Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
niemanden in Bochum-Höntrop. Hatte Höntrop seine eigene Buffalo-Gang? Vielleicht trieben dort Graffitidosen ihr Unwesen und bedrohten meinen Wagen mit uringelb, kackbraun oder, noch schlimmer, rosa. Ein rosa Twingo. Wenn Metin einen rosafarbenen Twingo vor seiner Tür parken sähe, könnte ich meinen Job endgültig an den Nagel hängen.
Als Zweites trieben diverse Gedanken über Gregor ihr Unwesen in meinem Kopf. Gregor rauchte wie ein Schlot, stank wie fünf Liter abgestandenes Abwasser und war gut Freund mit Asbach und Krombacher. Das Beste, was er von der Bochumer Polizeiwache kennen müsste, war die Ausnüchterungszelle. Stattdessen schwang er den Dirigierstab und gab den Polizeibeamten Aufgaben. Warum sollten sie das hinnehmen, wenn er nicht einer von ihnen war? Diese Trunkenboldfassade stand ihm nicht. Er war gebildet und klug. Und auch, wenn der Konsum von Zigaretten und Alkohol nicht gerade förderlich für seine Gesundheit war, so passte er zumindest auf, dass er konditionell nicht schlapp machte. Allmählich machte mich seine Geheimnistuerei madig. Ich googelte seinen Spitznamen, doch die Suchmaschine filterte nur japanische Mehlsorten heraus. Es lag in meiner Natur, diesem Panko auf die Spur zu kommen. Ich konnte gar nicht anders. Es war schließlich mein Job.
9.
Am Donnerstag war der Himmel wolkenverhangen und die Sonnenstrahlen stießen wie Nadelstiche durch die dichte Wolkendecke. Trotzdem reichte es für ein T-Shirt mit einem Che-Guevara-Motiv. Es war sechs Uhr morgens, und Corinna und ich warteten bereits seit einer Stunde darauf, dass Roland Hegel endlich die Fliege machte.
Wir warteten im Twingo, den Corinna mir unversehrt von Höntrop zurückgebracht hatte. Eigentlich wartete nur ich, denn Corinna schlief und machte dabei komische Geräusche. Sie schnarchte nicht. Es klang vielmehr, als würde man auf einem Blasebalg herumtrampeln.
Allmählich spürte ich meine Beine nicht mehr. Ganz zu schweigen von meinem Hintern, der sich wie erkalteter Kochtopfpudding an den Beifahrersitz schmiegte. Ich breitete meine Arme aus und sofort machte sich der Sonnenbrand auf meinem Nacken und zwischen den Schulterblättern bemerkbar. Meine Fingerspitzen berührten Corinnas Wange und sie muckte auf, fletschte die Zähne, rümpfte die Nase und riss die Augen auf. Sie sah sich um und ließ den Kopf zwischen ihren Schultern kreisen.
»Mein Hintern ist eingeschlafen«, klagte sie mit einem quengeligen Unterton.
»Noch eine Stunde.«
»In einer Stunde sind mir die Beine abgefallen. Wie hältst du das nur aus?«
Ich schmunzelte. »Ich denke dabei an ganz andere Dinge.«
»Meinst du Sex?«
Ich guckte sie konsterniert an. »Wie kommt eine junge, hübsche Dame wie du eigentlich dazu, bei einem gedrungenen Türken mit Topflappenstirn die Ausbildung zu machen?«, lenkte ich ab.
»Ich habe mal für eine Weile mit seinem Sohn rumgemacht.«
»Metin hat einen Sohn?«
Corinna schaute mich an, als säße ein Truthahn auf meinem Hals. »Willst du mich veräppeln?« Abermals durchleuchtete sie mich mit diesem abschätzigen Blick. »Herr Tozduman hat eine dralle Ehehälfte und fünf Sprösslinge. Mit dem ältesten und dünnsten, Mehmet, bin ich ein halbes Jahr gegangen. Doch dünne Leute sind nicht gleich klüger, verstehst du?«
Ich nickte, auch wenn ich überhaupt keine Ahnung hatte, was sie meinte.
»Hast du alle seine Kinder gesehen? Ich meine, warst du bei ihm zu Hause ?« Ich war völlig perplex. Irgendwie hatte ich mir Metins Privatleben ganz anders vorgestellt. Ich dachte, er würde allein in irgendeiner Baracke an den Kruppwerken leben und sich hin und wieder eine Prostituierte kommen lassen, wenn er zwischendurch ganz dick Kohle gemacht hat.
»Klaro. Vier Jungs und ein Mädel. Oder dachtest du, Cheffe würde in irgendeiner Tropfsteinhöhle wohnen?«
Wir schwiegen für ein paar Sekunden.
»Ich verstehe nicht, wie Metin mit dem Umsatz aus seiner Detektivklitsche eine Großfamilie ernähren und dazu noch C-Klasse fahren kann«, wunderte ich mich.
»Ist schon komisch, oder?«, sagte sie und hatte erneut dieses Funkeln in den Augen. »Und was ist mit dir? Warum arbeitest du bei Metin?«
Ich schürzte die Lippen. Die Wahrheit wäre gewesen, dass Metin schlichtweg der Einzige war, der mich einstellen wollte. Ich hatte weder eine entsprechende Ausbildung noch irgendwelche Vorkenntnisse in Sachen Sicherheit und Wachdienst. Nach Metins Aussage lag mein einziger Marktvorteil darin, dass ich nach meiner Ausbildung
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