Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
Vom Netzwerk:
lag es auch am Adrenalin, das mir immer noch durch die Adern floss. Der Alkohol rauschte wie Chlorwasser in meinen Ohren, der Rücken meiner Nase wummerte in dunklem Rot und meine durch die Hitze verquollenen Füße schwollen langsam wieder ab. Ich lag rücklings auf der Matratze, starrte an die Decke und konnte nicht einschlafen.
    Richard Pfeiffer war 45 Jahre alt und seit 15 Jahren Wirtschaftsprüfer in einer international agierenden Unternehmensberatung aus Essen. Am Montagabend war er aus dem Haus gegangen und nicht wieder zurückgekommen. Ulrike Pfeiffer klärte die dösige Annegret vom KK 11 darüber auf, dass es Probleme in der Ehe gegeben und ihr Mann bereits mehrmals angekündigt hätte, sich irgendwann ohne sie ein Lotterleben in der Karibik zu gönnen. In der Nacht seines Untertauchens schickte er ein paar E-Mails in der Firma herum, er wäre ›dann mal weg‹. Seine Frau, mit der er 26 Jahre verheiratet war, bedachte er mit keiner Nachricht. Der Fall wurde von der Polizei aufgenommen, überprüft und abgelegt, da es hier an verbrecherischer Energie mangelte.
    »Der macht jetzt erst mal Urlaub auf Hawaii und wird in ein paar Wochen wieder auftauchen, um die Scheidung klarzumachen«, sagte Sascha zum Abschluss.
    Sascha mochte Ahnung von Scheidungen haben. Trotzdem war ich anderer Ansicht. Meiner Meinung nach hatte die Pfeiffer ihren Mann im Schlafzimmer umgelegt. Aber das hatte ich Sascha nicht erzählt. Noch nicht.
     
    Gegen acht Uhr morgens schlug ich die Augen auf. Zuerst tat mir die Nase weh. Kurz darauf spürte ich ein Ziehen in meinem Rücken und zuletzt, als ich meine Arme durchstreckte, fühlte ich die sonnenverbrannte Haut auf meinen Schultern, die sich rot und spröde in Falten legte. Ich stand auf und betrachtete mich im Spiegel. Mein Riechkolben war im oberen Drittel blau. Unterhalb lief die Haut bereits gelb an.
    Der Tag konnte nur noch besser werden.
    Nach einer kurzen Dusche stieg ich über den Wäscheberg vor dem Schrank, schlüpfte in knielange Jeansshorts und zog ein sonnengelbes Trägertop über, auf dem ›Blondetten for President‹ stand. Ich zerrte am Rollladengurt, riss sämtliche Fenster auf und klopfte oberflächlich meine Bettdecke aus
    Anschließend ging ich nach draußen zur Bäckerei im Nachbarhaus und kaufte mir eine Puddingschnecke, die ich direkt vor dem Haus verspeiste. Wieder in meiner Wohnung angekommen rief ich Metin an und bat ihn, mich abzuholen.
    15 Minuten später hupte er vor meiner Tür.
    »Was macht die Nase?«, fragte er, als ich die Beifahrertür aufriss. Autos tuteten hinter uns, weil Metin mit seinem Wagen auf dem rechten Fahrstreifen hielt.
    »Sie tut weh.«
    »Arme Rollo. Aber in so einem Job muss man das abkönnen.« Wenn Metin guter Dinge war, nannte er mich Rollo. Wenn ich Mist gebaut hatte, schimpfte er mich seinen blonden Äther. Ich hatte keine Spitznamen für Metin. Vor meinen Eltern nannte ich ihn nur den gedrungenen Türken mit Topflappenstirn.
    »Richard Pfeiffer ist untergetaucht!«, platzte es aus mir heraus. »Er hat vor zwei Tagen das Haus verlassen und ist nicht mehr zurückgekommen. Seine Frau sagt, er hätte sich aus dem Staub gemacht.«
    »Kein Wunder, bei der Ollen.«
    »Ich glaube, sie hat ihn umgelegt.«
    Metin haute den vierten Gang rein. »Meinetwegen kann sie ihn in Scheiben geschnitten und auf den Grill gelegt haben. Für Richard in Scheiben haben wir keinen Auftrag, ergo bekommen wir dafür auch keine Kohle, klar?«
    Ich nickte.
    »Und wir wollen doch Kohle verdienen, oder?«
    Ich nickte erneut. Metin schüttelte den Kopf und stieß leise türkische Flüche aus. Seine Ohren schlackerten wie loses Fleisch und seine Geheimratsecken funkelten in seichtem Rosa. Wahrscheinlich wusste er bereits, dass mir seine Predigt über Kohle und Grillfleisch gehörig am Allerwertesten vorbeiging.
     
    Kurz nach neun schloss Metin den Laden auf. Die Sonne stand bereits günstig und ihre Strahlen spiegelten sich vergnügt auf den Motorhauben parkender Anwohnerautos. Ein Wolkenfetzen verkroch sich hinter den Dächern, ein seichter Wind blies mir die kinnlangen Haare ins Gesicht und begleitete mich in die Detektei.
    »Was zur Hölle willst du eigentlich so früh hier?«, erkundigte er sich.
    »Ich will mein Auto zurück.«
    Metin schnaufte überzogen, schaltete die Klimaanlage an und schubste seinen gedrungenen Körper zum Telefon. Er ließ das Gespräch über den Lautsprecher laufen. Eine Stimme mittleren Alters meldete sich. »Ragip, was macht das

Weitere Kostenlose Bücher