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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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zur Sozialversicherungsangestellten Zeit meines Lebens bei einer Krankenkasse gearbeitet hatte und mich mit Versicherungen auskannte. Damals habe ich ihm diese Version abgekauft. Mittlerweile wusste ich es besser: Als Detektivin war ich mit meinem Grundgehalt plus Provision nicht nur günstig zu unterhalten, sondern allem voran war ich auch noch schrecklich naiv gewesen zu glauben, Metin hätte Qualität.
    »Ich möchte mich in der Verbrechensbekämpfung profilieren«, erklärte ich aufgeblasen.
    »Und warum arbeitest du dann nicht in der Bullerei?«
    »Ich war bei der sportlichen Aufnahmeprüfung zu langsam.« Corinna prustete vor Lachen und ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
    »Gut, dass du für den größten Verbrecher im Revier arbeitest.« Ein schwarzer Fingernagel zeigte auf mich.
    Ich wippte von einer Arschbacke auf die andere. »Sag mal, kennst du eigentlich diesen Gregor?«, fragte ich sie.
    »Wen?«
    »Den Typen, der dich mit meinem Twingo nach Hause geschickt hat.«
    »Ach der . Seit ich im Laden arbeite, habe ich die Type zwei Mal ein und aus gehen sehen. Ziemlich abgewrackter Kerl.«
    »Weißt du irgendetwas über ihn?«
    Sie zuckte mit den Schultern und zog eine geringschätzige Schnute. »Hab gehört, der war im Knast. Eine ganze Weile. Sonst nichts.«
    Na toll. Erst Polizist, dann Knacki. Es wurde immer undurchsichtiger.
    Corinna gähnte. Die Konversation hatte sie überanstrengt. Ihre Lider wurden wieder schwer und hingen schlaff über ihren Pupillen. Doch plötzlich zeigte sie träge aus dem Seitenfenster. »Da ist doch dieser Heini.«
    Und tatsächlich. Roland Hegel stand in der Tür und ordnete sorgfältig ein paar Brötchen in einer Papiertüte. Er war ordentlich gekleidet und ein Rucksack hing von seinem Rücken herab. Er ging die Straße hinunter, direkt zu seinem Auto. Wir glotzten ihm hinterher, als wären wir Elvis persönlich begegnet. Als Hegel seinen blauen Opel Astra startete, schüttelte ich Corinna in der Erwartung, sie würde die Verfolgung aufnehmen. Sie drehte den Zündschlüssel, ließ die Kupplung kommen und der Twingo machte keuchend einen Satz nach vorn. Dann war alles aus.
    »Was war das?«
    »Er ist mir abgesoffen«, nölte Corinna.
    »Du hast den falschen Gang drin!«, fauchte ich und rüttelte an dem Schalthebel. Corinna legte den ersten Gang ein und wiederholte die Prozedur, diesmal mit Erfolg. Mit Vollgas wetzte sie die Straße hinunter und bog in die Vorfahrtsstraße ein. Sie flog über einen Zebrastreifen und heizte an einem Stoppschild vorbei. In Windeseile schloss sie so nah auf den Astra auf, dass ich Hegels Augenfarbe im Spiegel erkennen konnte.
    »Meine Fresse«, sagte ich leise.
    Hegel hielt vor einem Einfamilienhaus an den Grummer Teichen. Corinna fuhr an ihm vorbei und bog in die nächste Querstraße ein. Sie parkte auf dem Seitenstreifen, wir stiegen aus und hetzten bis zur Kreuzung wieder hoch. Doch wir hatten die Gelegenheit verpasst. Hegel war bereits ins Haus verschwunden.
    »Verdammte Hacke. Und jetzt?«, fragte Corinna.
    »Sieht mir nach einem ganz normalen Besuch aus«, schlussfolgerte ich. »Ich glaube nicht, dass er dort schwarzarbeitet.«
    »Wir sind also fertig für heute?«
    »Ich weiß nicht.«
    Ich hatte so ein Gefühl. Ich betrachtete das Haus. Es war rundherum freistehend, eine echte Rarität in Bochum. Am Rande des gegenüberliegenden Bürgersteiges wucherten ein paar dickstämmige Nussbäume, die der angrenzenden Parkwiese nachmittags Schatten spendeten. Ich humpelte langsam an dem Haus vorbei und vergewisserte mich, dass niemand vor, um oder hinter dem Haus herumwuselte. Dann ging ich über die Straße.
    Die Äste des Haselnussbaums waren dick und wuchsen tief hinunter bis zum Boden. Als Kind war ich häufig auf den Nussbäumen in einem winzigen Park geklettert, einem Hundeklo sowie Treffpunkt für bezechte Frührentner. Mein Herz wurde leicht, als ich die Kindheitserinnerungen in meinem Gedächtnis wiederaufleben ließ. Ich griff nach dem niedrigsten Ast, schwang mein Gipsbein hinüber und umklammerte das Holz wie ein Rucksackteddy mit Klettverschluss. Noch ein Feuerchen unter meinem Hintern und ich würde einen super Spießbraten abgeben.
    »Hilf mir hoch!«, bat ich Corinna und sie stieß mit beiden Händen meinen Hintern an. Ihre spitzen Fingernägel bohrten sich in mein Sitzfleisch. Als ich aufrecht saß, kletterte ich weiter und verhedderte meinen Klotzfuß bisweilen in den dünnen Verzweigungen der jungen Triebe. Auf Höhe der

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