalten.
Auch Haark hatte wieder zu essen begonnen. Verschwörungstheoretiker hatten ein extrem geschlossenes
Weitere Kostenlose Bücher