Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Kiefermuskeln traten hervor, was ein Indiz dafür war, dass er die Zähne zusammenbiss. »Was haben Sie gestern vor dem Haus von Hugo Sachs gesucht?«
Ich schilderte ihm mein Gespräch mit der Assistentin Kamphausen sowie meine Begegnung mit dem Audi hinter dem Garagentor. Von der Prügelei musste er nichts wissen. Als ich fertig war, starrte er eine Weile auf meinen Gipsfuß, seinen Bleistift fest zwischen den Fingern verkeilt.
»Ich sage Ihnen jetzt, wie ich darüber denke«, kündigte er an, lehnte sich tief in den Stuhl zurück und warf den rechten Fuß über das linke Knie. »Für die Befragung von Kamphausen und Sachs hatten Sie keinen Ermittlungsauftrag. Wie Sie dennoch an Ihre Informationen gelangt sind, lasse ich erst mal dahingestellt. Vermutlich haben Sie diese Leute belogen oder in dem Glauben gelassen, Sie wären zu diesen Handlungen befugt.«
Ich biss mir auf die Unterlippe. Seine mandelförmigen Augen starrten, als suche er nach Denkanstößen unter meiner Hirnrinde.
»Ich rate Ihnen dringend, sich zukünftig nicht mehr einzumischen und keine eigenmächtigen Ermittlungen oder Verdächtigungen anzustellen. Es ist Zeitverschwendung, es behindert die Ermittlungen der Polizei und, wie es Ihr Chef so nett ausgedrückt hat, es ist nicht Ihr Job.«
Ich nickte demütig.
»Sie werden vom Gewerbeamt als Privatermittlerin geduldet . Noch ein paar mehr von diesen Albernheiten und ich werde dafür sorgen, dass Ihnen die Gewerbeerlaubnis entzogen wird.«
Erneut nickte ich pflichteifrig und rollte meine Finger ein.
»Na gut. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«
Abgesehen davon, dass ich illegal eine Knarre in der Handtasche trug, mit einem ordnungswidrig gemeldeten Auto fuhr und mich wahrscheinlich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht hatte, indem ich zu einem Besoffenen ins Auto stieg? »Nein, eigentlich nicht«, antwortete ich.
»In Ordnung.« Eifrig stapelte Ansmann seinen Papierkram aufeinander. »Das war’s. Sie können gehen.«
Ich war einigermaßen erleichtert, aber auch enttäuscht. Ich hatte mir mehr aus diesem Gespräch erhofft. Bilateralität zum Beispiel.
»Hat Hugo Sachs irgendetwas ausgesagt?«, fragte ich sehr vorsichtig und untermalte mein Anliegen mit einem geschmeidigen Augenaufschlag.
Ansmann musterte mich unterkühlt. »Er verweigert die Aussage.« Seine linke Hand wies mir die Tür. »Und jetzt gehen Sie nach Hause und kurieren Sie Ihren Knöchel aus. Die Sache ist für Sie erledigt.«
7.
Angenervt humpelte ich über den Parkplatz. Mein Fuß juckte unter dem abgebröckelten Gips und ein Schweißrand bildete sich am Knöchel. Gregor lehnte derweil gegen sein Taxi und rauchte eine Fluppe. Er trug eine Baseballkappe und die dunklen Locken quollen unter der Mütze hervor. Als ich mich ihm näherte, schnippte er die Kippe auf den Parkplatz.
»Alle Fragen beantwortet?«, erkundigte er sich und richtete die Kappe gegen die Sonne aus. Sein trüber Blick schien langsam wieder klar zu werden und auch seine Stimmung war etwas aufgehellt.
»Das waren keine Fragen, das war eine Maßregelung«, schimpfte ich und stieg sofort in das Taxi. Gregor ließ sich in den Fahrersitz plumpsen und knallte mit Elan die Tür zu.
»Das dachte ich mir«, sagte er und grinste schwach.
»Kennen Sie Edgar Ansmann?«
»Wir hatten flüchtig miteinander zu tun.«
Was heißen könnte, dass Ansmann ihn vielleicht mehr als einmal in den Knast gebracht hatte. Er ließ die Zündung an und steuerte das Taxi vom Parkplatz.
»Wo fahren wir hin?«, fragte ich.
»Zu Bernhard Nowak.«
Herrlich.
»Was soll das werden? Sind Sie jetzt mein Anstandswauwau?«
Gregor schwieg.
»Außerdem habe ich Hunger«, maulte ich.
»Das erledigen wir im Anschluss.«
Ich hielt den Kopf aus dem Fenster. Eigentlich war es mir nicht ganz unangenehm, dass ich jemanden hatte, der mich durch die Weltgeschichte kutschierte. Ein müffelndes Taxi war immer noch besser, als mit dem Gips am Bein die Linienbusse abzuklappern. Es war reine Formsache, dass ich gegen Metin ordentlich vom Leder zog. Schließlich hatte er mich vor Gregor diffamiert und der Pseudopenner sollte nicht den Eindruck haben, ich ließe alles mit mir machen.
»Meinetwegen«, lenkte ich also ein. »Aber diesmal entscheide ich, wo wir was essen.« So eine Überraschung wie vor der Mafia-Chinabude wollte ich nämlich nicht noch einmal erleben.
Gregor fuhr uns zu einem Neubaukomplex in Gelsenkirchen-Rotthausen. Die Hausfassaden waren weiß
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