Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

habe ich auch, wenn ich mal den Abschied nehmen sollte, bevor ich die Altersgrenze erreicht habe. Sieht nach einem Kameraden aus, der vorzeitig ausgeschieden ist, aber ehrenvoll, nicht suspendiert.«
    »Kameradin«, korrigierte Lik.
    »Auch gut. Clopitzky, sende den Stammcode des Marinehauptquartiers. Den kennt jeder auswendig und vielleicht wird unser Gegenüber dann ja warm.«
    Der Sergent nickte und klappte ein winziges Tastenfeld aus, das er sofort mit bemerkenswertem Fingerspitzengefühl zu bearbeiten begann. Die Antwort kam diesmal prompt.
    »Mein Name ist Rahel Tooma, Marechal der …«
    »Tooma!«, entfuhr es Bersson. Er erhob sich aufgeregt. »Du alte Hexe! Hier bist du gelandet!«
    Für einen Moment rauschte nur Statik.
    »Sie wissen dann auch, warum ich gegangen bin?«, erkundigte sich die Stimme von der anderen Seite.
    »Weil du es nicht ertragen hast, dass ein mieses dummes Arschloch wie Barraso sich das Recht herausnehmen wollte, seine Zunge in deine Muschi zu stecken, ohne dich vorher um Erlaubnis zu fragen!«, bellte der Marechal. »Tooma! Scheiße, ich hab dich vermisst!«
    »Carl, bist du das?«, erwiderte nun die Stimme, erstmals nicht geschäftsmäßig, sondern mit Hoffnung.
    »Ich bin's, Rahel, und ich bin heilfroh zu hören, dass es dir gut geht.«
    »Carl, ihr werdet da verarscht.«
    »Bevor du weiter redest, ich bin hier nicht allein: Mit mir ist Capitaine Haark, unser kommandierender Offizier und ein paar weitere Offiziere und Soldaten. Wir sind hier weil …«
    »Carl, wir sollten das Gespräch nicht zu lange führen und uns lieber vertagen. Aber nur kurz: Ich bin auch nicht allein. Ich habe ein paar überlebende Milizionäre und etwas mehr als ein Dutzend Kinder und Jugendliche bei mir. Wir müssen hier weg, Carl. Und Ihr werdet von den Maden verarscht.«
    »Rahel …«
    »Die Menschen. Schaut euch die Menschen genauer an! Das sind nicht mehr als biologische Roboter. Das alles ist ein gigantisches potemkinsches Dorf. Verstehst du mich, Carl? Passt auf euch auf. Erneute Kontaktaufnahme nach Schema Rot. Du weißt doch, damals, als wir auf Kimball in der Scheiße saßen.«
    »Ich erinnere mich gut, Rahel. Schema rot, und du hörst von uns.«
    Ein Knacken ertönte und die Verbindung war unterbrochen.
    Haark sah Bersson auffordernd an. Der Marechal wirkte aufgedreht, wie ein kleiner Junge, der ein besonders großes, unerwartetes Geschenk bekommen hatte.
    »Marechal Rahel Tooma, zuletzt, wenn ich mich recht entsinne, im Dritten Luftlanderegiment auf Ambius stationiert. Hat vor einigen Jahren den Abschied genommen, nachdem sie einem aufdringlichen Offizier die Kniescheiben zerdeppert hat und dieser nicht einmal andeutungsweise verwarnt wurde, während sie beinahe vor das Kriegsgericht gekommen wäre – hätte besagter Offizier und seine Familie kein vitales Interesse daran gehabt, von seinen Vergewaltigungsversuchen nichts an die Öffentlichkeit geraten zu lassen.«
    »Und jetzt ist sie hier? Ist das glaubwürdig?«, hakte Lik nach.
    Bersson zuckte mit den Achseln.
    »Das kann ich nicht so richtig beurteilen. Tooma war immer recht eigenwillig, aber eine hochprofessionelle Soldatin mit untadeligem Leumund. Ich habe sie öfters getroffen und habe im Kolonialkrieg zwei Einsätze mit ihr durchgemacht. Ich kann nichts an ihr aussetzen. Das Letzte, was ich von ihr gehört habe, war eben, dass sie in den Ruhestand gegangen ist, vorzeitig, und sich irgendwo eine neue Existenz aufbauen wollte. Jetzt weiß ich, wo. Es erscheint mir nicht völlig abwegig. Auf Lydos ist sie weit weg von der Flotte und ihren Gegnern.«
    »Und sie gehört zu der Kategorie, die auch eine Invasion überstehen würde – das schließe ich zumindest aus Ihren Worten«, kommentierte Haark. Diesmal nickte Bersson enthusiastisch.
    »Daran besteht kein Zweifel. Und wenn sie auch noch eine Schar Flüchtlinge um sich versammelt hat, entspricht das ebenfalls dem Bild, das ich von ihr habe. Sie war immer sehr verantwortungsbewusst. Ich muss mit ihr unter vier Augen sprechen, aber bis jetzt habe ich nichts, was darauf hindeuten könnte, dass sie nicht echt ist.«
    »Gut, dann gehen wir erst einmal vom Besten aus. Natürlich passt das, was Marechal Tooma uns gesagt hat, gut in das Bild, das wir uns ohnehin von den Tentakeln und dieser diplomatischen Mission gemacht haben.«
    »Was hat sie damit gemeint, dass die Menschen, die wir gesehen haben, nur … wie hat sie es genannt? … biologische Roboter seien?«, murmelte Lik.
    »Das können