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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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gebrauchen.«
    »Dachte ich mir«, sagte ich leise und stieg schnell wieder ins Auto. Muttertag abgehakt.

4.
    Am Montag gönnte ich mir den Luxus, nicht vor elf im Büro aufzuschlagen. Es schien mich auch keiner vermisst zu haben. Als ich eintraf und mir die mitgebrachte Strickjacke über die Schultern schlug, grüßte mich niemand.
    »Hallo?«, gellte ich in die Runde und stopfte meine Arme durch die Ärmel.
    »Hm.« Corinna hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und ihre Beine vor der Klimaanlage ausgestreckt. Auf ihren geschlossenen Lidern ruhte ein Erfrischungstuch der Variante Kölnisch Wasser. Die Schnürsenkel ihrer Turnschuhe wackelten im Wind des Klimagerätes, ihre Knöchel waren von der Kälte bereits blau angelaufen. Sie schnarchte nicht, aber ihre Nasenflügel vibrierten lautlos. Metin zuckte mit der Hand, als er mich bemerkte und ich nahm an, dass es ein Winken war. Dann widmete er sich schnell wieder seinem Schoß und fingerte an seinem Handy herum. Ich betrachtete den Aktenstapel laufender Fälle auf Corinnas Schreibtisch, der mich nur sekundär tangierte, da Metin mich einerseits nicht auf Fälle ansetzte, die sich außerhalb der Sphären des drögen und ungefährlichen Versicherungsbetruges abspielten. Andererseits hatte ich bereits einige andere Dinge auf dem Plan, wie unter anderem, dem Arbeitskollegen von Richard Pfeiffer einen Besuch abzustatten. Also machte ich auf dem Absatz kehrt und wollte das Weite suchen.
    »Was steht an?«, fragte Metin ohne aufzusehen.
    »Ähm. Ich fahre zum Sachverständigen. Sein Gutachten steht immer noch aus«, gab ich Auskunft.
    »Was ist mit der Fußhupe?« Er legte sein Handy beiseite.
    »Die wohnt beim Exmann. Ich konnte ihn noch nicht ausfindig machen.«
    Genau genommen hatte ich gar keine Lust, ihn ausfindig zu machen.
    »Das kann die faule Tröte machen.« Er zeigte auf Corinna. »Die wird dir seine Adresse aufs Handy schicken.« Mit einer huschenden Handbewegung jagte er mich aus dem Büro.
    Draußen war es relativ kühl und ein gleichmäßig schwacher Wind blies mir über die Schultern. Regen kündigte sich an. Der Twingo stand exemplarisch auf dem Parkstreifen vor dem Laden. Vor und hinter ihn hätte jeweils noch ein Wagen gepasst, doch die Gefahr einer Taubendreckinfektion war den Fahrern augenscheinlich doch zu groß. Ich stieg ein, faltete mich auf dem Sitz zusammen, drehte das Radio auf und ließ den Motor an.
    Das Büro des Sachverständigen Hermann Sieke befand sich im östlichen Teil der Stadt, in Langendreer. Mit ihm hatte ich schon einmal das Vergnügen. Er bewertete Grundstücke und beurteilte Schäden, die durch Brände, Explosionen, höhere Gewalt oder Wasser verursacht worden sind. Er war ein relativ genügsamer Kauz, aber ihm saß hin und wieder die Zunge locker. Eine Eigenart, mit der er einen echt auf die Palme bringen konnte.
    »Guten Morgen, Sie. Kennen wir uns nicht?« Sieke schubste mit dem Zeigefinger seine randlose Brille hoch, als er mich erkannte. Er war glatt rasiert, trug einen aschblonden Haarkranz und das Licht der Deckenleuchte, die direkt über ihm baumelte, reflektierte auf seiner glänzenden Platte. Untermalt wurde das Bild von einem halb runden Plüschbärgrinsen sowie zwei prallen Backen.
    Sieke arbeitete in einem mit Fassade überzogenen Container mit vier Fenstern und einer Schwingtür. Der Klotz maß fünf mal fünf Meter und hatte weder Toilette noch Kochnische. Ich wusste nicht, wohin Sieke zum Pinkeln ging. Was ich allerdings wusste, war, dass er eine Schwäche für Döner hatte. Denn immer, wenn ich bei ihm aufschlug, stank der ganze Container nach Dönerfleisch und Zwiebeln. Ich musste ein Würgen unterdrücken. Ich hasste Döner.
    »Guten Morgen. Ich bin Esther Roloff. Ich arbeite für Tozduman Securities.«
    »Ach ja, jetzt fällt es mir ein!« Seine Handfläche klatschte gegen die Stirn. »Also, was gibt’s?«
    »Wie wär’s, wenn Sie für den Anfang ein paar Fenster aufmachen?«
    Er blinzelte.
    »Es hilft meiner Klaustrophobie«, log ich.
    »Aha.« Er räusperte sich. »Aber warum sollten Sie Ihrer Krankheit helfen wollen?«
    »So meinte ich das nicht. Ich will mir helfen.«
    »Sie meinen wohl eher, dass ich Ihnen helfen soll, Ihre Krankheit in diesem Klotz hier im Zaum zu halten.«
    Am liebsten hätte ich gleich wieder kehrtgemacht. »Genau.«
    Endlich schwieg er, stand auf und öffnete das Fenster unmittelbar neben sich. Es half nur bedingt, denn draußen stand die Luft.
    »Also. Wie kann ich Ihnen sonst

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