Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
Feststellung, als eine Frage.
»Hätte ich Zweifel, würde ich Ihnen dies hier gar nicht erzählen«, kam dann auch die erwartete Antwort.
»Das hat durchaus gravierende strategische Auswirkungen, aber ich kann noch nicht erkennen, was es für uns jetzt bedeutet!«
»Ich kann da rein!«, flüsterte DeBurenberg.
»Wie bitte?«
»Ich komme da rein. Ich kann sie abhören.«
»Wie soll das gehen?«
»Ich weiß es noch nicht genau. Aber es wird gehen.«
Der Wissenschaftler tippte sich an den Schädel.
»Ich habe ein Forschungsimplantat.«
Haark nickte. Alle herausragenden Wissenschaftler griffen – ebenso wie das Militär – auf eine Vielzahl an Implantaten für spezielle Aufgaben zurück.
Auch die frischen Operationsnarben hatten darauf hingewiesen. Haark war nicht voll aufgerüstet, aber Marinesoldaten etwa waren wandelnde Lagerstätten hoch gezüchteter Technologie.
»Ich habe auch eine sehr spezielle subkutane Pharmafabrik«, ergänzte DeBurenberg. Haark hob die Augenbrauen. Das wiederum war ungewöhnlich. Es ging über die Medikamentendepots unter ihrer Haut hinaus.
»Wozu das denn?«
»Zur … Erhöhung meiner Intuition.«
Das leichte Zögern war Haark nicht entgangen und er ahnte auch so, was damit gemeint war. DeBurenberg war, wie viele Soldaten und offenbar auch einige Wissenschaftler, im Prinzip ein Junkie, der die eigene Leistungsfähigkeit durch bewusstseinerweiternde oder stärkende Drogen erhöhte. Jeder zahlte dafür eines Tages den Preis. Dass DeBurenberg es für notwendig hielt, seine natürliche Brillanz bisweilen noch durch künstliche Maßnahmen zu verstärken, überraschte Haark etwas – aber es konnte dafür natürlich auch den einzigen und einfachen Grund geben, dass es ihn schlicht antörnte.
Und wer würde dem wissenschaftlichen Genie von Thetis so eine kleine Operation schon verweigern?
»Was hat Ihre … Aufrüstung denn nun mit der Möglichkeit zu tun, die Tentakelkommunikation abzuhören?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Wie …« Haark unterbrach sich selbst. Es machte offensichtlich keinen Sinn, tiefer in den Mann zu dringen. Er würde Auskunft über das geben, was er zu tun gedachte, wenn es soweit war. Damit blieb nur noch eine logische Frage.
»Wann?«
DeBurenberg starrte Haark an. Er machte für einen Moment den Eindruck, als hätte er die Frage gar nicht verstanden. Dann klärte sich sein Blick und es wurde offensichtlich, dass er sich über Haarks Frage Gedanken gemacht hatte.
»Ich brauche noch einen Tag.«
»Sie sollten Schlaf finden.«
»Nein.«
Die Erwiderung DeBurenbergs war dermaßen kategorisch, dass Haark beschloss, nicht auf etwas zu bestehen, was er ohnehin nicht durchsetzen konnte. Er erhob sich und verließ grußlos den Raum, wohl wissend, dass das Genie keine Höflichkeit erwartete.
27 Ambius
Josef Beck hasste Countdowns. Das war schlecht, denn sie verfolgten ihn sein gesamtes berufliches Leben, und das Militär liebte diese Methode. Auch wenn Computer mittlerweile das Zählen für die Besatzungsmitglieder übernommen hatten und die meisten Dinge, die sie ankündigten, ohnehin automatisch ausgelöst wurden, hatte sich diese Tradition bewahrt. Es gab nur wenig, was Beck mehr aufregte, als dieses enervierende Herunterzählen, das meist wenig Informationswert besaß und dessen ritualhafter Charakter von niemandem mehr hinterfragt wurde. Beck war nicht in der Position, etwas abzuschaffen, dessen Unabwendbarkeit von jedem anderen erwartet wurde, und so hockte er in seinem Kommandosessel und lauschte ergeben der synthetischen Stimme des Bordcomputer, wie sie Zahlen rückwärts vorlas.
Das Ereignis, das dadurch angekündigt wurde, war allerdings von zentraler Bedeutung. Sobald die Computerstimme ein seelenloses »Null« verkündete, würde die Flotte aus dem Tunnel der ER-Brücke nach Ambius fallen. Mit Glück würde die strategische Zentrale die Downloads der Spionsonden erhalten und einer der vorbereiteten Angriffspläne würde passen. Mit Pech würden schlicht reichhaltig vorgewarnte Tentakelschiffe am Ende des Transits auf sie warten und die sich noch orientierende Flotte zerschreddern. Der Mangel an Informationen war das zentrale Problem aller Angriffspläne gewesen und hatte nicht nur Beck bis zum Schluss Kopfschmerzen bereitet.
Zustand und Bereitschaft seines Schiffes, der Julian Apostata , machten ihm weniger Sorgen. Er hatte die lange Wartezeit gut genutzt. Er war nicht hundertprozentig zufrieden in Relation zur theoretisch
Weitere Kostenlose Bücher