Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
noch helfen, Frau Roloff?«
»Sie haben einen Fall von mir begutachtet. Den Haftpflichtschaden von Marisa Nowak. Ein perforiertes Wasserbett.«
Sieke zwinkerte langsam und seine Maulwurfspupillen bewegten sich von einer Ecke in die andere. Plötzlich regte sich etwas in seinem Blick.
»Ach!« Erneut klatschte seine Handfläche gegen die Stirn. Sie war schon ganz rot. »Die zwei Frauen und der Hund, richtig?«
Ich nickte und Sieke brach in Gelächter aus. »Ja, die Unterlagen habe ich hier. Das Gutachten muss aber noch getippt werden.« Er öffnete die oberste Schublade und hielt mir eine Kompaktkassette hin.
»Und jetzt? Soll ich es tippen?« Ich war völlig perplex.
Sieke rollte seine Augen und kloppte sich die Kassette gegen die Stirn. Ein roter Striemen bildete sich quer über seiner rechten Augenbraue.
»’tschuldigung«, sagte er und pfefferte die Kassette in die Schublade.
»Haben Sie auch Fotos gemacht?«, fragte ich.
»Klaro.« Er griff in die Schublade und gab mir einen Stapel hochglänzender Bilder. Ich setzte mich ihm gegenüber in einen ferrariroten Regiestuhl, der in der Mitte ordentlich durchhing. Die Fotos dokumentierten den Weg, den das Wasser aus dem Schlafzimmer heraus genommen hatte. Ich betrachtete nasse Wände, nasse Holzböden und die aufgequollenen Füße diverser Holzmöbel.
»Wo ist der Teppich im Flur?«, quetschte ich ihn aus.
»Da gab’s keinen mehr, als ich kam.« Er beugte sich über die Tischplatte, lehnte seinen Oberkörper auf die verschränkten Arme und reckte sich neugierig nach vorn, seinen Fokus direkt auf meinen Ausschnitt gerichtet.
»Sind das die einzigen Fotos, die Sie von dem Bett gemacht haben?« Ich hielt ihm drei Fotografien unter die Nase und er nickte mehrmals. Ein Nicken nutzte er, um sein Nasenfahrrad zurechtzurücken.
»Die Löcher sind aber kaum zu erkennen«, nörgelte ich.
»Aber Miss Marple«, mahnte er mich plötzlich, nahm die Brille von der Nase und faltete sie mit seinen speckigen Fingern zusammen. »Lernen Sie denn gar nichts in der Detektivschule? Die Löcher sind doch völlig belanglos. Was Sie tun müssen, ist, nach dem Warum zu fragen.«
»Warum?«, wiederholte ich.
Er schaute an die Decke. »Warum.«
»Warum schauen Sie an die Decke?«, fragte ich.
»Warum sitzen Sie in meinem Büro?«, fragte er.
»Ich muss den Fall aufklären.«
»Warum?«
»Die Versicherung sieht Ermittlungsbedarf.«
»Warum?«
»Weil sie es als unwahrscheinlich erachtet, dass der Hund diesen Schaden verursacht hat.«
»Warum?«, quäkte er weiter.
Gereizt ballte ich unter der Tischplatte die Hände zu Fäusten. »Weil der Hund nur einen Zahn hat.«
»Ha!« Plötzlich sprang Sieke auf und sein Dickbauch flog mir wie ein aufgeplatzter Airbag entgegen. »Reingefallen!«
Vor Schreck fiel ich fast vom Stuhl.
»Das war die falsche Antwort.«
»Was? Warum?«
»Da! Jetzt haben Sie es auch drauf.« Mit Daumen und Zeigefinger formte er eine Pistole, zielte auf mich und drückte ab.
»Okay, Sherlock. Weihen Sie mich ein.«
Er setzte sich wieder. »Die richtige Frage lautet: Warum wurden zwei Räume und das Treppenhaus überschwemmt?«
»Es waren Löcher in der Matratze.«
»Die hätte man stopfen können«, konterte Sieke und parkte seine Hände am Hinterkopf.
»Warum haben sie die Löcher nicht gestopft?«, präzisierte ich.
Sieke warf die Hände in die Luft. »Ganz genau!« Mit einem Patsch fielen sie auf die Tischplatte. »Das ist die richtige Frage.«
Ich stutzte. »Und wie lautet die Antwort?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte er.
Ich seufzte. »Sie glauben, dass sie absichtlich das Wasser laufen gelassen haben, oder?«
Er runzelte die Stirn und wedelte mit seinen Händen. » Ich bin nicht der Detektiv.«
Na super.
»Also gut.« Ich richtete mich auf, was in dem durchhängenden Regiestuhl gar nicht so einfach war. »Was für einen Eindruck machte denn Frau Pfeiffer auf Sie? War sie irgendwie seltsam?« So wie eine Frau, die ihren Mann umgelegt hat?, dachte ich.
Sieke genoss die Show, rekelte sich ausgiebig und faltete die Hände wieder hinter seinem Kopf zusammen. »Mein Eindruck war, dass diese Frau zum Windeln wechseln den Kammerjäger ruft.« Er stieß ein schepperndes Lachen aus. Dabei wackelte sein ganzer Körper und ein paar dünne Haare flogen auf.
»Hatten Sie vielleicht den Eindruck, Sie hätte irgendetwas zu verbergen?«, fragte ich weiter. Eine Leiche vielleicht?
Seine Maulwurfsaugen waren nachdenklich auf mich gerichtet. Dann
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